Eine Nacht und tausend Geheimnisse
nicht von deinem Beruf begeistert sein? Was spricht dagegen?“
Das war alles zu stark vereinfacht, gab Trent aber dennoch zu denken, denn es widersprach allem, was er sich bisher als Rechtfertigung für seine Entscheidung zurechtgelegt hatte. Doch er hatte keine Lust, ihr seinen Standpunkt zu erklären. Was hatte es außerdem für einen Sinn, sich so intensiv mit einer Frau und ihren Argumenten zu beschäftigen, die er in wenigen Tagen sowieso wieder aus den Augen verlieren würde?
„Und du? Warum arbeitest du hier als Angestellte in einem Hotel, anstatt dich darauf vorzubereiten, später mal das Geschäft deiner Eltern zu übernehmen?“, gab er zurück. „Das Foto macht den Eindruck, als liefe der Laden gut. Und da du dort auch schon gearbeitet hast, bist du sicher auch qualifiziert.“
Mit diesem Gegenangriff hatte Paige nicht gerechnet. Verblüfft sah sie Trent an, fasste sich dann aber wieder. „Ja, das Geschäft läuft gut. Doch sosehr ich meine Familie liebe und an meiner Heimatstadt hänge, das Ganze ist mir einfach zu eng. Ich will noch etwas von der Welt sehen. Außerdem wird meine älteste Schwester später den Laden übernehmen.“ Langsam faltete sie die Serviette auseinander und breitete sie sorgfältig auf dem Schoß aus. Dann hob sie wieder den Blick und sah Trent lächelnd an. „Danke für dein Vertrauen. Selbstverständlich fahren wir nicht mehr Achterbahn, wenn es dich verunsichert.“
Das war nett gemeint, ärgerte ihn aber doch. Denn es war eine Herausforderung, die er annehmen und endlich bestehen musste. „Und ich danke dir, dass du mich gezwungen hast, mich meinen inneren Dämonen zu stellen.“
„Glaub mir, diese inneren Dämonen sind auch mir nicht unbekannt.“
Wahrscheinlich wegen ihres Ex, vermutete Trent und wurde gleich wieder wütend auf den Mann, den er gar nicht kannte. Wie auch immer er aus dieser Sache herauskam, er wollte nicht, dass Paige leiden musste. Das bedeutete allerdings nicht, dass er nun zum Softie mutierte. Denn er hatte einen Job zu erledigen, musste Brent und das Unternehmen schützen, und das würde er auch durchziehen.
Als sich der große schwarze Wagen ihrem Apartment näherte, wurden Paige vor Aufregung die Handflächen feucht. Was sollte sie tun? Sollte sie Trent noch hereinbitten? Wenn sie an den Kuss dachte, lag die Antwort klar auf der Hand, aber sie war es nicht gewohnt, von sich aus die Initiative zu ergreifen. Neben ihr saß Trent und wirkte geradezu nervtötend gelassen. Weder versuchte er, ihr die Hand zu streicheln, noch blickte er ihr ins Gesicht. Von der Nähe, die sie während des Dinners empfunden hatte, war nichts mehr zu spüren.
Als der Wagen in die Straße einbog, an der das Apartmentgebäude lag, beugte Trent sich zu dem Fahrer vor. „Halten Sie bitte hier am Bordstein direkt vor dem Eingang. Sie können den Motor laufen lassen, ich bin gleich zurück.“
Hm, das hörte sich nicht gerade vielversprechend an .
Trent stieß die Tür auf, stieg aus und wartete auf Paige, allerdings ohne ihr die Hand zu reichen.
Also nahm sie ihren ganzen Mut zusammen. „Wenn du den Fahrer schon wegschicken willst, dann könnte ich dich später ins Hotel fahren.“
Er blieb überrascht stehen und sah sie prüfend an. Seine Nasenflügel bebten leicht, und als er den Blick auf Paiges Mund richtete, erschauerte sie. Doch dann schüttelte er den Kopf. „Ich glaube, wir sollten beide mal etwas früher ins Bett kommen.“
Das war deutlich. Paige war kurz zusammengezuckt, drehte sich dann aber schnell um und lief die Treppe zum Eingang hinauf. Trent kam hinterher, blieb aber immer einen Meter hinter ihr. Warum war er auf einmal so distanziert? Bedauerte er, sich ihr geöffnet zu haben?
Schnell nahm sie den Schlüssel aus der Tasche, schaffte es trotz der bebenden Finger auch, ihn ins Schloss zu stecken, und öffnete. „Komm rein.“
Doch er blieb auf der Türschwelle stehen. „Nicht heute Abend.“ Wieder warf er einen kurzen Blick auf ihren Mund, machte aber keinerlei Anstalten, näher zu kommen. „Wir sehen uns dann morgen.“
„Was ist los, Trent?“
„Nichts. Gute Nacht, Paige.“
Fassungslos sah sie ihm hinterher, wie er die Stufen hinunterlief und in den Wagen einstieg. Noch ganz benommen schloss sie langsam die Tür. Offenbar musste sie noch viel lernen, was die Verführung eines Mannes betraf. Aber sie hatte ja noch Zeit. Am nächsten Tag würde sie andere Seiten aufziehen.
„Hightower Aviation. Nicole am Apparat.“ Am
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