Eine Liebe fürs Leben
empfand Charlotte Vorfreude und verbotene Erregung. Mondlicht fiel ins Zimmer und tauchte seinen muskulösen Körper in einen silbrigen Glanz.
Automatisch streifte sie die Bluse ab. Den BH hatte sie auf dem Badezimmerboden liegen lassen. Dann schlüpfte sie aus dem Rest ihrer Kleider, sodass sie bald erneut nackt voreinander standen und sich tief in die Augen schauten. Riccardo war der Erste, der die gegenseitige Bewunderung unterbrach, indem er seine Hand nach ihr ausstreckte und sie zum Bett führte. Es war ein Einzelbett, nicht unbedingt ideal, aber für Charlotte war es in diesem Moment der romantischste Ort der Welt.
„Also gut“, murmelte Riccardo. „Sollen wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben?“
„Das ist absoluter Wahnsinn.“ Doch auf ihren Lippen lag ein Lächeln, das sein Herz zum Singen brachte.
„Was für einen Sinn hat das Leben, wenn wir uns immer nur an die Regeln halten? Also, wo waren wir stehen geblieben?“
„Du hast …“
„Ja?“
„Ich sehe schon, du bist noch genauso herausfordernd wie eh und je …“, murmelte Charlotte und führte seine Hand an die Stelle, an der sie sich nach seiner Berührung sehnte.
„Nur mit dir“, entgegnete er rau. Er war erleichtert, dass sie ihn nicht um eine Erklärung bat, denn er wusste selbst nicht, was er damit meinte. Wahnsinnig.
Er liebte sie langsam und sanft, voller Hingabe. Jeden Zentimeter ihres Körpers berührte er, und je mehr er sie berührte, desto stärker drangen die verschüttet geglaubten Erinnerungen an die Oberfläche vor. Er erinnerte sich sogar an die Art und Weise, wie sie sich bewegte und seufzte, und an das erregende Stöhnen, wenn sie den Höhepunkt erreichte. So wie jetzt.
„Also“, sagte er danach, als sie eng umschlungen nebeneinander lagen. „Willst du immer noch behaupten, dass daraus nichts werden kann, Charlie?“
„Ich werde dir wohl nie beibringen können, dass mein Name Charlotte ist.“
Riccardo strich ihr eine honigblonde Strähne aus der Stirn und küsste ihre Nasenspitze. „ Charlotte wirkt so streng. Wir sind gut zusammen.“
„Wir sind gut zusammen im Bett“, seufzte Charlotte. „Und ich muss immer noch duschen.“
„Das kann warten.“
„Wozu? Es hat sich nichts geändert, Riccardo.“
„Wir haben uns gerade geliebt!“ Er zog sie an sich, denn er spürte, dass sie aufstehen wollte. „Hast du?“
„Habe ich was?“
„Mit ihm geschlafen.“ Er musste es wissen, und das Bedürfnis ging weit über einfache Neugier hinaus.
„Bring Ben jetzt nicht ins Spiel.“
„Hast du? Nein, vergiss es. Vergiss, dass ich gefragt habe.“ Er drehte sich auf den Rücken und starrte die Decke an. „Geh duschen, Charlie. Du hast recht. Es hat sich nichts geändert.“
„Okay, also gut. Nein, ich habe nicht mit ihm geschlafen. Es war nicht diese Art Beziehung.“
„Was für eine Art ist das?“ Riccardo sprach in Richtung Decke, doch urplötzlich fühlte er sich großartig. Er hatte also die ganze Zeit recht gehabt – es war eine leidenschaftslose Beziehung gewesen! Vielleicht ein Kuss oder zwei, aber damit konnte er umgehen. Keine Ahnung, woher dieser Besitzanspruch kam, doch er hatte nicht vor, etwas dagegen zu unternehmen. Sie war die Mutter seines Kindes und er ein italienischer Mann. Punktum.
„Ich habe es dir bereits einmal zu erklären versucht. Nach dem, was zwischen uns geschehen ist, habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, was ich von einer Beziehung will. Und das ist nicht nur Sex. Egal wie gut der auch sein mag, am Ende zählt das nicht besonders viel.“
Sein Glücksgefühl schwand ebenso schnell, wie es gekommen war. Plötzlich war ihm wieder bewusst, dass sie ihn nicht mochte. Und darüber kam er einfach nicht hinweg. Es war, als habe sie eine Mauer aus Eis um sich herum errichtet, die er nicht durchdringen konnte.
„Pass auf.“ Sie stieg aus dem Bett und begann, sich hastig anzukleiden. Es war eine Erleichterung, etwas zu tun zu haben. Denn immerhin musste sie dann nicht weiterhin neben dem Mann liegen, den sie immer noch liebte. Die Erkenntnis traf Charlotte wie ein Schwall eiskalten Wassers. „Ich bin bereit, Ginas Wohl an die erste Stelle zu setzen und dich hier wohnen zu lassen. Zumindest für eine Weile. Damit sie nicht das Gefühl hast, du wärst nicht an ihr interessiert. Aber es gibt eine Bedingung.“
Und er würde niemals erfahren, wie wichtig diese Bedingung für ihr seelisches Gleichgewicht war. Mit ihm zu schlafen, war ein großer Fehler gewesen,
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