Eine Liebe fürs Leben
den sie keinesfalls wiederholen durfte. Es war schon schlimm genug, ihn tagtäglich in ihrem Haus zu haben, aber auch noch eine Affäre mit ihm zu beginnen, wäre fatal.
„Meine Bedingung ist folgende: Das hier war eine absolute Ausnahme. Es wird nie wieder vorkommen.“ Sie war jetzt angezogen und schaute zu ihm herüber. Halb nackt lag er auf dem Bett, nur von den zerwühlten Laken bedeckt, die sie an ihre Schwäche erinnerten. Charlotte holte tief Luft. „Es war ein Fehler – wahrscheinlich einer, den wir beide machen mussten. Doch ein Mann, der zwar ein guter Liebhaber ist, aber sonst an nichts anderem interessiert ist, das reicht mir nicht mehr.“
„Ich habe dir einen Heiratsantrag gemacht!“, erinnerte Riccardo sie. Seine Ohnmacht, nichts gegen ihre Entscheidung tun zu können, machte ihn wahnsinnig. Er ärgerte sich über ihre moralische Art ebenso wie über seine eigene Verwirrung, denn der Gedanke an sie und dieses sensible Weichei namens Ben erzeugte brennend heiße Eifersucht in ihm.
Ja, du hast mir einen Antrag gemacht. Aber wo ist die Liebe?, dachte sie traurig. „Du verstehst es einfach nicht, Riccardo. Wie auch immer. Das ist nicht wichtig. Ich gehe jetzt duschen. Wie ich bereits sagte, werden wir Gina an die erste Stelle setzen und schauen, wie lange es funktioniert.“ Sie öffnete die Tür, und ehe er noch etwas sagen konnte, verließ sie leise den Raum und ging direkt ins Badezimmer.
Nicht wichtig? Nicht wichtig? Riccardo starrte frustriert auf die geschlossene Tür. Innerlich brannte er vor Zorn. Was, dachte er wütend, hat dieser Kerl, was ich nicht habe? Und wie konnte sie körperliche Anziehung als völlig bedeu tungslos abtun? Oder noch genauer: Würde sie jetzt, wo sie mit ihm geschlafen hatte, immer noch eine Beziehung mit einem anderen führen können? Er hätte sich dafür ohrfeigen mögen, nicht danach gefragt zu haben. Doch dann kam ihm plötzlich in den Sinn, dass er im Großen und Ganzen betrachtet vielleicht so unwichtig war, dass ein One-Night-Stand mit ihm gar nicht ins Gewicht fiel.
Aber er wollte ins Gewicht fallen, verdammt noch mal! Damals war er jung und arrogant gewesen. Und er hatte sie gehen lassen, weil er geglaubt hatte, dass es für sie beide das Beste wäre. Nun fragte er sich allmählich, ob das nicht ein Fehler gewesen war, der in Wahrheit sein ganzes Leben zerstört hatte. Doch das Schicksal hatte ihm eine zweite Chance geschenkt. Er würde denselben Fehler kein zweites Mal begehen – nicht, wenn so viel auf dem Spiel stand!
8. KAPITEL
„Was ist denn hier los?“ Charlotte hatte gerade erst das Haus betreten, und Riccardo schien bereits auf sie zu warten. Dabei war es doch erst halb acht. Äußerst beunruhigend …
Wenn sie ganz ehrlich war, dann hatte sie die letzten zweieinhalb Wochen insgesamt als sehr beunruhigend empfunden. Sie konnte Riccardo ja einige Dinge vorwerfen, aber nicht, dass er sich nicht um Gina kümmern würde. Natürlich blieb abzuwarten, wie lange er diese häusliche Idylle durchhielt. Doch wenn es sein Ziel war, seiner Tochter näherzukommen, dann hatte er Erfolg auf ganzer Linie.
Jeden Tag war er spätestens um sieben von der Arbeit heimgekehrt. Zweimal war er mit Gina ins Kino gegangen, um sich die neuesten Zeichentrickfilme anzusehen. Er hatte das Samstagabenddinner in einem Fast-Food-Restaurant – umgeben von schreienden Kleinkindern und gestressten Müttern – klaglos ertragen. Und er hatte bei sämtlichen Kartenspielen freiwillig verloren. Charlotte musste beinahe lächeln, wenn sie daran dachte, wie er seine Freitagabende mit Gina beim Mau-Mau Spielen verbrachte, anstatt irgendeine langbeinige Blondine in ein luxuriöses Restaurant auszuführen.
Sie hatte die beiden aus der Distanz beobachtet und sich nur dann dazugesellt, wenn es unbedingt erforderlich war. Es war ihr wichtig gewesen, in Riccardos Bemühungen nichts hineinzuinterpretieren. Schließlich konzentrierte sich seine gesamte Aufmerksamkeit ausschließlich auf Gina. Die leidenschaftliche Nacht mit Charlotte schien er dagegen völlig vergessen zu haben. Jedenfalls machte er keinerlei Andeutungen in diese Richtung. Sie musste zugeben, dass er sich wie der perfekte Gentleman verhielt.
Leider konnte Charlotte sich des zynischen Gedankens nicht erwehren, dass er die Beziehung zu Gina nur deshalb so schnell aufbaute, damit er das Haus möglichst bald wieder verlassen konnte. Schließlich gab es da draußen haufenweise Frauen, die nur auf einen Anruf von ihm
Weitere Kostenlose Bücher