Eine Liebe fürs Leben
einen ellenlangen Streit anzettelte, während er das Taxameter laufen ließ.
„Ich bin in zehn Minuten zurück“, warnte sie. „Und wenn ich zurückkomme, hast du besser ein paar Antworten für mich parat!“
„Jawohl, Ma’am!“, erwiderte Riccardo mit trügerischer Freundlichkeit.
Charlotte gab ein ersticktes Geräusch von sich. Es war ihr keineswegs entgangen, wie Riccardo mit dem Taxifahrer im Rückspiegel einen Blick ausgetauscht hatte, der besagte: Frauen, wer soll die schon verstehen!
Ja, vielleicht war ihr Leben ein bisschen langweilig, vielleicht fehlte etwas Essenzielles, aber es war unendlich friedlich. Und friedlich war gut. Oder etwa nicht?
7. KAPITEL
Gina schwebte natürlich auf Wolke sieben, als sie erfuhr, dass sie ihre letzte Stunde schwänzen durfte – und ausgerechnet Mathe! Noch begeisterter war sie allerdings bei der Aussicht, den Nachmittag mit ihrem neuen Dad zu verbringen.
Charlotte blickte auf das munter auf und ab hüpfenden kleine Mädchen und lächelte. Es war eine Überraschung für sie, wie selbstverständlich Gina Riccardos Gegenwart akzeptierte. Charlotte hatte ihr erzählt, dass ihr Vater wegen seiner Arbeit im Ausland bislang nicht bei ihnen gewesen war, doch dass sich das nun geändert hatte und Riccardo überglücklich war, Gina endlich kennenzulernen. Mit absolutem kindlichem Vertrauen hatte die Kleine diese Geschichte geschluckt. Wenn sie ein paar Jahre älter gewesen wäre, hätte die Sachlage vermutlich ganz anders ausgesehen.
Nachdenklich betrachtete Charlotte die strahlende Miene ihrer Tochter. Riccardo war innerhalb weniger Tage zu einer wichtigen Figur in Ginas Leben geworden. Unweigerlich rief diese Erkenntnis Schuldgefühle in Charlotte hervor, und sie verstand Riccardos Zorn.
Er wartete im Taxi auf sie. Sobald sie zu ihm auf die Rückbank geklettert waren, wandte er sich an Gina und fragte sie lächelnd, wo sie gerne hinfahren würde. Als seine Tochter ihn fragend ansah, erklärte er ihr geduldig, dass in ihrem Haus derzeit „einige Arbeiten“ stattfanden und sie erst später wieder dorthin gehen konnten.
„Arbeiten?“, fragte Charlotte, die bei diesem Wort die Ohren spitzte. „Ich hoffe, das hat nichts mit irgendwelchen überdimensionierten Geschenken für Gina zu tun …“ Sie sah bereits eine gigantische Computeranlage vor sich, oder ein riesiges Heimkino im Schlafzimmer der Kleinen. Manchmal tendierten Väter mit unbegrenzten finanziellen Mitteln dazu, ihre Kinder mit Geschenken zu überschütten. Wenn das so war, musste sie dem gleich von Anfang an Einhalt gebieten.
„Nicht wahr, Gina, wir wissen ganz genau, dass Geschenke nur zu besonderen Anlässen gemacht werden. Geburtstage … Weihnachten … oder vielleicht schon mal als Belohnung für eine besonders gute Leistung.“
Das Mädchen schien von der Theorie seiner Mutter nicht allzu viel zu halten. Erst als Charlotte die Stirn runzelte, sagte sie widerwillig: „Ja, Mum.“
„Das unterstütze ich voll und ganz!“, erklärte Riccardo, woraufhin Charlotte ihn misstrauisch ansah. „Es ist verrückt, Kindern ständig Sachen zu kaufen, nur weil man es sich leisten kann. Es nimmt ihnen den Antrieb, sich Dinge selbst zu verdienen, und sie lernen nicht, den Wert der Dinge zu schätzen.“
Gina seufzte resigniert.
„Also gut, wenn nichts davon in meinem Haus etwas mit Gina zu tun hat …“
„Oh, aber ich habe doch nie behauptet, dass es nichts mit Gina zu tun hätte. Schaut, wir sind da!“ Er beugte sich zu seiner Tochter hinüber und deutete auf das Fenster, während das Taxi vor einem ziemlich exklusiv aussehenden Sportclub hielt. „Die haben ein wunderschönes Schwimmbad. Hast du Lust auf eine Runde im Wasser?“
„Aber ich habe keinen Badeanzug dabei.“
„Mit ein bisschen Glück kriegen wir da drinnen einen. Die haben ein kleines, aber gut ausgestattetes Geschäft. Extra für achtjährige Kinder, die vergessen haben, ihren Badeanzug mitzubringen.“
„Riccardo …“
„Wir reden in einer Minute miteinander.“
„Okay …“ Gemeinsam betraten sie den sehr kleinen, sehr intimen Sportclub. Das überaus respektvolle Verhalten der Angestellten schürte in Charlotte sofort den Verdacht, dass Riccardo der Besitzer war. Sie holte tief Luft und bemühte sich, möglichst leise zu sprechen. Schließlich sollte Gina ihre Anspannung nicht mitbekommen. „So, die Minute ist rum. Jetzt sag mir, was in Herrgottsnamen in meinem Haus vor sich geht, während wir … während wir uns in
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