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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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begrüßte er sie mit ironischer Stimme.
    Claudias verwunderter Blick ging von ihm zu Erienne, deren Sorgen noch nicht verflogen waren. »Aber wo ist« – sie reagierte nicht anders als Erienne, als diese einst dieselbe Entdeckung gemacht hatte – »Lord Saxton?«
    Christopher machte mit seiner Hand eine Geste und deutete eine Verbeugung an. »Zu Ihren Diensten.«
    »Lord Saxton?« Sie wiederholte den Namen mit zunehmendem Erstaunen. »Sie …? Aber er«, ihre Augen fielen auf den schweren Stiefel, »ist verkrüppelt.«
    »Nur eine Verkleidung, Claudia. Wie Sie festgestellt haben dürften, leide ich unter keinem derartigen Gebrechen.«
    Die Augen der Frau zogen sich zusammen, als ihr die Situation klar wurde. »Sie irren sich sehr, wenn Sie glauben, daß Sie von hier mit Ihrer Geliebten entkommen können!«
    »Nicht Geliebte«, berichtigte sie Christopher mit einem höflichen Lächeln. »Erienne ist meine Frau und die rechtmäßige Herrin von Saxton Hall. Sie trägt mein Kind und hat nie einem anderen Mann gehört. Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.«
    »Frau eines Aufrührers, der binnen kurzem seinen Tod finden wird!« gab Claudia zornig zurück und öffnete ihren Mund. Bevor Claudia schreien konnte, hatte Christopher schon seinen Stock gepackt, ein geheimes Schloß geöffnet und einen schlanken Degen aus der hölzernen Scheide gezogen. Claudia starrte plötzlich in das spitze Ende des Stahls. Als sie den Mund schloß und emporblickte, bohrten sich die graugrünen Augen in ihre.
    »Ich habe noch nie eine Frau getötet«, erklärte er ruhig. »Doch ich bin auch noch nie zuvor so dazu herausgefordert worden. Ich schlage vor, daß Sie sich so ruhig wie möglich verhalten.«
    Claudias Stimme zitterte, als sie ihn fragte: »Was werden Sie tun?«
    Er verzog einen Mundwinkel zu einem überlegenen Lächeln. »Ich bin hier, um meine Frau zu holen, und Sie, Miß Talbot, werden mir dabei behilflich sein.«
    »Ich?!« Ihre dunklen Augen weiteten sich. »Was kann ich dabei tun?«
    »Man sagt, daß denen Weisheit geschenkt wird, die danach suchen.« Christopher bekam Lachfältchen um seine Augen, als sich sein Lächeln verstärkte. »Miß Talbot, würden Sie so liebenswürdig sein und Ihren Hut abnehmen?«
    Claudia gehorchte verwundert.
    »Und jetzt, Miß Talbot, falls Sie nichts dagegen haben sollten, bitte auch das Kleid.« Er achtete nicht darauf, wie sie vor Empörung den Atem anhielt und wandte sich an Erienne. »Erienne, wir müssen die Ähnlichkeit, die Sie mit unserem Gast haben, zu unserem Vorteil nutzen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, die Kleider einer anderen zu tragen, selbst wenn sie geschmacklos sind?« Ein plötzliches Lächeln und ein Kopfnicken antworteten ihm auf seine Frage. Er schaute zurück zu der anderen Frau und legte in einem leichten Anflug von Ärger die Stirn in Falten. »Meine liebe Claudia, Sie brauchen keine Furcht zu haben, daß mich irgend etwas, was Sie hier preisgeben, in Versuchung führen könnte. Aber ich muß darauf bestehen: das Kleid, wenn ich bitten darf.«
    Sie starrte ihn wütend an, und ihre Lippen öffneten sich, als ob sie losschreien wollte. Das Ende des Degens kreiste vor ihren Augen. Seine scharfe, saubere Spitze erfasste ihre volle Aufmerksamkeit. Ihre Hände begannen sich allmählich zu rühren und lösten die Haken und Bänder. Furcht verdrängte ihren Zorn. Nie hätte sie es sich träumen lassen, gefangen gehalten zu werden.
    Christopher hielt Erienne seine Hand hin, die ihm wortlos die Schnur reichte, die noch vor wenigen Tagen ihre Handgelenke gefesselt hatte. Sobald das Kleid zu Boden gefallen war, legte er Claudias Arme übereinander und band sie dicht vor ihrer Brust. Er legte die Schlingen hinter die Ellenbogen, so daß sie sie nicht aufziehen konnte. Den letzten Knoten legte er unter ihre Arme, damit sie ihn nicht mit den Zähnen aufmachen konnte.
    »Sobald Sie diesen Raum verlassen«, zischte sie wütend, »wird man Sie beide erkennen und töten!«
    »Ich bin bereit, die Flucht zu wagen, anstatt daß ich hier darauf warte, daß sie uns töten«, antwortete Christopher leichthin und reichte Erienne erneut seine Hand. Dieses Mal gab sie ihm dasselbe Tuch, das sie zum Schweigen gebracht hatte, und nach einem kurzen Augenblick erfüllte der nützliche Lumpen für Claudia den gleichen Zweck.
    Christopher warf einen Blick auf die Tür und war beruhigt, Haggards breiten Rücken vor dem Fenster zu sehen. Er legte seinen Mantel über ihre Schultern und

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