Eine Nacht wie Samt und Seide
standen, zu den Stühlen rechts und links von ihm. »Setzt euch. Wir fangen jetzt ganz von vorne an.«
Er wartete, bis sie, nicht ohne sich wütende Blicke zuzuwerfen, gehorcht hatten, dann zog er den großen Schreibtischstuhl herbei und ließ sich daraufsinken. Er schaute Russ ins Gesicht. »Was hat Ihren Verdacht geweckt?«
Russ lehnte sich zurück und blickte in die Ferne. »Es gab zwei Pferde in Cromartys Stall, die nicht ihm gehörten, sondern jemand anderem. Sie standen nur bei Cromarty. Offensichtlich waren das die Pferde, wegen derer Paddy O’Loughlin, der Mann, der vor mir den Posten des stellvertretenden Stallmeisters hatte, Meinungsverschiedenheiten mit Harkness hatte und kündigte.«
Priscilla schaute zu Dillon. Er schüttelte den Kopf, wollte nicht, dass Russ durch die Nachricht abgelenkt wurde, dass Paddy danach verschwunden war.
»Derart gewarnt«, fuhr Russ mit seiner Erzählung fort, »habe ich nichts gesagt, aber keines der beiden Pferde wurde richtig versorgt. Sie wurden zwar gelegentlich trainiert, aber nicht richtig vorbereitet.« Russ sah ihn an. »Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet.«
»Ich kann es mir denken, aber berichten Sie weiter.«
Russ hob die Brauen. »Kurz darauf, während der Vorbereitungen für Newmarket, habe ich Harkness und den Oberstallburschen Crom, einen hinterhältigen, bösartigen Lumpen, der seit ewigen Zeiten mit Harkness zusammen ist, miteinander reden hören. Ich war in die Sattelkammer gegangen, um ein bestimmtes Zaumzeug zu holen, ich wusste, wo es lag, daher hatte ich kein Licht gemacht. Harkness und Crom kamen in den Stall, um unter vier Augen zu sprechen. Sie wussten nicht, dass ich dort war.«
»Das war das Gespräch, das Sie in Ihrem Brief an Pris erwähnt haben?«
»Ja. Ich habe nicht genug verstanden, um zu begreifen, was vor sich ging, aber als das Wort >Register< fiel und dass wir nach Newmarket kommen würden, schöpfte ich Verdacht. Ich dachte, ich könnte es herausfinden, sobald wir hier waren.«
Ein diskretes Klopfen an der Tür kündigte Jacobs mit einem Tablett an. Dillon zog ein Beistelltischchen zwischen die Stühle. Der Butler stellte das Tablett darauf ab; Pris nahm die Teekanne. Dillon nickte dankend, und Jacobs zog sich zurück.
Dillon wartete, bis Russ sich mit Brot und Roastbeef gestärkt sowie einen großen Schluck Ale getrunken hatte, ehe er ihn zum Weitersprechen drängte. »Und dann?«
Russ betupfte sich die Lippen mit einer Serviette und lehnte sich zurück. »Das Erste, was geschehen ist, war, dass diese beiden zusätzlichen Pferde mit nach England genommen wurden, dann aber mit Crom weggeschickt wurden, sobald wir in Liverpool angelegt hatten. Ich habe nie erfahren, wohin sie gekommen sind. Da Cromarty nicht mit uns gefahren ist, habe ich mich gefragt, ob er weiß, was geschehen ist. Er ist der Besitzer und kennt sich mit Pferden aus, aber er verbringt nicht viel Zeit mit ihnen, ganz zu schweigen davon, sie selbst zu trainieren. Ich nahm an, dass er nicht ahnte, was vor sich ging.«
Russ trank einen Schluck Ale, ehe er weitererzählte. »Dann hatten wir einen großen braunen Wallach, Flying Fury, einen ausgezeichneten Galopper. Cromarty hatte ihn in den vergangenen beiden Saisons bei mehreren Rennen laufen lassen, und er hatte sich gut geschlagen. Wir haben ihn beim Eröffnungsrennen geritten, er hat dem Feld seine Hufe gezeigt. Selbstverständlich wurde er zum nächsten Rennen gemeldet, dem vor drei Wochen. Ungefähr eine Woche vorher ist mir aufgefallen, dass mit Flying Fury etwas nicht stimmte.«
Russ schaute Dillon an. »Er sah nicht anders aus - er sah genauso aus wie ... nun, wie er selbst, aber ich könnte schwören, dass das Pferd nicht Flying Fury war.« Er schnitt eine Grimasse. »Ich weiß, es klingt albern, aber es war einfach nicht dasselbe Pferd. Die Stallburschen waren unsicher - das Pferd hat nicht wie sonst auf sie reagiert -, aber Crom war für Flying Fury zuständig, sodass außer mir und Harkness niemand lange mit ihm zu tun hatte, und natürlich haben Crom und Harkness nichts gesagt.«
»Haben Sie Ihren Verdacht geäußert?«
Russ schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts gesagt, und sie haben so getan, als sei Flying Fury wie immer. Ein richtiger Schock war es jedoch, als Flying Fury am nächsten Tag zurück war.«
Russ nahm einen großen Schluck Ale. »Das war schwer zu verstehen. Zwei Tage später war der Falsche wieder da. Dann kam das Rennen, und das andere Pferd lief als Flying Fury, es hat
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