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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Beleidigung richtig zu verstehen. »Und wenn Sie sich nicht beschweren woll'n, warum sind Sie dann hier?«
    »Ich möchte einen Überfall auf meinen Wagen zu Protokoll geben.« Lord Saxton registrierte die Überraschung des anderen und fuhr weiter fort. »Ich kam mit meiner Frau von Wirkinton zurück, als mich Straßenräuber einzuholen versuchten. Glücklicherweise war ich darauf vorbereitet.«
    »Ihr'n Wagen, Mylord?«
    »Ganz richtig! Meinen Wagen.«
    »Und Sie sag'n, Sie hab'n sie erwartet?«
    »Nicht zu diesem Zeitpunkt. Aber ich habe damit gerechnet, daß sie früher oder später versuchen würden, in den Besitz meines Wagens zu gelangen.«
    »Wie ich Sie so vor mir sitz'n sehe und die Geschichte erzähl'n höre, nehm' ich an, daß das für die ander'n nicht gut ausgegang'n is'.«
    »Zwei der Wegelagerer wurden getötet, und ich nehme an, daß der Rest ziemlich arg mitgenommen wurde.«
    »Hab' ich kein Wort davon gehört.«
    »Für einen Bürgermeister sind Sie nicht besonders gut auf dem laufenden.«
    Avery war gerade im Begriff in heftigem Ärger aufzubrausen, als er den kalten, stechenden Blick spürte, der ihn zu durchbohren schien, und sofort sank ihm der Mut. »Is' dem Sheriff seine Pflicht, mir zu berichten, was hier passiert.«
    »Dann wäre es vielleicht besser gewesen, wenn ich den Sheriff aufgesucht hätte.« Lord Saxtons Stimme klang kalt und unpersönlich. »Doch ich dachte, daß es Sie vielleicht interessiert hätte, Erienne wieder in Sicherheit zu wissen.«
    »Ah … sehr gut, scheint, daß sie immer ganz gut für sich selber sorgt. Mach' mir da nie viel Gedanken. Sie is' kräftig … und energisch.«
    Die lederne Hand spannte sich fester um den Griff des Stockes, und es dauerte eine Weile, bis sich Lord Saxton zu einer Erwiderung entschloß. »Es gibt wenige Väter, die ein solches Vertrauen in ihre Töchter haben.« Er ließ ein kurzes, spöttisches Lachen hören. »Na ja, man könnte das auch leicht fälschlicherweise als einen Mangel an Sorge ansehen.«
    »Wie?« Avery war im Augenblick vollkommen verblüfft.
    »Schon gut.« Lord Saxton erhob sich. »Ich werde jetzt gehen. Ich habe noch Verschiedenes in York zu erledigen.«
    »Eh … Lord …«, begann Avery und räusperte sich lautstark. »Ich habe mich schon gefragt, ob Sie als der Ehemann meiner Tochter und überhaupt … ob Sie nicht 'n paar Pfund für ihre arme Familie erübrigen könnten. Das Glück ist uns, mein'm Sohn und mir, in letzter Zeit nicht besonders günstig gewes'n, kaum daß wir noch 'ne Münze hab'n, die wir unser eigen nennen können. Wir mußt'n den alt'n Sokrates verkaufen … und da Sie doch gesagt hab'n, Sie hätt'n auch mehr bezahlt …«
    »Ihrer Tochter steht ein Taschengeld zur Verfügung.« Der Ton Seiner Lordschaft war scharf. »Wenn es ihr Wunsch ist, Sie zu unterstützen, so mag sie das tun. Von mir werden Sie nichts ohne ihre Zustimmung erhalten.«
    »Sie lass'n Ihre Angelegenheiten von einer Frau besorgen?« platzte Avery überrascht heraus.
    »Ihre Familie ist ihre Angelegenheit«, antwortete Lord Saxton brüsk.
    »Sie hat einen heftigen und bitteren Zorn auf mich, seit ich sie verkauft habe.«
    »Das, Herr Bürgermeister, ist Ihr Problem, nicht meines.«
    ***
    Knapp eine Stunde, nachdem Lord Saxtons Landauer auf der östlichen Straße, die nach York führte, abgereist war, kam auf der südlichen Straße von Wirkinton her Christopher Seton müde und von der Reise erschöpft in den Ort. Er führte sein gleichfalls abgeschlagenes Pferd in die Stallungen hinter dem Wirtshaus und befahl dem Jungen, das Tier besonders gut zu pflegen. Zur Belohnung warf er ihm ein blankes Zweipence-Stück zu.
    Christopher war eben aus der Stalltür getreten, als ein Zupfen am Ärmel seine Aufmerksamkeit weckte. Er sah zur Seite und entdeckte den zahnlosen Ben, der mit einem breiten Grinsen auf seinem geröteten Gesicht neben ihm hereilte.
    »Hab' Sie länger als 'ne Woche nicht gesehn, Herr«, meckerte der alte Seebär. »Der olle Ben hat schon gedacht, Sie hab'n ein Treffen mit Ihr'm Schöpfer. War'n Sie sehr beschäftigt?«
    »Mußte nach meinen Schiff in Wirkinton sehen.« Christopher blieb nicht stehen und verminderte auch nicht sein Tempo. Lachend stieß er die Hintertür des Gasthauses auf. »Nur die Guten sterben jung, Ben. Du und ich, wir werd'n noch häufig den Sonnenuntergang hier sehen.«
    Sie nahmen ihren Weg durch den kurzen Flur, der in den Wirtsraum führte, und gingen zu dem Tisch am Fenster. Mollys Augen

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