Eine Rose fuer Captain Sparhawk
vorn. Sie fühlte das Gewicht des Mannes schwer an ihren Beinen, als sie in den Sandhaufen stürzte.
„Himmel, was für ein gerissener kleiner Kerl du bist!“ Der Mann atmete schwer von der Anstrengung, sie zu verfolgen, und seine Hände schlossen sich um ihre Knie, während sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. „Aber du warst nicht schnell genug, was?“
Wenn er seine Hände nur ein klein wenig höher schob, würde er feststellen, dass sie eine Frau war, kein Junge. Dann würde er den Schmuck ihrer Mutter an sich nehmen und das Gold ihres Vaters. Rose wagte nicht, daran zu denken, was er ihr antun würde!
Angstvoll seufzend warf sie sich nach vorn und ergriff mit beiden Händen einen der Steine, gerade als der Mann sie auf den Rücken warf. Schemenhaft nahm sie sein Gesicht wahr, als er sich über sie beugte – Bartstoppeln, eine gebogene, vernarbte Nase, der scharfe Geruch von Rum.
Und im nächsten Moment sackte er in sich zusammen. Ihr Herz hämmerte noch immer wie rasend, als sie sich taumelnd erhob. Sie schwankte und hielt den Stein mit aller Kraft fest. Der Mann lag jetzt mit dem Gesicht nach unten, so wie zuvor sie selbst gelegen hatte, und Nick stand über ihm, die Hand zur Faust geballt.
„Gott sei Dank“, sagte Rose mit zitternder Stimme. „Ich glaubte, sie hätten Sie getötet.“
Nick hob den Kopf und blickte sie an. Die Erregung, in die der Kampf ihn versetzt hatte, verflog im Nu. Er hatte gewusst, dass es gefährlich war, diese Straße zu durchqueren. Er hatte es mit Absicht getan, um Lily zu provozieren, und das hatte funktioniert. Aber weil er nicht daran gewöhnt war, auf jemand anders außer sich selbst Rücksicht zu nehmen, hatte er nicht daran gedacht, was ein gewöhnlicher Straßenkampf wie dieser für Rose bedeuten musste.
Mit ihren vor Angst unnatürlich groß wirkenden Augen und dem schmutzbedeckten Gesicht unter der lächerlichen Mütze sah sie schrecklich verwundbar aus, und er hasste sich dafür, sie einem solchen Risiko ausgesetzt zu haben. Drei gegen einen, das war ein Kampf, wie er ihn mochte, aber das konnte sie nicht wissen. Stattdessen sorgte sie sich um sein Leben. Am liebsten hätte er sie an sich gezogen, um sie zu beruhigen.
Aber etwas in ihrem Gesicht, das er nicht näher beschreiben konnte, ließ ihn innehalten, und im letzten Moment ließ er die Arme sinken. Er hatte sein Leben, ohne zu zögern, aufs Spiel gesetzt, aber ein weiteres Mal ihre Zurückweisung zu riskieren, das erforderte mehr Mut, als er besaß. Natürlich legte sie keinen Wert auf seinen Trost. Wäre es anders, wäre sie jetzt überhaupt nicht hier.
„Alles in Ordnung?“, fragte er. „Du bist unverletzt?“
„Ja.“ Sie presste den Stein gegen ihre Brust und wiegte ihn wie ein Kind. Die formlose Strickmütze hatte sie noch immer tief ins Gesicht gezogen. „Aber Sie …“
„Sie können mir nichts tun“, sagte Nick leise. Er öffnete und schloss die Finger an seiner Seite. Das Bedürfnis, Rose in die Arme zu schließen, überwältigte ihn beinahe.
Lily. Rose schluckte schwer. Lieber Himmel, warum hatte sie nicht schon vorher an ihre Schwester gedacht? Er hatte ihr gesagt, dass Lily ihn beschützte, und hier war der Beweis. Er hatte gegen drei Männer gekämpft, und das Schlimmste, was er aufzuweisen hatte, waren ein Riss im Ärmel seines Mantels und eine unordentliche Frisur. Und sie war nur wie ein ängstlicher Hase davongelaufen. Aber Lily konnte ihn schützen. Warum, fragte Rose sich traurig und verständnislos, kann Lily nicht ein bisschen von dieser Fürsorge auch für mich erübrigen?
„Mit mir ist alles in Ordnung, Captain“, sagte Rose schließlich. Sie zwang sich dazu, mit fester Stimme zu sprechen.
Nick sah sie streng an. Sie wollte also noch immer den Schiffsjungen spielen. Gegen seinen Willen schätzte er sie jetzt nur noch mehr. Die meisten Frauen, vor allem, wenn sie so behütet aufgewachsen waren, hätten geklagt und gejammert.
Er bückte sich, um seinen Hut vom Gehsteig aufzuheben, und stieß den bewusstlosen Mannneben ihr mit der Schuhspitze an. „Am besten wird es sein, wenn wir weitergehen, Henry, ehe ein Wächter kommt und Fragen stellt, die ich nicht zu beantworten gedenke.“
Sie erschauerte und sah die Straße entlang nach den beiden anderen Männern, die zusammengekrümmt auf dem Pflaster lagen. „Sind sie tot?“
„Das bezweifle ich.“ Nick zuckte gleichgültig die Schultern. Dank Lily, die ihnen die Pistolen aus den Händen geschlagen
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