Eine Liebe wie Magie
derartig entzückt, daß sie sich entschlossen, ein großes Fest zu geben, um das Ereignis zu feiern. Einen Maskenball, um genau zu sein, auf jeden Fall mit Kostümzwang.
Die Einladungen wurden äußerst kurzfristig nur fünf Tage vor dem Ball verschickt, was gerade für einen Maskenball als unerhört galt. Fünf Wochen wären ein angemessener Zeitraum gewesen, damit die Gäste sich vorbereiten konnten. Trotzdem traute sich niemand abzusagen, da das Fest mit Sicherheit das Hauptgesprächsthema der Saison werden würde. Es wurde gesagt, daß die Finsminsters keine Kosten scheuen würden für ihre einzige, innig geliebte Tochter »Bibi«. Aus diesem Grunde wurde das schicke London bald zu einem Tollhaus, denn die feine Gesellschaft bestürmte jeden Schneider und Modemacher der Stadt mit Wünschen für das ausgefeilteste und originellste Kostüm, das für Geld zu bekommen war.
Charlotte freute sich wie ein Schneekönig über die Neuigkeit und hatte sich bereits an die Arbeit gemacht, ihr Kostüm vorzubereiten — zweifellos etwas Besonderes. Ein einfaches Dominokostüm wäre niemals gut genug für ein so herausragen-des Ereignis. Augusta hingegen konnte diese Wichtigkeit nicht nachvollziehen und verbrachte statt dessen den Morgen damit, die Linse ihres Teleskopes zu polieren. Dabei überlegte sie, wie sie die Einladung höflich ablehnen konnte. Sie dachte bereits über eine brauchbare Entschuldigung nach, als Lady Finsminster und Viviana unangekündigt zu Besuch kamen. Sie waren im Salon und tranken Tee mit Charlotte, als Augusta auf der Suche nach einem sauberen Poliertuch aus ihrem Zimmer herunterkam. Sie hatte auf der Treppe die Stimmen gehört und versuchte, leise an dem Raum vorbeizuschleichen. Sie hatte es schon fast geschafft, als Charlotte sie zurückrief. »Augusta, meine Liebe, komm her zu uns. Ich habe wundervolle Neuigkeiten.«
Ihre Hoffnungen waren zunichte gemacht. Augusta holte tief Luft, setzte ein höfliches Lächeln auf und betrat den Salon.
Sie begrüßte die Gräfin und danach Viviana, der sie zu ihrer bevorstehenden Heirat gratulierte, bevor sie sich an die Marquise wendete. »Ja, bitte, Charlotte? Du sagtest, du hättest Neuigkeiten?«
Charlotte stellte ihre Teetasse beiseite. »In der Tat. Lady Finsminster und Lady Viviana sind gekommen, um uns etwas Großartiges, etwas wirklich Großartiges mitzuteilen.« Sie lächelte, hob ihre Augenbrauen und zappelte auf ihrem Sitz herum. »Rate mal, wer Lady Finsminsters Brautjungfer sein wird?«
Augusta zuckte mit den Schultern? »Die Königin?«
»Natürlich nicht, du Einfalltspinsel«, sagte Charlotte und lachte unbeschwert. »Du, natürlich.«
Augusta starrte sie an. »Ich?«
Alle drei nickten übereinstimmend.
»Oh, bitte, sagen Sie zu«, brach es aus Lady Finsminster heraus. »Bibi hat Sie so gern. Sie sind ihr Vorbild. Sie wäre so enttäuscht, wenn Sie dort nicht bei ihr wären. Sie sind in dieser Saison zu ihrer liebsten Freundin geworden, wissen Sie.« »Wirklich?« Sie sah Viviana an, die beipflichtend nickte. Augusta blieben Zweifel, denn obwohl sie in den letzten Wochen viel zusammen waren, konnte sie sich nicht an ein einziges bedeutsames Gespräch zwischen ihnen erinnern. Das einzige, was sie über Bibi wußte, war, daß sie es mochte, sich fast genauso zu kleiden wie ihre Mutter. Es war die Verschiedenartigkeit, die Augusta mehr auffiel. Es bestand ein großer Altersunterschied zwischen ihnen und sicherlich noch größere Unterschiede, was ihre Interessen und Beschäftigungen betraf. Was sonst, außer dem Geschlecht, konnten sie noch gemeinsam haben?
»Ja?« fragte Viviana. »Wirst du bitte an meiner Seite stehen?« Augusta hatte immer noch keinen unmittelbaren Grund gefunden, um abzusagen. »Ich nehme an ...«
»Seht ihr!« fiel ihr Charlotte ins Wort. »Ich wußte, sie würde es tun. Und ich weiß auch schon, welches Kleid sie tragen wird. Es ist aus hellstem Gelb mit winzig kleinen ...«
Jeder Versuch, ihre Antwort abzuändern, konnte ihr nur schaden. Daher empfahl Augusta sich leise und drehte sich um, um den Raum zu verlassen. Zweifelnd, ob die drei ihr Weggehn überhaupt bemerken würden. Doch als sie an der Tür ankam, hörte Augusta noch die Gräfin sagen: »Ich habe beschlossen, daß das die Heirat der Saison wird, und das wird es auch, und vor allem jetzt, da wir die geschätzte Lady Augusta als Brautjungfer haben.«
Und plötzlich wurde ihr alles klar. Der Grund, sie zu bitten, Bibi als Brautjungfer zu begleiten, hatte
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