Eine Nacht wie Samt und Seide
Feuerstelle, zusammen mit einem wackeligen Stuhl. »Der Tisch ist sauber, ohne Staub.«
Dillon brummte, sagte dann: »Es gibt immer Landstreicher in und um Newmarket - manche suchen Arbeit, andere schauen sich nur um und ziehen dann weiter.« Er betrachtete den Rest des Raumes. »Jemand ist hier gewesen, aber ob es dein Bruder war ...« Er sah sie fragend an.
Sie schaute sich um; als sie die gespaltenen Holzscheite neben dem Kamin entdeckte, machte ihr Herz vor Freude einen Satz. Das Holz war exakt quer gestapelt, immer drei seitlich und drei nach vorne. »Russ war hier.«
Dillon drehte sich zu ihr um. Sie deutete auf den Holzstapel. »Er schichtet Holz immer genau so auf. Außerdem ist es hier viel zu sauber und aufgeräumt für eine verlassene Ruine.«
»Ist Russ ordentlich?«
»Ordentlicher als ich jedenfalls, und ich mag grundsätzlich kein Chaos um mich herum.«
Dillon setzte seine Suche mit den Augen fort. »Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass jemand hier wohnt.«
»Nein.« Auch sie konnte kein Gepäck sehen. »Ich kann nicht glauben, dass Russ ohne seine Satteltaschen von Cromarty weggegangen ist. Sein Pferd ist zu Hause in Irland geblieben, also hat er hier keines. Wo sind nur seine Satteltaschen? Wenn er unterwegs ist, um Harkness auszuspionieren, wird er sie kaum mit sich schleppen ...« Sie brach ab, als ihr etwas einfiel.
Dillon erriet ihre Gedanken. »Ich habe nichts davon gehört, dass ein Pferd gestohlen worden sei, und so etwas würde sich hier bei uns herumsprechen.«
Er ging zu einem stärker vom Verfall betroffenen Bereich der Hütte, sie konnte von der Stelle aus, wo sie stand, erkennen, dass dort unberührter Staub lag.
Sie war enttäuscht, aber nicht entmutigt. »Russ war hier, noch vor Kurzem, aber jetzt ist er weg.« Sie rümpfte die Nase. »Ich spüre ihn nicht mehr.«
Dillon sah sie an, nickte und bedeutete ihr, mit ihm die Hütte zu verlassen. Sie gingen wieder nach draußen in die Nachmittagssonne.
Als sie bei den Pferden ankamen, blieb Pris stehen und schaute ihn an. »Das ist nicht die letzte Stelle, wo er sein kann, es muss noch einen Ort geben.«
Er blickte ihr in die Augen, sah die Hoffnung darin das Smaragdgrün zum Leuchten bringen. Die verfallene Hütte war der letzte wahrscheinliche Ort für ein Versteck, allerdings ... »Es gibt noch einen Platz, aber der liegt östlich von hier und ist nicht leicht zu finden. Zufällig vorbeikommende Wandergesellen stolpern nur selten darüber.« Er zögerte, dann fragte er: »Aber du bist dir sicher, dass er in der Nähe ist, nicht wahr?«
Sie nickte, die Feder an ihrer Reitkappe wippte über ihrem Ohr. Das entlockte ihm ein Lächeln. Sie wartete sichtlich ungeduldig neben ihrer Stute, dass er ihr beim Aufsitzen half. Breiter lächelnd fasste er sie um die Taille - zog sie dann aber an sich und küsste sie. Gründlich.
Nach einer ganzen Weile löste er seine Lippen von ihrem Mund, er schaute ihr ins Gesicht; ihre Lider flatterten, dann schlug sie die Augen auf. »Es ist der letzte Ort - unser allerletzter Versuch. Es ist unwahrscheinlich, aber lass uns nachsehen.«
Er trat zurück, hob sie in den Sattel, hielt ihr danach den Steigbügel hin. Als er sich auf Solomons Rücken schwang, wendete sie bereits ihre Stute und wandte sich gen Osten, unter den Bäumen hindurch und über die Felder dahinter.
Sie ritt in die richtige Richtung, daher folgte er ihr einfach und brachte seinen Hengst neben sie. Sobald sie die Grenze von Demons Land erreicht hatten, die Weiden und abgelegenen Waldlichtungen, wo seine kostbaren Zuchtstuten verhätschelt wurden, ließ sie sich zurückfallen, sodass er vorausritt. Er führte sie über verschiedene Reitwege tief in den teilweise schwer durchdringlichen alten Wald auf dem Caxton-Land.
Manche der Bäume waren uralt; ihre dicken Stämme und breiten Kronen umschlossen den Weg und sperrten das schwächer werdende Tageslicht aus. Sogar jetzt am späten Nachmittag eines sonnigen Tages war die Luft unter den Bäumen kühl und leicht feucht. Der Weg wurde schmaler, dann lief er durch ein felsiges Bachbett; Dillon lenkte Solomon zum anderen Ufer und drehte sich um, er sah Pris ihre Stute zwischen den Felsen hindurchreiten.
Es hatte längere Zeit nicht geregnet; die modernden Blätter am Rand des Baches waren nicht glitschig, sodass die Stute das steile Ufer sicher erklimmen würde. Er bemerkte, welch unerwünschte Richtung seine Gedanken einschlugen, und sah wieder nach vorne, ehe Pris ihn ertappte und
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