Eine mörderische Karriere
abend bis spät gearbeitet. Ich habe dir auch erzählt, daß ich das vorhatte, erinnerst du dich, als du anriefst und wir über Georgia redeten?«
»Ich habe dich mehrmals bei Prospero angerufen. Da hat keiner geantwortet .«
Jane stand auf, hielt das Telefon zwischen Schulter und Ohr und fing an, das Bett zu machen. Sie wußte, daß das Gespräch länger dauern würde. »Ich habe bei Orloff gearbeitet, Tom. Ich muß jemanden finden, der Georgias Platz einnehmen kann, schon vergessen? Etwa um halb elf habe ich dich zu Hause angerufen, um zu fragen, ob ich bei dir vorbeikommen soll, aber keiner ging ran. Wie du bemerkt haben wirst, habe ich nicht um halb sieben bei dir angerufen, um eine Erklärung zu verlangen.«
»Ich hatte keine Milch mehr«, erwiderte er. »Ich habe ein paarmal versucht, dich zu erreichen, dann bin ich zu einem Mac’s gegangen, um etwas Milch und Kaffee zu holen.«
Wen interessiert’s ? dachte Jane. Warum solltest du nicht Weggehen, wann du Lust dazu hast, und warum muß ich dir immerzu Erklärungen liefern? Warum muß ich für jede Minute Rechenschaft bei dir ablegen? Was ist mit dir los, Tom? Was, zum Teufel, ist los mit dir?! Doch sie sagte nichts davon laut. Sie hatte ihm schon früher diese Fragen gestellt. Am Schluß hatte er sich jedesmal nur entschuldigt, er könne nicht dagegen an, und sie fühlte sich gedemütigt für ihn und haßte das ganze Gespräch, wollte nur noch, daß das Problem verschwand, damit sie wieder Freunde, ein Liebespaar, freundlich zueinander sein konnten.
»Ich habe gehört, du und Malcolm seid gestern zu Simon gefahren. Wie geht’s ihm?« fragte Tom.
Also das ist es, dachte Jane. Diesmal ist er eifersüchtig auf Malcolm. Sie versuchte, Malcolm mit Toms Augen zu sehen. Hielt Tom ihn für eine Gefahr, weil Malcolm reich war und Macht hatte? Falls ja, war das nicht besonders schmeichelhaft für Jane. Sie machte das Bett zu Ende und fing an, die Kleidung vom gestrigen Tag aufzuhängen. »Simon ist ziemlich verzweifelt .« Jane beschloß, das, was in ihren Augen eine unausgesprochene Anschuldigung war, nicht weiter zu verfolgen. »Warst du schon bei ihm? Ich finde, du solltest hingehen.
Tom stimmte zu, dann versuchte er das Gespräch wieder auf Malcolm zu lenken. Jane, die mit Mühe ihre Wut im Zaum hielt, ging nicht darauf ein. Sie erklärte Tom, sie habe noch eine Menge zu erledigen, und beendete das Gespräch mit einem zärtlichen >Auf Wiedersehen<, das nicht ihren wahren Gefühlen entsprach. Nachdem sie aufgelegt hatte, warf sie ihr Kissen durchs Zimmer, dann packte sie es und schlug mit den Fäusten darauf ein. »Also das nennst du Liebe, wie, Tom?« sagte sie zu dem Kissen. » Mißtrauen , grundlose Eifersucht. Ich und Malcolm. Verschon mich bloß. Warum mußt du dich wie ein kompletter Idiot verhalten?« Doch während sie duschte, sich eine Kanne Tee aufbrühte und einen altbackenen Muffin hinunterzwängte, fragte sie sich, ob Tom wohl etwas aufgeschnappt hatte, das sie sich selbst nicht eingestand. Immerhin war da diese Geschichte auf Malcolms Farm. Um Himmels willen, es war bloß ein Blick gewesen! Sie hatte nichts getan. Welcher Grad von Perfektion wurde denn von ihr verlangt? Daß sie in Anwesenheit sämtlicher attraktiver Männer Scheuklappen trug? Armer Tom. Was war sein Problem? Sie rief sich in Erinnerung, daß Toms Frau ihn für einen anderen Mann verlassen hatte. Vielleicht war er aus diesem Grund übermißtrauisch . Dann fragte sie sich, zum erstenmal , ob diese Geschichte über seine Frau überhaupt stimmte. Und selbst wenn, war es möglich, daß Tom sie durch seine Eifersucht dazu getrieben hatte? Was war zuerst, die Untreue oder das wie ein Krebsgeschwür wuchernde Mißtrauen ? Diese Mutmaßungen verschlechterten Janes Laune noch. Ich werde mit ihm darüber reden müssen, sagte sie sich, aber nicht jetzt, während ich so viele andere schwierige Dinge zu bewältigen habe. Ich muß einen Weg finden, wie ich ihn beruhigen kann, herausfinden, was ich machen kann, damit er weiß, wie sehr ich ihn liebe. Diese Eifersucht muß für ihn schlimmer sein als für mich. Aber wir können nicht so weitermachen. Und auf keinen Fall kann ich mit ihm Zusammenleben oder ihn heiraten, solange er mir nicht traut.
Als Jane bei Prospero ankam, warteten Ivor und Catherine schon in ihrem Büro. Sie wollten die Neuigkeiten über Georgia hören, sie wollten wissen, was die Beamten von der OPP gesagt hatten, und sie wollten wissen, wer das Projekt leiten würde.
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