Eine Nacht wie Samt und Seide
die Sorge um ihre Sicherheit in seiner Miene las. Er war sich nicht sicher, ob es ihm selbst gefiel, aber es war wohl wie eine unheilbare Krankheit.
Ein kleines Stück weiter führte der Weg auf die Lichtung vor ihrem Ziel, einer alten Köhlerhütte, die tief im Wald lag. Er zügelte sein Pferd mehrere Meter vor dem Eingang und schaute sich sorgsam um. Nur ganz wenige Menschen wussten, dass es sie gab. Die Holzfäller kamen alle paar Jahre, um den Wald auszulichten, die abgestorbenen Zweige einzusammeln und zu Holzkohle zu verbrennen, die sie zum größten Teil an das Herrenhaus verkauften.
Für die Köhler war es noch zu früh im Jahr, um mit ihrer Arbeit zu beginnen, doch als er die Hütte und den Boden davor betrachtete, bemerkte er eindeutige Anzeichen dafür, dass hier erst kürzlich Pferde gewesen waren.
Pris war ihm auf die Lichtung gefolgt; sie hielt neben ihm an. »Hier war nicht nur ein Pferd, es kann nicht lange her sein.«
Sorge färbte ihre Stimme. Dillon schaute hoch, aber aus dem Schornstein stieg kein Rauch. »Wir sind auf Caxton-Land. Die Hütte gehört uns - und wie du ja selbst gesehen hast, liegt sie gut versteckt.«
Er saß ab und brachte Solomon zu einem Pfosten mit mehreren Ringen. Er befestigte die Zügel daran und sah zu Pris, doch sie hatte nicht darauf gewartet, dass er ihr aus dem Sattel half, und führte ihre Stute schon zu ihm. Während sie sie festband, ging er bereits zur Seite der Hütte und überprüfte den halb offenen Stall. »Kein Pferd, und es war auch lange keines hier.«
Sie lief zur Tür und wartete auf ihn. Dort angekommen schob er den Riegel zur Seite und stieß die Tür weit auf. Die Angeln quietschten.
Auf der Schwelle blieb er einen Moment stehen, er spürte Pris ungeduldig in seinem Rücken. Licht fiel an ihnen vorbei ins Innere, die Hütte hatte zwei Fenster, je eines auf jeder Seite der Tür. Staubflocken tanzten in den hereinfallenden Sonnenstrahlen, die das schlichte, aber stabile und für seine Zwecke bequeme Mobiliar beleuchteten.
Pris hielt die Luft an. Dillon sah sie an, dann folgte er ihrem Blick zu dem Holzstapel neben dem Kamin - wieder in demselben Muster wie vorhin aufgeschichtet. »Das Erkennungszeichen deines Bruders.«
Er trat in den einzigen Raum der Behausung und sah sich um. Wie schon in der halb verfallenen Hütte eben herrschte auch hier eine gewisse Ordnung - kein Staub, die alten Lehnstühle waren in einer geraden Reihe aufgestellt, beide Stühle waren ordentlich unter den Tisch geschoben. Es gab keine Anzeichen eines Feuers im Kamin, kein offensichtlicher Beweis, dass hier jemand wohnte, aber die Steine waren erst kürzlich gefegt worden. Russ Dallings Handschrift war überall zu erkennen.
»Er ist vor Kurzem erst hier gewesen.« Pris schaute ihn an.
»Kürzer her als in der Ruine?«
Sie nickte. »Er ist im Moment nicht in der Nähe, aber es ist, als wäre ich in sein Zimmer gekommen.«
Er sah sich um. »Gut. Dann lass uns suchen. Wenn er die Satteltaschen hat, dann ist es unwahrscheinlich, dass er sie mit sich trägt.«
Sie suchten überall - unter dem schmalen Bett, in allen Ecken und auf jedem Regal -, aber sie fanden nichts. Dann fiel Dillon wieder der Lagerraum ein, der am anderen Ende des Stalles angebaut war. Die Tür war nicht gleich zu sehen, sie war einfach in das Holz gesägt. Er schob einen Finger in den Spalt, der als Griff diente, und zog sie auf.
Pris drängte sich an ihm vorbei. Grob behauene Regale säumten die Wände. Es gab nur wenig Licht, nur das, was aus dem Wohnraum hineinfiel und durch die Ritzen in Wand und Dach. Da er Pris’ aufgebrachten Blick fast spüren konnte, trat er weiter in den schmalen Raum, griff an ihr vorbei, um die Regalbretter abzutasten, während sie davorkniete und trotz ihrer Angst vor Nagetieren die unteren Bretter mit den Händen absuchte.
»Hier!« Triumphierend kam sie auf die Füße und presste sich dank des beschränkten Platzes, ohne zu zögern, fest an ihn, als merkte sie kaum, wie sich ihr Busen gegen seine Brust drückte, wie ihre Schenkel sich an seinen rieben.
Er hielt die Luft an, drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand, während sie ein Paar Satteltaschen zwischen sie zerrte und nur um Haaresbreite einen wesentlichen Körperteil von ihm verfehlte.
Ihre Augen funkelten, als sie ihn anschaute. »Das hier gehört Russ.«
»Gut.« Seine Stimme klang selbst für ihn flach und gepresst; er bemühte sich darum, nicht allzu grimmig zu schauen, als er sie an sich vorbei
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