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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Skully
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abbeißen.
    Er merkte, dass er das Tier in Gedanken als eine Sie bezeichnet hatte. Und
sie
schickte ihm offenbar eine Warnung. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er vielleicht gesagt, dass die Katze mit ihm kommunizierte. Doch er hatte keine Ahnung, was Einstein ihm mitteilen wollte, außer
Ich beobachte jede deiner Bewegungen.
    Lili sah ihn verstohlen über Fluffys Rücken hinweg an. Zuerst betrachtete sie seinen Mund, dann sah sie ihm in die Augen. Ihm schien, dass sie weniger über seinen Mund an sich nachdachte als darüber, welche Worte demnächst über diese Lippen kommen würden.
    “Leg einfach los, Lili.”
    Sie sah ihn erst unschlüssig an. Dann nickte sie. Sie legte den Kopf auf einen Arm, schloss die Augen und streichelte Fluffys rosa Pfoten. Der Kater hatte es sonst nicht besonders gern, wenn man mit seinen Pfoten spielte, doch bei Lili hielt er still, ja, er schien es sogar zu genießen.
    Jetzt war sogar schon Fluffy ein Er.
    “Dad”, flüsterte Erika.
    Tanner legte einen Finger auf den Mund und schüttelte den Kopf.
    Lili wirkte völlig entspannt. Wären da nicht ihre Finger gewesen, mit denen sie Fluffy unaufhörlich streichelte, hätte man meinen können, sie sei eingeschlafen. Kommunizierten die beiden miteinander? Er hatte eher erwartet, dass es so aussehen würde wie die Gespräche mit dieser vorlauten Einstein. Obwohl er ja davon immer nur einen Teil mitbekam und Lili ihm die Antworten der Katze übersetzt hatte.
    Fluffy lag ebenfalls ganz ruhig da. Keiner bewegte sich. Die Situation war höchst merkwürdig. Von draußen hörte man das Zwitschern der Blauhäher und das Keckern der Eichhörnchen. Roscoe klopfte mit seinem Schuh leise auf den Boden.
    Man hörte jeden Einzelnen im Raum atmen. Roscoe tat es gut hörbar durch die Nase. Erika hielt offenbar vor lauter Anstrengung, keinen Laut von sich zu geben, zwischendurch immer wieder die Luft an, um dann zischend auszuatmen. Einstein schnaufte.
    Ich schnaufe nicht.
    Er hatte es nicht wirklich gehört. Es war nicht einmal eine Stimme in seinem Kopf. Er wusste einfach, dass es das war, was die Katze sagen
würde
. Schön, langsam kannte er sie genauso gut wie Lili. Nun ja, selbstverständlich nicht in jeder Hinsicht.
    Tanner sah, dass Lili nun rascher zu atmen begann und ihre Augen sich unter den geschlossenen Lidern schnell hin und her bewegten. Ihr Körper zuckte ganz leicht. Du meine Güte, sie war eingeschlafen und träumte jetzt wohl. Es war ein merkwürdiges Gefühl, sie dabei zu beobachten. Als lägen all ihre Geheimnisse offen vor ihm. Das Blut pochte in seinen Ohren, und als er schluckte, merkte er, wie trocken sein Mund war. Im Zimmer war es plötzlich ziemlich heiß.
    Nicht dass er in Anwesenheit seiner Tochter an Sex gedacht hätte. Nein, es war eine Reaktion auf Lili, wie sie auf diesem Bett lag und alle sie beobachteten … als wären sie Teilnehmer einer spiritistischen Sitzung. Man bekam eine Gänsehaut und konnte vor Nervosität kaum atmen. Tanner hatte in seinem Leben ein einziges Mal an einer Séance teilgenommen – Karen hatte ihn darum gebeten –, und damals hatte er überhaupt nichts gespürt. Weder waren ihm kalte Schauer über den Rücken gelaufen, noch hatte er Geister reden gehört. Doch wenn er etwas gespürt
hätte
, hätte es sich bestimmt genau so angefühlt wie jetzt in diesem Augenblick.
    Tanner rieb sich die Gänsehaut auf seinen Armen weg und konzentrierte sich auf den erfreulichen Anblick, den Lili bot. Er hatte das höchst seltsame Bedürfnis, in sie hineinzukriechen – nein, das war keine erotische Fantasie –, um zu sehen, was sie sah, und zu empfinden, was sie empfand. Um das Leben aus ihrer Perspektive zu erleben.
    Plötzlich öffnete Lili die Augen, hob den Kopf, stützte sich auf einen Ellbogen und drückte ihre Nase in Fluffys Gesicht.
    Sie schielte die Katze an. Vielleicht lag darin irgendeine Mitteilung.
    “So, wir sind fertig.”
    Tanner sah auf seine Armbanduhr. Kaum zu glauben, dass ganze zehn Minuten vergangen waren. Vielleicht war er in eine Zeitschleife geraten. Oder vielleicht lag es daran, dass er Lili ewig so hätte ansehen können.
    Ewig?
Reiß dich zusammen.
    Erika stützte wieder das Kinn in die Hände und vergrub ihre Finger in ihren Bäckchen. “Was hat er gesagt?”
    Lili legte sich ebenfalls auf den Bauch und rutschte zu ihr.
    “Es war irgendwie düster.”
    “Wie, düster?”
    “Alles war in sehr dunklen Farben gehalten. Nicht so, als wäre es Nacht, sondern eher so,

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