Eine Messe für die Stadt Arras
hatte, stieg ich vom Pferd und verneigte mich tief vor der Stadt Arras.
Meine Herren! Das war keine kluge und gute Stadt. Aber gewiß entsprach sie ihrem Unglück. Schweres Los ward ihr beschieden, und darum hat sie gesündigt. Klugheit geht nie einher mit Kümmernis.
Ich fuhr also von Arras weg und überließ dabei dem Zufall die Richtung. Ich sagte mir, daß ich dorthin gehen wollte, wohin der Wind wehte. Aber wieder spielte mir die Welt einen Streich, denn als ich nach Süden einbog, schlug der Wind plötzlich um und blies mir ins Gesicht. Ich ließ daher die Wagen umkehren und wandte mich nach Norden. Und als die Fuhrleute meinen Befehl ausgeführt hatten, sagte ich mir: Schwachkopf! Mach dich nicht zum Spielball widriger Winde… Und ich beschloß, nach Brügge zu reisen, das eine vernünftige und von niemandem abhängige Stadt ist. Wieder ließen die Fuhrleute ihre Peitschen knallen, und die Pferde zogen die Wagen durch hartgefrorene Furchen. Ich ritt auf einem Pferd edler Rasse, und immer wieder schaute ich zurück zu den Mauern von Arras, die mehr und mehr in der Ferne verschwammen. Seltsam, daß ich gerade jetzt fortging. Warum hatte ich Arras nicht verlassen, als man über Celus zu Gericht saß, warum ging ich gerade heute? fragte ich mich verwirrt. Warum habe ich mich nicht gegen Albert und seinen vom heiligen Wahn erfaßten Rat aufgelehnt, sondern lehne mich nunmehr gegen den Fürsten auf, dessen Vernunft ich ein Leben lang geschätzt habe?
Ich gab dem Pferd die Sporen, und es fiel sogleich in einen Galopp, der Klümpchen gefrorener Erde unter den Hufen hervorwirbeln ließ. Der Wind peitschte mein Gesicht. Hinter mir hörte ich die Fuhrleute schreien, die mich einholen wollten.
Aber ich ließ meinem Pferd freien Lauf, weil ich von ihm so schnell wie möglich getragen sein wollte – so weit wie möglich weg von dieser Stadt.
I M N AMEN DES V ATERS UND DES S OHNES UND DES H EILIGEN G EISTES. A MEN . Ich habe gewußt, was ich tue, Ihr Herren!
Für jeden kommt einmal das Verlangen nach der großen Empörung. Wichtig ist, daß ein Mensch die richtige Stunde wählt. Wenn ich in der Zeit ihrer Tollheit aus der Stadt Arras fortgegangen wäre, hätte ich nur meinen Verstand gerettet, an dem es mir schließlich niemals gefehlt hat. Dadurch, daß ich erst jetzt, nach all dem Unbegreiflichen, fortgegangen bin, habe ich mir ein Fünkchen Glauben bewahrt. Nicht viel, aber es reicht als eine Anleihe auf die beste aller Welten.
Dabei habe ich natürlich die berühmte Stadt Brügge im Sinn und ihre Bürger.
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