Eine mörderische Hoch-zeit
sie.
Ein Fahrzeug kam die Straße heruntergeschossen, bremste mit quietschenden Reifen direkt neben dem Haus, quetschte sich vertikal in eine Lücke in der oberen Parkebene, stieß dabei unsanft gegen die Stoßstangen der vor und hinter ihm geparkten Wagen, und ein paar Sekunden später marschierte eine Frau in einem schimmernden, silberfarbenen Kleid zornig über die Rampe hinunter auf den Gehweg.
»Da ist sie«, erklärte Eve zufrieden. »Hat wirklich keine Zeit verloren.«
»Sie haben mal wieder Recht gehabt, Lieutenant«, bemerkte ihre treue Assistentin.
»Sieht ganz so aus. Tja, weshalb sollte eine Frau, die soeben erst in einer unbequemen, unangenehmen und eventuell sogar peinlichen Situation gewesen ist, von dort aus direkt zu dem Mann laufen, mit dem sie gebrochen hat, den sie der Untreue bezichtigt hat und von dem sie in der Öffentlichkeit geschlagen worden ist?«
»Womöglich steht sie auf Sadomaso?«, kam Roarkes hilfreicher Vorschlag.
»Das glaube ich nicht.« Eve schnaubte. »Sie steht eher auf Sex und Geld. Und sehen Sie nur, Peabody, unsere Heldin kennt tatsächlich den Hintereingang.«
Nach einem kurzen Blick über die Schulter ging Jerry direkt in Richtung Lieferanteneingang, gab einen Code ein und verschwand hinter der Tür.
»Ich nehme an, dass sie das nicht das erste Mal gemacht hat.« Roarke wandte sich an Eve. »Reicht das aus, um ihr Alibi zu zerrupfen?«
»Es ist zumindest ein echt guter Anfang.« Sie griff in ihre Tasche, zog eine Überwachungsbrille hervor, setzte sie sich auf die Nase und stellte sie auf die Fenster der Young’schen Wohnung ein. »Ich kann ihn nirgends sehen«, murmelte sie verwundert. »Im Wohnzimmer ist niemand.« Sie drehte ihren Kopf. »Das Schlafzimmer ist leer, aber auf dem Bett liegt eine offene Reisetasche. Die meisten Türen sind geschlossen, ich kann also weder die Küche noch die Hintertür der Wohnung sehen. Verdammt.«
Sie stemmte die Hände in die Hüften und versuchte es weiter. »Auf dem Tisch neben dem Bett steht ein gefülltes Glas und irgendwo flackert ein Licht. Ich denke, der Fernseher im Schlafzimmer ist an. Da ist sie endlich.«
Sie beobachtete, wie Jerry ins Schlafzimmer stürmte. Die Brille war tatsächlich stark genug, um die wütende Miene des Supermodels zu sehen. Jerry bewegte ihre Lippen. Sie bückte sich, zog ihre Schuhe aus und warf sie durch den Raum.
»Sie ist außer sich vor Empörung«, murmelte Eve zufrieden. »Ruft nach ihm, schmeißt Sachen durch die Gegend. Jetzt betritt der junge Held von links die Bühne. Nun, ich muss sagen, er ist wirklich hervorragend gebaut.«
Ihre eigene Brille auf der Nase, begann Peabody zustimmend zu grummeln.
Justin war splitternackt. Seine Haut war nass und seine goldene Mähne lag feucht und schimmernd an seinem wohlgeformten Kopf. Jerry allerdings wirkte alles andere als beeindruckt. Sie brüllte ihn an und schlug, während er abwehrend die Hände hob und den Kopf schüttelte, ungebremst auf ihn ein. Der Streit wurde heftiger, dramatischer, fand Eve. Beide Beteiligten fuchtelten mit den Armen und warfen wütend die Köpfe in den Nacken. Dann trat urplötzlich eine Veränderung ein. Justin riss Jerry das Zehntausend-Dollar-Silberkleid vom Leib, und sie fielen gemeinsam auf das Bett.
»Ah, ist das nicht süß, Peabody? Jetzt versöhnen sie sich.«
Roarke tippte Eve auf die Schulter. »Ich nehme nicht an, dass du noch eine zweite Brille hast?«
»Perverser Kerl.« Aber der Fairness halber zog sie sich ihre eigene Brille von der Nase und drückte sie ihm in die Hand. »Im Falle eines Falles können wir dich auf diese Weise sogar als Zeugen benennen.«
»Wie? Ich bin überhaupt nicht hier.« Trotzdem setzte er die Brille auf, stellte sie auf seine Augenschärfe ein und schüttelte nach einer knappen Minute beinahe enttäuscht den Kopf. »Sie sind wirklich nicht besonders einfallsreich, oder? Sag mal, Lieutenant, bringst du während der Observation irgendwelcher Verdächtiger eigentlich oft Zeit mit der Beobachtung derartiger Tätigkeiten zu?«
»Es gibt nicht viel, was Menschen miteinander machen können, was ich noch nicht gesehen hätte.«
Da er den Ton kannte, nahm er die Brille wieder ab und gab sie ihr zurück. »Wirklich ein elendiger Job. Aber es ist natürlich einzusehen, dass Leute unter Mordverdacht kein Recht auf Intimsphäre mehr haben.«
Sie zuckte mit den Schultern und stellte die Brille auf ihre Sehstärke zurück. Es war wichtig, dass sie ihre gute Laune wieder fand. Sie
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