Eine Nacht wie Samt und Seide
gefährlich, und ich sollte dir einfach alles erzählen. Aber ...«
Sie sah, wie seine Züge sich wieder verhärteten; seine Miene wurde steinern und distanziert. »Aber es hängt noch jemand anders mit darin, und du vertraust mir immer noch nicht.« Er klang kalt und ungerührt.
Sie sah ihn an und erklärte ebenso ausdruckslos: »Es hängt jemand anders mit drin, und ich muss erst alles gründlich durchdenken.«
Ihr Tonfall verriet, dass sie sich von keinem noch so stichhaltigen Argument würde umstimmen lassen.
Mehrere Herzschläge lang blieben sie stehen und maßen sich mit Blicken. Der Schreibtisch mit dem aufgeschlagenen Register und die Erinnerung an das, was hier vor Kurzem erst geschehen war, stand stumm zwischen ihnen. Dann seufzte er und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Lass das Buch liegen. Wir sollten besser zu Lady Helmsley zurückkehren.«
Er ließ sie durch die Seitentür aus dem Gebäude, verließ es selbst wegen der Wachen durch den Vordereingang. Dann kam er um das Haus herum zu ihr, und sie gingen gemeinsam zum Wäldchen.
Sie weigerte sich, sich von ihm tragen zu lassen; sie schickte ihn voraus und folgte dicht hinter ihm. Vorsichtig und mit angehobenen Röcken durchquerte sie unbeschadet das Gehölz; als sie den Rand erreichten, ließ sie die Röcke fallen und trat in das schwache Mondlicht. Seite an Seite liefen sie über die Wiese und gelangten an das Gartentor, durch das sie schließlich wieder in den Garten der Helmsleys schlüpften.
Er berührte sie am Arm. »Wir sollten über die Terrasse zurückkehren.«
Dann sähe es so aus, als seien sie durch die Gärten spaziert. Sie nickte und ließ sich von ihm führen; sie folgten einem Kiesweg zur Terrasse.
Während sie die Stufen emporstieg, erschien eine steile Falte auf ihrer Stirn. Sie konnte nicht erkennen, wie die Details aus dem Register Russ helfen sollten, ganz zu schweigen davon, wie sie ihn mit ihrer Hilfe finden und retten sollte.
Oben an der Gartentreppe angekommen blieb Dillon stehen, zog ihre Hand, die er gehalten hatte, seit sie den Garten wieder betreten hatten, auf seinen Arm. Sie schaute ihn an, und er erwiderte den Blick. »Wann wirst du es mir sagen?«
Die Frage, die er am dringendsten beantwortet haben musste.
In ihren Augen stand ein eigensinniger Ausdruck. »Nachdem ich darüber nachgedacht habe.«
Ohne den Blick abzuwenden, zwang er sich zu einem Nicken, einer zustimmenden Geste, die seinen Empfindungen völlig entgegenlief.
Er führte sie zu den offen stehenden Terrassentüren, um die frische Nachtluft einzulassen. Da waren mehrere Paare, die vor der Hitze des Salons geflüchtet waren; er bezweifelte, dass sie beide lange genug vermisst worden waren, um ihrem Wiederauftauchen besondere Bedeutung zu verleihen. Gemeinsam traten sie in den von Kronleuchtern erhellten Ballsaal.
Neben ihm räusperte sie sich und nahm ihre Hand von seinem Arm. »Vielen Dank für den wohltuenden Spaziergang, Mr Caxton.«
Unwillkürlich fasste er wieder nach ihrer Hand und hob sie an die Lippen, während er ihr tief in die Augen sah, sie einen flüchtigen Moment lang den Mann in ihm sehen ließ. »Denk rasch nach.«
Ihre Augen weiteten sich, dann zog sie nur hochmütig die Brauen nach oben, entzog ihm endgültig ihre Finger, drehte sich um und mischte sich hoch erhobenen Hauptes unter die Gäste.
Er wartete, bis die Gruppe um Lady Fowles Helmsley House verließ, dann verabschiedete auch er sich von seiner Gastgeberin und begab sich nach Hause.
Er fuhr durch die Nacht, ging im Geiste alles durch, was sie gesagt hatte, alles, was er empfunden hatte, die Gefühle, die sie ihm beschert hatte ... er war dankbar, dass weder Demon noch Flick die Einladung angenommen hatten. Beide kannten ihn gut genug, um die Veränderung in ihm zu bemerken, wenn Pris auftauchte. Er war nicht in der Stimmung, sich mit Demons gutmütigen Spötteleien abzugeben oder gar Flicks Lust am Kuppeln zu wecken.
Allein der Gedanke ließ ihn erschauern. Mit jedem Jahr, das sie im Umfeld der Cynster-Damen verbrachte, wurde es schlimmer mit ihr.
Bei seiner Ankunft auf Hillgate End sah er ein Licht in seinem Arbeitszimmer. Er fuhr zu den Stallungen und erfuhr dort, dass Barnaby vor einer Stunde eingetroffen war, weswegen ein Lakai zu Demon geschickt worden war, um ihn zu holen. Vor etwa einer Viertelstunde war er gekommen.
Er überließ seine Pferde der Obhut des Stallknechts und lief rasch zum Haus. In der großen Eingangshalle hallten seine Schritte auf
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