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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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weit auf. »Nun, natürlich, um im Wald herumzuschleichen. Ist das verboten?«
    Er versuchte gar nicht erst, eine freundliche Miene aufzusetzen. Durch zusammengebissene Zähne wollte er wissen: »Der Mann im Wald, wer war das?«
    Sie überlegte, ob sie fragen sollte, welchen Mann er meinte. Stattdessen zuckte sie die Achseln. »Keine Ahnung.«
    »Sie waren doch da, um sich mit ihm zu treffen.«
    »Das sagen Sie.«
    »Er ist ein Verbrecher, der wiederholt versucht hat, in den Jockey-Club einzubrechen.«
    »Wirklich?«
    Dillon nahm ihr fast den erstaunten Blick ab, den sie aufsetzte, als hätte er ihr etwas verraten, was sie bis dahin noch nicht wusste. »Sie kennen ihn, weil Sie mich absichtlich davon abgehalten haben, Barnaby - Mr Adair - dabei zu Hilfe zu kommen, ihn festzunehmen. Sie wussten, einen Mann könnte er überwältigen, aber nicht zwei. Sie sind seine Komplizin, Sie haben ihm geholfen zu entkommen. Vermutlich haben Sie sogar für ihn Schmiere gestanden.«
    Sie lehnte sich im Stuhl zurück, äußerlich völlig unbekümmert; sie schien sich völlig wohl zu fühlen und selbstsicher, als trüge sie ihr smaragdgrünes Kleid. Die Arme locker auf die Lehnen gestützt, erwiderte sie seinen Blick offen. »Das ist eine faszinierende Vermutung.«
    »Es ist die Wahrheit - oder kommt ihr mindestens sehr nahe.«
    »Sie verfügen über eine bemerkenswert rege Phantasie.«
    »Meine liebe Miss Dalling, was, glauben Sie, wird geschehen, wenn wir Sie dem Konstabler übergeben und ihm sagen, wir hätten Sie, so verkleidet wie Sie hier sitzen, auf der Lauer liegend im Wäldchen hinter dem Jockey-Club gefunden, genau als ein Mann, der versuchte, in das Club-Gebäude einzubrechen, die Flucht ergriffen hat?«
    Wieder riss sie die Augen weit auf; dieses Mal spielte ein leise spöttisches Lächeln um ihre faszinierenden Lippen, die ihn viel zu sehr ablenkten. »Himmel, wie der arme Konstabler sein Pech verfluchen wird, dass ausgerechnet er in so einer Zwickmühle landen muss, denn schließlich haben wir ja bereits festgestellt, dass der Aufenthalt allein in besagtem Wäldchen kein Verbrechen ist. Und Ihre Unterstellung, dass ich den Mann kenne, ist schlicht aus der Luft gegriffen. Zudem streite ich es vehement ab; und was den Umstand angeht, dass ich Männerkleider trage, so bin ich sicher, dass Sie herausfinden werden, das verstößt ebenfalls gegen kein Gesetz.«
    Der arme Konstabler wäre sogleich von ihrer Stimme verhext. Wenn sie mehr als zwei Sätze sprach, musste man beträchtliche Willenskraft aufbringen, nicht in ihren Bann zu geraten. Und natürlich sagte sie in diesem Fall die reine Wahrheit. Von seinem Stuhl aus betrachtete Dillon sie schweigend. Der Moment zog sich in die Länge.
    Sie fing seinen Blick auf; ihre Lippen verzogen sich, nur ein wenig, doch genug für ihn, um zu wissen, dass sie wusste, was er vorhatte, dass es ihr nichts ausmachte, sie sich nicht genötigt fühlen würde, die Stille zu füllen.
    Trotz seiner Absicht, nicht den Blick abzuwenden, ertappte er sich dabei, ihre Aufmachung zu mustern. In einer Stadt wie Newmarket war der Anblick von Damen in Hosen zwar nicht gesellschaftsfähig, aber auch nicht selten. Eine wachsende Zahl Frauen, zu denen auch Flick gehörte, waren auf die eine oder andere Weise daran beteiligt, Vollblüter für die Rennen vorzubereiten. Und solche Tiere in Röcken zu reiten war schlicht zu gefährlich. Wenn er Flick besuchte, standen die Chancen fünfzig zu fünfzig, sie in Röcken oder Reithosen anzutreffen.
    Wegen seiner Vertrautheit mit Damen in Hosen fiel ihm etwas auf. Miss Dallings waren nicht für sie angefertigt worden; sie passten ihr nicht gut genug, waren eine Idee zu groß, die Beine ein wenig zu lang. Ebenso war es bei der Jacke; die Schultern waren zu breit, und die Manschetten fielen ihr bis auf den Handrücken.
    Die Stiefel gehörten ihr - ihre Füße waren klein und zierlich -, aber die Kleider hatten ursprünglich nicht ihr gehört. Fast wie die eines Bruders.
    Er hob seinen Blick, sah ihr fest in die Augen. »Miss Dalling, können Sie mir versichern, dass Sie diesen Mann nicht kennen -den Mann, den Mr Adair festhalten wollte?«
    Ihre feinen Brauen hoben sich hochmütig. »Mein lieber Mr Caxton, ich habe nicht vor, Ihnen überhaupt irgendetwas zu versichern.«
    »Ist es Ihr Bruder?«
    Ihre Wimpern zuckten, aber sie erwiderte seinen Blick, ohne zu blinzeln, ganz geradeheraus. »Meine Brüder sind in Irland.«
    Ihre Stimme klang flach, ausdruckslos. Er wusste,

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