Eine Nacht und tausend Geheimnisse
Mittwochmorgen hatte Trents Schwester Telefondienst.
„Du musst etwas für mich tun, Nicole. Es ist sehr wichtig.“
„Oh, Trent, du bist es. Auch dir einen wunderschönen guten Morgen. Danke der Nachfrage, ja, Ryan und mir geht es bestens. Und das Baby wächst so schnell, dass ich schon aussehe, als bekäme ich Zwillinge.“
Frustriert rieb er sich den Nacken. „Gut, gut, freut mich, dass es euch gut geht. Aber ich habe keine Zeit für Small Talk. In fünfzehn Minuten muss ich ein Seminar leiten.“
„Okay. Was kann ich für dich tun?“
„Nimm Kontakt mit den Besitzern von McCauleys Eisenwarenladen auf, und versuche, sie zu einem Flug nach Las Vegas zu überreden. Möglichst nicht nur die Eltern, sondern auch die Töchter. Besonders die Töchter.“
„Warum das denn? Handelt es sich um einen potenziellen Kunden?“
„Nein. Der Laden ist in North Carolina. Ich weiß nicht, in welcher Stadt, irgendwie westlich von Charleston. Stell einen Jet für sie bereit, und buche Zimmer für sie in einem Hotel, das möglichst weit entfernt vom Lagoon liegt. HAMC übernimmt alle Kosten.“
„Auf welchen Namen soll ich die Zimmer reservieren lassen?“
„Auf McCauley, das sind die Ladenbesitzer und die Eltern von einer Paige, die ich hier kennengelernt habe. Sag ihnen, dass Paige sich nach ihren Schwestern sehnt.“
„Und wann soll das Ganze stattfinden?“
„Gleich Anfang nächster Woche.“
„Was? Das sind ja nur noch vier Tage“
„Ich weiß. Aber ich weiß auch, dass du Wunder bewirken kannst. Bitte, Nicole, es ist sehr wichtig.“
„Hm … lass mich sehen, vielleicht kann Brent sie auf seinem Weg nach Las Vegas abholen.“
Brent? Um Himmels willen … „Nein, das geht auf keinen Fall. Brent und Luanne dürfen nicht mit den McCauleys zusammentreffen. Sie dürfen noch nicht einmal zur selben Zeit auf dem Flugplatz landen. Brent kommt doch am Sonntagnachmittag, oder? Bei dem Termin soll es auch bleiben.“
„Was hat Brent denn jetzt schon wieder angestellt?“ Nicole kannte ihren Bruder nur zu gut.
„Das kann ich dir noch nicht sagen. Wenn du alles geregelt hast, erzähl ich’s dir haarklein. Versprochen. Jetzt habe ich keine Zeit.“
„Du meinst wohl, falls ich alles regeln kann …“
„Nicole, es muss einfach klappen. Wenn es nicht anders geht, nimm meinen Jet und meine Crew.“ Wenn es ihm schon nicht gelang, Paige aus der Stadt zu lotsen, dann mussten ihre Schwestern her. Sie würden die Stadt sehen wollen, und Paige würde die Fremdenführerin spielen müssen. Und sehr wenig Zeit im Lagoon verbringen können.
„Aber du weißt, dass du dann noch einen Tag länger in Las Vegas bleiben musst, weil deine Leute die zulässigen Flugstunden schon erreicht haben.“
„Macht nichts.“
„Dann wird es zeitlich knapp mit der Vorstandssitzung am Dienstag.“
„Ich werde da sein, verlass dich drauf.“
„Okay. Ich ruf dich an, sobald ich Näheres weiß.“
„Danke, Nicole. Am besten hinterlässt du eine Nachricht auf meinem Zimmertelefon. Ich bin den ganzen Tag in irgendwelchen Sitzungen, und da nehme ich das Handy nicht mit. Ach, und noch eins. Sag den McCauleys, dass das Ganze eine Überraschung für Paige sein soll. Sie sollen ihr nichts sagen.“
„Ach Trent, das ist ja ganz süß von dir! Die junge Dame muss dir eine Menge bedeuten, wenn du so viel auf dich nimmst.“
„Es ist alles andere als süß“, sagte er mürrisch. „Und es hat auch nichts mit meinem Privatleben zu tun. Es geht nur ums Geschäft.“
Seine Strategie hatte nichts damit zu tun, dass er Paige sympathisch fand. Es war reiner Zufall, dass Ms. McCauley von seinen Plänen profitierte.
6. KAPITEL
Die Sache mit dem Chauffeur hatte am Vortag Paiges Pläne durcheinandergebracht. Aber an diesem Tag würde sie alles auf eine Karte setzen. Das dünne Oberteil lag sehr eng an, und in der schmal geschnittenen Hose wirkten ihre Beine besonders lang. Zumal sie auch noch in einer hinteren Schrankecke ein Paar Stiefel mit hohen schmalen Absätzen gefunden hatte, die trotzdem bequem genug waren, um in ihnen den Weg zum Sahara Hotel zurückzulegen. Dort wollten Trent und sie die dritte Achterbahn von Las Vegas ausprobieren.
Da sie neugierig war, wie Trent sich als Redner machte, und sie ihren Dienst an diesem Tag etwas früher hatte beenden können, schlüpfte sie am frühen Abend lautlos in den Konferenzraum. Aufrecht und selbstbewusst stand er hinter dem Rednerpult – eine beeindruckende Erscheinung in dem dunklen
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