Eine Nacht wie Samt und Seide
so vor, als habe er resigniert.
Sie holte tief Luft und verkündete dann so gelassen wie er eben: »Ich muss wissen, wie die Informationen aus dem Register illegal genutzt werden können.«
Er rührte sich nicht, dennoch spürte sie seine Reaktion. Sein Körper spannte sich, seine Muskeln wurden hart unter ihr, und die Brust, an der sie ruhte, verwandelte sich in Stein. Die dunklen Augen fixierten sie ungewohnt unnachgiebig.
Einen Moment lang rang Dillon um Worte, aber am Ende sagte er einfach nur: »Das kann ich dir nicht verraten.« Seine Stimme war flach geworden, hart.
Er schluckte den Fluch herunter, den er hatte ausstoßen wollen, kämpfte mit sich und bezwang die allzu gewalttätige Erwiderung. Stattdessen fand er eine gewisse Gelassenheit wieder. Er hatte schließlich gewusst, dass sie irgendwie in ein Betrugsmanöver verstrickt war. Alle Wahrscheinlichkeit sprach dafür, dass es um das derzeitige Austauschen von Pferden ging. Dass jemand auf sie geschossen hatte, machte die Sache noch schlimmer. Aber von ihr bestätigt zu bekommen, dass sie wild entschlossen war, ihren Iren um jeden Preis zu beschützen, selbst wenn es um Wettbetrug ging, traf ihn hart.
Am liebsten hätte er vor machtlosem Zorn gebrüllt, aber er wusste es natürlich besser. Er hielt seine aufbrausenden Gefühle in Schach, erwiderte ihren Blick und versuchte es auf anderem Weg. »Was auch immer es ist, worin du und dieser Ire verwickelt seid, es ist ernst. Todernst.«
Ihr von Colliers Tod zu erzählen, sie zu warnen, dass jede Einmischung die Aufmerksamkeit desjenigen, der den Züchter ermordet hatte, auf sie lenken würde, wäre nicht klug; sie würde nur noch verzweifelter ihren Freund beschützen. Allein der Gedanke, dass ein Mörder auf sie aufmerksam wurde, sandte eine Welle kaum bezähmbarer Beschützerinstinkte durch ihn.
»Das hier ist Wahnsinn.« Selbst in seinen eigenen Ohren klang er harsch. Alle Weisheit in den Wind schlagend, fasste er sie am Kinn, schaute sie aus schmalen Augen eindringlich an. »Jemand hat auf dich geschossen - es war schieres Glück, dass er dich nicht getötet hat! Es gibt noch mehr Beweise dafür, dass diejenigen, die hinter diesem Betrug stecken, auch vor Mord nicht zurückschrecken.« Damit ließ er ihr Kinn los und packte sie am Arm; nur mit Mühe beherrschte er sich, sie nicht zu schütteln, er verlangte nachdrücklich: »Du musst mir sagen, was hier vor sich geht - wer dahintersteckt.«
Sie starrte ihn an; in dem schwachen Licht der Lampe auf dem Schreibtisch konnte er in ihren Augen nicht lesen. Doch dann blickte sie nach unten, auf seine Hand um ihren Arm.
Durch zusammengebissene Zähne atmete er aus, zwang seine Finger, ihren Griff zu lockern, und ließ sie los.
Sie wandte den Kopf ab, räusperte sich, stieß sich von ihm ab und sprang auf die Füße.
Fluchend bekämpfte er den Drang, nach ihr zu greifen und sie zurückzuziehen, ehe sie sich noch weiter von ihm entfernen konnte.
Ihr Handeln reizte ihn über Gebühr. Er musste einen Moment still sitzen, sich zur Reglosigkeit zwingen, um ein gewisses Maß an Beherrschung zu erlangen, ehe er sich mit zusammengepressten Lippen erhob und ihr zum Schreibtisch folgte.
Sie blieb am Schreibtisch stehen, an der Stelle, wo sie sich eben erst geliebt hatten. Sie fuhr mit dem Finger leicht über das aufgeblätterte Register. »Danke, dass du es mir gezeigt hast.«
»Danke, dass du mir ...« Er brach ab, verkniff sich die sarkastische Erwiderung, aber nicht rasch genug; sie erriet, was er hatte sagen wollen.
Sie bedachte ihn mit einem tadelnden Blick, in dem auch -ganz schwach, so schwach, dass er nicht ganz sicher war - Gekränktheit mitschwang.
Diese Andeutung bewirkte, dass seine Wut verrauchte. »Ich entschuldige mich. Das war ...«
»Grob und unangebracht.«
Er stieß einen Fluch aus, dann fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar, was er nie zuvor getan hatte. Er musste sich beherrschen, sich die dicken Locken nicht zu raufen. » Wie kann ich dich davon überzeugen, dass das hier viel zu gefährlich ist?« Er ließ den Arm sinken, schaute sie an. »Du musst mir verraten, was vor sich geht, ehe derjenige, der dahintersteckt, dich ins Visier nimmt.«
Pris verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. »Du kannst zum Beispiel aufhören, dauernd zu fluchen.« Sie ging um den Schreibtisch herum, blieb dahinter stehen und blickte ihm von da aus ins Gesicht. »Wenn es dich zu trösten vermag, ich weiß, dass du recht hast. Es ist
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