Eine Luege macht noch keine Liebe!
Seine Ernüchterung, als bei ihrer Rückkehr plötzlich Andreas vor ihnen stand. Sein Vorschlag, in Italien und bei ihm zu bleiben, sein Heiratsantrag und der Ring.
Der Ring – einen Moment überlegte sie fieberhaft, wo sie ihn nach dem missglückten Versuch ihn zu verbrennen, schließlich aufbewahrt hatte und es fiel ihr nicht ein. Sie würde ihn suchen, entschied sie, sobald sie wieder zu Hause war. Aber - wo war das?
Seufzend wandte sie sich ab und rüttelte im Vorbeigehen gedankenlos an der Eingangstüre - sie war offen. Draußen atmete sie tief die frische, noch kühle Nachtluft ein.
Was sollte sie nun tun? An ihn zu denken, tat immer noch weh. Aber sie hatte es selbst so gewollt, sie hatte eine Entscheidung getroffen und ihre Gründe dafür gehabt. Sogar als sie sein Kind erwartete, hatte nichts sie umstimmen können, nicht einmal er selber und er hatte wahrhaftig viel dafür getan, sie zum Umdenken zu bewegen.
Warum nur fühlte sich ihre Hartnäckigkeit plötzlich so falsch an?
Langsam schlenderte sie wieder hinein und stieg die vier Stockwerke zu ihrem Zimmer hinauf. Sie atmete schwer, als sie oben angekommen war.
Eins ist klar, dachte sie grimmig, erleichtert über die kurze, gedankliche Ablenkung, egal was passiert, du wirst gefälligst wieder etwas Sport treiben, du Faultier. Wer schon beim Treppensteigen aus der Puste kommt, sollte sich was schämen!
Sie tastete sich durchs Halbdunkel und ließ sich halb sitzend, halb liegend aufs Bett fallen. Mit baumelnden Beinen starrte sie lange aus dem Fenster.
Was war los mit ihr? Warum drehte sie sich so im Kreis, wo sie doch noch ein paar Tage zuvor felsenfest und unverrückbar davon überzeugt gewesen war, dass sie Alessandro nie wieder sehen wollte. Warum erschien ihr das auf einmal unverständlich, ja unsinnig?
Sie suchte vergeblich nach dieser wilden Entschlossenheit der ersten Tage nach ihrer Entdeckung. Was war das für eine Schwäche, was hatte dieser Wankelmut zu bedeuten? Liebte sie ihn denn tatsächlich immer noch?
Falsch, beantwortete sie selbst sich diese Frage, du weißt genau, dass du ihn noch liebst, du hast es ihm selber gesagt. Du liebst immer noch den Alessandro von früher, den es bekanntlich ja nicht mehr gibt und nie gegeben hat.
Und plötzlich durchfuhr es sie heiß. Sie setzte sich blitzartig auf, denn mit einem Mal sah sie klar und deutlich, was sie so durcheinander brachte und lachte hellauf, als sie alles zu begreifen begann.
Antonia hat gute Arbeit geleistet, dachte sie anerkennend, sie war nicht nur gekommen, um ihr alte Geschichten zu erzählen, sondern sie hatte bei ihr genau den wunden Punkt getroffen, über den sie so lange nicht hinweggekommen war. Sie hatte ihr ein Bild von Alessandro gezeichnet, wie sie ihn als Mutter kannte und dieses Bild beinhaltete natürlich viel mehr, als sie, Lara, in den wenigen gemeinsamen Monaten über ihren Liebhaber in Erfahrung hatte bringen können. Was für eine kluge Frau! Es machte keinen Unterschied, ob sie es absichtlich getan hatte oder nicht, in jedem Fall hatte es funktioniert.
Wie unsagbar dumm sie doch gewesen war, sich eine so eindimensionale Vorstellung von einem derart vielschichtigen und komplizierten Menschen wie Alessandro zu machen! Warum nur war sie nicht selber darauf gekommen, dass er beide Aspekte in seiner Persönlichkeit vereinte? Und damit nicht genug, wenn Antonias Erzählung stimmte – und davon ging Lara zweifelsfrei aus – dann überwog in ihm ganz klar die Seite, die er ihr gezeigt und die sie so sehr an ihm geschätzt hatte!
Sie hörte seine Worte noch immer wie ein Echo in ihr nachklingen:
„…ich gehe wieder fischen, wenn dir das besser gefällt. Das war und ist mehr mein Leben, als es alles andere jemals sein kann. Ich bin genauso, wie du mich kennst, mir sind die gleichen Dinge wichtig wie dir…“
Und wenn das nun tatsächlich die Wahrheit war?
Der Morgen dämmerte bereits, als Lara endlich in einen tiefen, von lebhaften Träumen geprägten Schlaf fiel. Sie hörte nicht, dass man ihr das Frühstück brachte und als sie erwachte, war es heller, sonnendurchfluteter Vormittag. Und nun wusste sie auch mit vollkommener Klarheit, was sie zu tun hatte.
Lara hatte einige Mühe, ihren Arzt davon zu überzeugen, dass sie auf eigene Verantwortung noch am selben Tag entlassen werden wollte, doch als Gaia kam um sie abzuholen, war sie bereits fertig angezogen, hatte ihre wenigen Habseligkeiten gepackt und wartete ungeduldig darauf, das Krankenhaus zu
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