Eine Liebe fürs Leben
vor einem Becher Kaffee sitzend. Als sie eintrat, schaute er kurz zu ihr auf und dann wieder in seinen Becher, so als ob er im Kaffeesatz die Antworten finden würde.
„Was ist los?“, fragte sie. „Warum hast du um diese Tageszeit im Regent’s Park gesessen?“
„Setz dich.“ Er beobachtete, wie sie hastig auf einen Stuhl sank.
Plötzlich überkam ihn eine ungeheure Bitterkeit. Ja, in seinen Armen schmolz sie dahin, weil sie seiner Berührung einfach nicht widerstehen konnte. Doch was war das schon wert, wenn sie jedes Mal wie ein verängstigtes Kaninchen zurückschreckte, wenn er ernsthaft mit ihr reden wollte?
Mit unendlichem Bedauern erinnerte er sich daran, wie sie ihn vor acht Jahren mit Leib und Seele begehrt hatte – damals, als seine glänzende Zukunft keinen Platz für sie zu bieten schien. Jetzt, nachdem er alles erreicht hatte, konnte er nur daran denken, wie sehr er sich die Frau von damals zurückwünschte. Jene lebenslustige, vertrauensvolle Charlie, die sich willig in seine Arme schmiegte, wo war sie geblieben? Die verängstigte, misstrauische Fremde, die ihm nun gegenübersaß, schien nichts mit ihr gemein zu haben. Alles an ihr drückte Ablehnung und Distanz aus: Ihr ganzer Körper war steif und angespannt, und natürlich hatte sie sich den Stuhl ausgesucht, der am allerweitesten von ihm entfernt stand.
Riccardo seufzte. „Ich war heute in deinem Büro.“ Abrupt stand er auf und wünschte sich, er hätte sich etwas Stärkeres als Kaffee eingeschenkt. Dieses Gespräch würde ganz und gar nicht einfach werden.
„Tatsächlich? Wann? Ich habe dich nicht gesehen.“
„Man sagte mir, dass du zum Lunch ausgegangen seiest.“
„Oh, ja. Richtig.“ Charlotte dachte hastig an Ben und errötete.
Riccardo, der sie genau beobachtete, sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Kein Zweifel, sie hatte noch immer eine Beziehung mit diesem Mann! Vielleicht schlief sie nicht mit ihm, aber sie schenkte ihm ihre Liebe. Und welch größeres Geschenk gab es schon auf dieser Welt?
„Wie lange geht das schon so?“, fragte er harsch, während er wie ein eingesperrter Tiger durch den Raum wanderte.
Charlotte fragte sich kurz, ob sie gleich eine neue Predigt darüber hören würde, dass ihr jeglicher Kontakt zu jeglichem Mann auf dieser Erde strikt verboten war. Dabei spielte es natürlich überhaupt keine Rolle, ob dieser Mann vielleicht nur ein völlig harmloser Freund war. Denn wenn der eigene Mann ein Italiener war, machte das keinerlei Unterschied. Ein Mann war ein Mann und damit ein Konkurrent. Punktum. Umgekehrt galten diese Gesetze selbstverständlich nicht. Wenn Riccardo sich eine Geliebte zulegen wollte, dann stand ihm das frei und gehörte quasi zum guten Ton.
Sie öffnete bereits den Mund, um zu antworten, doch er brachte sie mit einer Hand zum Schweigen. „Nein, sag nichts. Ich habe nicht das Recht, es zu erfahren. Und ich will es auch gar nicht wissen.“
„Du meinst, du wirst mir keine Vorschriften in Bezug auf Ben machen? Ich kann es kaum glauben!“ Sie lachte nervös, denn das war nicht der Riccardo, den sie kannte. Was sie wieder zu ihrer Vermutung zurückbrachte, er könnte ernsthaft krank sein.
„Ich habe dich vor acht Jahren aufgegeben, Charlie. Ich besitze nicht das Recht, etwas von dir zu verlangen.“ Er zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
„Aber ich möchte es gerne.“
„ Was möchtest du?“
„Ich würde nur zu gerne eine Million Dinge von dir verlangen. Zum Beispiel, dass du diesen Mann nie wiedersiehst. Dass du ihn für immer aus deinem Herzen und deinen Gedanken streichst. Denn wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich zugeben: Ich habe ein Problem mit ihm. Und vor allem habe ich ein Problem mit dieser Freundschaft zwischen euch.“
„Willst du damit sagen, dass du eifersüchtig bist?“, fragte Charlotte ungläubig.
„Was ist daran so erstaunlich?“, versetzte er brüsk. „Ich bin ein eifersüchtiger Mann. Natürlich kann ich den Gedanken nicht ertragen, dass du die Gesellschaft eines anderen Mannes genießt.“
„Aber Ben ist keine Konkurrenz!“
„Nein. Weil du dich widerwillig entschlossen hast, meinen Heiratsantrag anzunehmen.“ Sein Blick begegnete dem ihren, und Charlotte spürte, wie ihr Herz einen Satz machte. Nur zu gerne hätte sie mehr über dieses Thema gehört, doch Riccardo sprach bereits weiter. „Du hast eingewilligt, mich zu heiraten. Aber ich sehe jetzt ein, dass du von Anfang an
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