Eine Rose fuer Captain Sparhawk
einen Anteil an der Beute versprochen haben, etwas, das sie vor einem Jahr noch für niemand getan hätten, also müssen Sie schon um ihretwillen diese Prise erwischen.“
Nick blieb skeptisch. „Sie werden nicht all meine Segel zerfetzen, sobald ich in Schussweite bin?“, erkundigte er sich. „Oder meine Kanonen blockieren, sodass es Fehlschüsse gibt?“
Sie neigte den Kopf etwas zur Seite und spitzte die Lippen. „So etwas würde ich Ihnen nicht antun, mein lieber Captain. Ich sagte Ihnen doch schon, ich begrüße dieses Unternehmen.“
„Keine Taschenspielertricks mehr?“
Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. „Keinen einzigen. Aber während ich Ihre Großzügigkeit gegenüber Madam Morton durchaus schätze, kann ich Ihr Verhalten gegenüber meiner Schwester doch nicht gutheißen.“ Lilys Lächeln verschwand. „Was haben Sie sich dabei gedacht? Sie haben Rose wie einen gewöhnlichen Seemann behandelt und ihr erzählt, dass Sie ihr einen Anteil der Beute geben würden, wenn sie bei Ihnen bleibt.“
„Ich wollte es so“, sagte er, und sein Bemühen, sich zu verteidigen, überraschte ihn selbst. „Ich möchte es immer noch. Die Sache mit dem Anteil war nur ein Scherz. Ich werde ihn aus meiner eigenen Tasche als Schiffseigner und Kapitän bezahlen, nicht meinen Männer wegnehmen. Warum ist das so schlimm?“
„Weil für sie etwas Schlimmes daraus entstehen kann“, erwiderte Lily mit fester Stimme, und nun wirkte sie überhaupt nicht mehr gut gelaunt. „Nick, wie oft muss ich Sie noch daran erinnern, dass ich über Sie wache, nicht über Rose? Ich werde Sie heute vor allem Übel bewahren, aber wer wird für Rose sorgen, falls sich herausstellt, dass dieses andere Schiff gefährlicher ist, als man Sie hat glauben lassen? Erinnern Sie sich, Captain, wie es war, als wir uns zum ersten Mal begegneten. Es gab Kanonendonner und Explosionen. Liegt Ihnen so wenig an Rose, dass Sie sie einer solchen Gefahr aussetzen würden?“
Nick runzelte die Stirn und senkte den Blick, um von dem glänzenden Messingfernrohr ein Stäubchen abzuwischen. „Ach, sie wird nicht an Deck sein, wenn es zu einer Schlacht kommt. Rose ist eine vornehme, wohlerzogene Lady, und ich gehe davon aus, dass sie sich nach der ersten Breitseite in den Laderaum verkriecht, wohin sie gehört.“
„Dann haben Sie erschreckend falsche Erwartungen“, erklärte Lily. „Vielleicht würde sie sich so verhalten, wenn sie noch unter Vaters Fittichen wäre, aber jetzt nicht mehr. Und seit wann haben Sie sich um ihre Vornehmheit gekümmert? Sie, die diese wohlerzogene Lady in das berüchtigtste Bordell in ganz Charles Town mitgenommen haben mit dem Vorsatz, sie zu verführen?“
Nick blickte noch finsterer drein. Er konnte Lily nicht widersprechen, denn sie hatte recht. „Es ist ihr nichts geschehen“, sagte er und wusste doch, dass dies eine schwache Entschuldigung war. „Sie haben sie gesehen. Ich möchte wetten, dass sie sich amüsiert hat.“
„Das sehe ich genauso, mein lieber Captain.“ Trotz der Brise, die ihr Haar zerzauste, gelang es ihr, den Fächer ebenso anmutig wie gekonnt zu öffnen.
„Aber Sie haben noch immer nicht meine Frage beantwortet. Liegt Ihnen wirklich so wenig an Rose, dass Sie sie weiterhin großen Gefahren aussetzen?“
„Verdammt, Lily, das stimmt nicht! Es stimmt ganz und gar nicht!“ Er schüttelte heftig den Kopf. „Nun, vielleicht war es am Anfang so, aber jetzt nicht mehr. Sie ist anders als alle Frauen, die ich bisher gekannt habe. Das wissen Sie nicht, denn Sie sind ihre Schwester, aber ein Kuss von ihr – nur ein Kuss – war besser als eine Woche mit Cassies Mädchen. Ich schwöre, dass sich alles um mich her gedreht hat!“
„Alles?“ Lily zog die Brauen hoch. „Das hätte ich gern gesehen.“
Er schlug mit der Faust auf die Reling, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Ihre kleine Schwester liebt das Spiel genauso wie ich, und zwar nicht nur das Damespiel. Und sie sagt offen, was sie denkt, sie bringt mich zum Lachen, und sie ist mutiger als viele Männer, die ich kenne. Außerdem braucht sie mich, Lily. Obwohl sie stark ist, braucht sie mich, und sie hat mich nicht einmal verlassen, als sie die Gelegenheit dazu hatte.“
„Liebe Güte.“ Lily schnalzte mit der Zunge und schloss ihren Fächer. „Und ich dachte, Rose wäre Ihnen nicht mehr wert als Papas schwer verdiente sechshundert Guineas.“
Nick lächelte, doch dabei fluchte er leise. Lily hatte ihn ertappt. „Ich bin
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