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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Sein Gesicht war aschfahl, und unter seinen Augen lagen rote Tränensäcke. Als er aufschaute, starrte er in stummer Überraschung den schwarz gekleideten Mann an und schien sein Unwohlsein zu vergessen.
    »Ich habe etwas mit dem Bürgermeister zu besprechen«, verkündete Lord Saxton schroff. »Ist er zu Hause?«
    Farrell nickte lethargisch. Er trat von der Tür zurück und machte sie weiter auf, um die abschreckende Gestalt in das Haus einzulassen. Farrell bemerkte den wartenden offenen Wagen und winkte zögernd vorsichtig dem Kutscher.
    »Vielleicht will Ihr Mann reinkommen und in der Küche am Feuer warten? Scheußlicher Tag, um draußen sitzen zu bleiben.«
    »Ich habe hier nicht lange zu tun«, entgegnete Lord Saxton. »Und es scheint, daß Bundy lieber an der frischen Luft ist.«
    »Ich werde meinen Vater holen«, erbot sich der junge Mann. »Er versucht gerade, etwas Essbares zu kochen.«
    »Entweder das oder er verbrennt etwas«, bemerkte Lord Saxton trocken, als er eine Dampfschwade von verschmorendem Fett in die Nase bekam, das hinter dem Haus braun emporstieg.
    Farrell sah verdrießlich in Richtung Küche. »Is' 'ne Seltenheit, daß wir mal was Anständiges auf den Tisch bekommen. Glaube, daß Vater erst jetzt merkt, was Erienne wirklich wert war.«
    Ein raues Lachen drang unter der Maske hervor. »Eine ziemlich späte Erkenntnis.«
    Die Muskeln in Farrells Wangen spannten sich, und er massierte seinen verkrüppelten Arm, während er sich etwas von dem anderen Mann ab wandte, »ich vermute, daß wir sie, nachdem Sie sie jetzt haben, nicht mehr sehen werden.«
    »Das liegt vollkommen bei meiner Frau.«
    Farrell warf ihm einen trotzigen Blick zu, während er mutig die schwarze Maske ansah. »Sie meinen, Sie hab'n nichts dagegen, wenn wir sie besuchen?«
    »Die Tore von Saxton Hall sind nicht mit Ketten verschlossen.«
    Farrell spottete. »Da muß es doch einen Grund geben, daß sie nicht wegläuft. Hat sie hier ja schnell genug getan. Und Sie sind auch nich' gerade« – er schluckte, als er noch rechtzeitig merkte, welche Beleidigung ihm fast entschlüpft wäre – »ich meine …«
    »Holen Sie Ihren Vater«, befahl Lord Saxton knapp. Er schwang sein behindertes Bein herum, betrat das Wohnzimmer, wo er seinen großen Körper in den Stuhl am Kamin sinken ließ. Mit einer Hand den Knauf seines Stockes umfassend, besah er sich den traurigen, unordentlichen Zustand des Hauses. Kleidungsstücke lagen verstreut herum, und auf den Tischen stand schmutziges Geschirr. Es war nicht zu übersehen, daß den nun verbleibenden beiden Männern im Hause Erienne nicht nur als Köchin fehlte, sondern daß sie auch auf ihre Ordnungsliebe verzichten mußten.
    Avery zögerte etwas vor dem Wohnzimmer und versuchte seine Gesichtszüge so zu beherrschen, daß man ihm die Furcht vor seinem Schwiegersohn nicht anmerken konnte. »Ahhh, Mylord«, begrüßte er ihn mit gespielter Begeisterung, als er eintrat. »Sehe schon, Sie hab'n sich's bequem gemacht.«
    »Nicht ganz!«
    Der Bürgermeister sah ihn verlegen an. Er wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. »Nehme an, Sie komm'n hierher, um sich über meine Tochter zu beschwer'n.« Er erhob eine Hand, wie um seine Unschuld zu beteuern. »Was sie auch gemacht hat, is' nicht meine Schuld. Bei ihrer Mutter muß man den Fehler suchen, denn die hat den Kopf des jungen Dings mit lauter Unsinn gefüllt, tatsächlich. Das ganze Lernen und die Buchstabiererei, is' nicht gut für'n Mädchen, das ganze Zeug zu kenn'n.«
    Als Lord Saxton sprach, war seine Stimme so einladend wie der Atem eines winterlichen Nordwindes. »Sie haben sie zu billig verkauft, Bürgermeister. Der Betrag von fünftausend Pfund war nur ein Bruchteil von dem, was ich zu zahlen bereit war.« Das kurze Lachen kam ohne Humor. »Wie dem auch sei, das ist Ihr Verlust. Die Sache ist abgetan, und ich habe das bekommen, was ich wollte.«
    Avery ließ sich langsam in den Stuhl hinter sich sinken und schloß seinen aufgesperrten Mund. »Sie mein'n … Sie hätten … mehr für das Ding bezahlt?«
    »Ich hätte den Betrag ohne Bedenken verdreifacht.«
    Der Bürgermeister ließ seinen Blick im Zimmer umherwandern. Er fühlte sich plötzlich sehr jämmerlich. »Ja … ja, dann wär' ich ja ein reicher Mann gewes'n.«
    »Ich würde mir an Ihrer Stelle nicht zu viel Gedanken darüber machen. Es hätte wahrscheinlich nicht allzu lange gereicht.«
    Avery stierte ihn fassungslos aus der Nähe an, war aber nicht in der Lage, die

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