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Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Titel: Eine Rose fuer Captain Sparhawk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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Newport gab es mindestens ein Dutzend Kirchen und Gemeindehäuser von Quäkern, Baptisten, Anglikanern und Juden, und alle lebten sie friedlich nebeneinander. Die Geschäfte waren mindestens so gut ausgestattet wie die in London. Außerdem hatte man auch Herrenhäuser gebaut. Mein Vater ließ selbst eines errichten, direkt am Meer, und ein zweites als Landsitz, auf einem Hügel in der Nähe von Middletown. Beide waren größer als alle anderen in den Kolonien.“
    „In den Staaten“, bemerkte Rose lächelnd. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn zu korrigieren, nachdem er so oft ihre Ausdrucksweise verbessert hatte. „Du sprachst von den Kolonien, aber du meintest die Staaten.“
    „Ja, vermutlich.“ Doch er erwiderte ihr Lächeln nicht, während er gedankenverloren mit dem Griff des Degens spielte, der von seinem Gürtel herabhing. „Natürlich gehört Rhode Island inzwischen zu den Staaten, genau wie alle anderen.“
    Was zum Teufel hatte ihn dazu veranlasst, hier mit ihr über seine Heimat zu plaudern? Aber dort fühlte er sich nicht zu Hause. Es war nur die Stadt, in der er geboren und aufgewachsen war. Er war doch so versessen darauf gewesen, Newport zu verlassen, oder etwa nicht? Nicht einmal jetzt hatte er das Gefühl, ein Zuhause zu haben, jedenfalls nicht so wie andere Männer, die einen Heimathafen mit einem Haus an Land hatten, das nur ihnen gehörte.
    Aber das war der Preis, den er für die Freiheit zahlen musste. Er war sein eigener Herr und lebte zu seinen eigenen Bedingungen, und dieses Leben hatte ihn in Länder geführt, von denen die meisten Menschen nicht einmal wussten, dass sie existierten. Seit seinem fünfzehnten Geburtstag hatte er niemals daran gezweifelt, das Richtige getan zu haben.
    Warum zum Teufel sprach er jetzt also auf diese Weise über Newport?
    Warum erinnerte er sich jetzt an den Duft der Rosen im Garten seiner Mutter, von dem aus man den Hafen sehen konnte? An die melodischen Stimmen seiner Schwestern, wenn sie unter dem Küchentisch mit ihren Puppen spielten, damit sie seiner geschäftig umhereilenden Mutter nicht im Weg waren? An die pausbäckigen Putten, die in die Täfelung im vorderen Salon geschnitzt waren? Manchmal hatte er sich auf die Zehenspitzen gestellt und die Putten gestreichelt, wenn niemand zusah, damit sie ihm Glück brachten? Warum erinnerte er sich an seinen geheimen Platz in der Mansarde hoch oben unter dem Dach, wohin er oft gegangen war mit einer Handvoll Ingwerbrot, um von all den Orten zu träumen, zu denen er segeln würde, wenn er alt genug dafür sein würde, während der Regen rhythmisch auf die Dachziegeln trommelte?
    „Vielleicht ergibt sich eines Tages eine Gelegenheit für mich, Newport zu besuchen“, bemerkte Rose. „Ich würde gern dein Zuhause sehen.“
    „Das kannst du nicht“, sagte er, wandte sich ab und blickte aufs Meer hinaus. „Es gibt sie nicht mehr. Dafür haben die Briten im vergangenen Jahr gesorgt. Alles, woran ich mich erinnere, gibt es nicht mehr.“
    Als er sich wieder nach Rose umsah, stellte er fest, dass er allein war. Aber er hatte auch gar nicht erwartet, dass sie bleiben würde, und er hatte es auch nicht verdient, nicht, nachdem er wie ein Greis in seiner Ecke hinter dem Ofen vor sich hingebrabbelt hatte, nicht …
    „Oh, hören Sie auf, sich selbst so schrecklich zu bedauern!“, rief Lily ungeduldig aus. „Melancholie passt nicht zu Ihnen. Sie passt zu niemandem, genaugenommen, außer vielleicht zu schwindsüchtigen Dichtern in feuchten Dachkammern.“
    „Vielleicht sollten Sie mich als nächstes zu so einem werden lassen.“ Nick machte sich nicht die Mühe, sich zu ihr umzudrehen. Sie hockte auf der Reling und schwankte leicht im Rhythmus des Schiffes.
    „Sie sind tatsächlich schon danach gekleidet“, sagte sie und hielt ihre Röcke fest, die im Wind flatterten. „Unrasiert, dazu das schmutzige Hemd, und ihr Haar ist völlig zerzaust. Irgendwie sehenSie aus wie ein Verrückter. Was Sie, das sollten Sie inzwischen gemerkt haben, ja nicht sind, also können Sie auch aufhören, deswegen so finster dreinzublicken.“
    „Oh, vielen Dank, Lily“, sagte er müde. „Das ist wirklich sehr beruhigend. Gewiss bin ich nicht verrückt, aber ich spreche mit aufdringlichen Engeln, die außer mir kein Mensch sieht.“
    „Das tun Sie“, erwiderte sie, ohne zu zögern. „Aber Sie haben auch von einem Schiff gehört, das sie kapern können, oder etwa nicht? Vergessen Sie nicht, dass Sie Cassandra Morton

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