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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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er hatte einen Nerv getroffen, aber er war auch in einer Sackgasse angelangt. Sie würde ihm nichts mehr sagen. Im Geiste seufzend erhob er sich, deutete mit einem Winken zur Tür. »Ich würde Ihnen gerne dafür danken, dass Sie uns geholfen haben, Miss Dalling, allerdings ...«
    Mit einem kühlen verächtlichen Blick erhob sie sich. Sie drehte sich um, blieb stehen und musterte Barnaby. »Es tut mir leid, dass Sie verletzt wurden, Mr Adair. Wenn es gestattet ist, würde ich Ihnen raten, Eispäckchen aufzulegen.«
    Sie schenkte ihm ein königliches Neigen des Kopfes, dann verließ sie hocherhobenen Hauptes den Raum, nachdem sie den Schlüssel im Schloss umgedreht und die Tür geöffnet hatte.
    Dillon schaute ihr nach, nahm ihre schwingenden Hüften, ihren Gang wahr, dann umrundete er den Schreibtisch und folgte ihr.
    Selbst jetzt, besonders jetzt würde er sie nicht unbeaufsichtigt über die Flure des Jockey-Clubs wandern lassen.
    »Verdammt, Russ, wo steckst du?«
    Pris zügelte ihre Stute, die noch jung und daher verspielt war, und blickte über das sanfte wellige Grasland, das die Newmarket Heath bildete. Hier und dort zwischen den vereinzelt stehenden Bäumen und den verstreuten Gehölzen absolvierten Pferde ihr tägliches Training, damit sie in bester Kondition blieben. Der Atem der Tiere stand in weißen Wolken in der kühlen Morgenluft. Der Morgen graute erst; es war kalt und nebelig. Abseits der Übungsfelder lag die Heide praktisch leer; außer Pris gab es hier nur wenig Zuschauer.
    Es würden mehr werden, wenn die Sonne aufging; sie hatte allerdings vor, dann bereits wieder heimgeritten zu sein, bevor zu viele Herren hier auftauchten, um sich die Pferde für das morgige Rennen anzuschauen.
    Der Rennstall, den sie aus sicherer Entfernung beobachtete, war nicht aus Irland. Sie lauschte angestrengt, sodass sie einige der Anweisungen und Bemerkungen hören konnte, die die Männer sich zuriefen. Diese Truppe hier war englisch und stand ganz bestimmt nicht in Diensten Lord Cromartys.
    Ihre Enttäuschung zurückdrängend und sich große Mühe gebend, ihre wachsende Sorge zu bezwingen, ließ sie ihre Stute langsam zur nächsten Gruppe weitertraben.
    Dies war der zweite Morgen, an dem sie auf die Heide ritt. Gestern hatte Adelaide sie begleitet, aber sie saß nicht sonderlich sicher im Sattel; Pris hatte fast die Hälfte der Zeit damit verbracht, auf sie zu achten, und nur den Rest dafür nutzen können, nach Russ Ausschau zu halten. Heute Morgen war sie noch früher aufgestanden, hatte sich rasch ihr Reitkostüm aus smaragdgrünem Samt angezogen, war noch im Dunkeln aus dem Haus geschlüpft und hatte Adelaide ihren Träumen überlassen.
    Die sich zweifellos um Russ drehten. Adelaides und ihre Zuneigung zu ihm war gleich stark, allerdings entsprang sie unterschiedlichen Quellen.
    Vor zwei Nächten hatte sie nicht gelogen, als sie Caxton sagte, ihre Brüder seien in Irland. Russ war nicht ihr Bruder, er war ihr Zwilling. Sie standen sich näher als gewöhnliche Geschwister, zwischen ihnen gab es ein stärkeres Band. Nicht zu wissen, wo er war, aber gleichzeitig zu wissen, dass ihm eine bislang noch nicht greifbare Gefahr drohte, legte sich wie ein enges Netz um ihr Herz.
    Mit jedem Tag, der verging, zog es sich fester zusammen.
    Sie musste Russ finden, musste ihm helfen, sich aus dem zu befreien, was ihn bedrohte. Nichts sonst war wichtig; nichts, bis das erledigt war.
    Vor sich entdeckte sie einen weiteren Reitstall beim Training, und sie lenkte ihre Stute in die Richtung. Das Tier war noch frisch und ausgeruht; Pris ließ es in leichten Galopp fallen, aber da sie im Damensattel saß und über unbekanntes Gelände ritt, hielt sie die Zügel straff.
    Die kalte Luft brannte auf ihren Wangen. Guten Mutes ritt sie eine flache Anhöhe hinauf und beobachtete die Männer auf dem Übungsfeld.
    Durch zusammengekniffene Augen betrachtete sie die Reiter, die noch ein gutes Stück von ihr entfernt bei der Arbeit waren. Noch näher wagte sie sich nicht heran; sie würde Harkness gewiss nicht erkennen, da er aber mit Russ zu tun hätte, würde er zweifellos die Ähnlichkeit bemerken.
    Sie musste Lord Cromartys Übungsstrecke finden, aber bis sie mehr herausgefunden hatte, wollte sie nicht, dass außer Russ einer der Männer aus seinem Reitstall erfuhr, dass sie sich in Newmarket aufhielt.
    Wieder strengte sie sich an, etwas von dem, was unter ihr gerufen wurde, zu verstehen, aber sie war noch zu weit weg. Vorsichtig lenkte sie

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