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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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die Schultern und gab ihm nur einen wortlosen, finsteren Blick, als er seine Hand ausstreckte, um ihr zu helfen.
    Christopher zuckte lässig mit seinen breiten Schultern, lächelte und zog seine Hand zurück, Erienne war damit beschäftigt, die Bänder am Hals zu schließen, und hatte nicht bemerkt, daß er ihr dabei immer näher gekommen war, bis seine geflüsterten Worte an ihr Ohr drangen und ihr einen warmen, erregenden Schauer durch die Glieder gehen ließen.
    »Sie duften so süß wie Jasmin in einer Sommernacht.«
    Erienne zog sich schnell die Kapuze über den Kopf, aus Angst, er könnte die Gänsehaut bemerken, die seine Worte ausgelöst hatte. Im vollen Bewußtsein seiner Gegenwart bewahrte sie eine vorsichtige Ruhe, solange der Wagen vor der Wirtschaft hielt. Der Kutscher kletterte vom Bock und verkündete den Passagieren, indem er seine trockenen Lippen rieb, daß man mit einer kleinen Verzögerung rechnen müsse, drehte sich um und bewegte sich zielstrebig in die Gaststube. Ein militärisch aussehender Kerl zusammen mit seinem langen, dürren Gefährten bahnte sich rücksichtslos seinen Weg zwischen dem wartenden Paar und zwang sie, zur Seite zu treten oder umgerannt zu werden.
    Als Erienne wieder nach ihrer Reisetasche greifen wollte, war sie schon in der Hand ihres Gegenübers, Sie zog streng und missbilligend ihre Augenbrauen hoch, doch Christopher begegnete ihr mit einem geduldigen und leicht amüsierten Lächeln und ließ ihren Widerstand einfach in sich zusammenfallen, indem sie ihn absichtlich ignorierte, raffte sie ihre Röcke, um einzusteigen, und fühlte im gleichen Moment seine Hand unter ihrem Arm, um ihr zu helfen. Während sie es sich innen bequem machte, verstaute er hinten ihren Koffer, entfernte sich dann langsam, während sich Erienne den Kopf verdrehte, um zu sehen, wo er hinging, bis er mit seinem Pferd am Zügel zurückkam. Schnell drückte sie sich in den Sitz zurück und nahm wieder ihre abweisende Haltung ein, bevor er merkte, daß sie sich nach ihm umgeschaut hatte. Nachdem er die Zügel seines Pferdes hinten an der Kutsche festgemacht hatte, stieg er ein und ließ sich auf den gegenüberliegenden Sitz nieder.
    Die anderen Passagiere, die inzwischen ihren Durst und andere Bedürfnisse befriedigt hatten, kamen in kleinen Gruppen zum Wagen zurück. Als letzter kam Avery leicht angeheitert aus der Wirtschaft, und beschwingt schritt er auf die Wagentür zu. Als er sah, wer ihr Reisegefährte war, fiel ihm der Unterkiefer nach unten. Ärgerlich und zugleich unentschlossen stampfte er mit dem Fuß auf und schäumte geradezu, bis er schließlich einsehen mußte, daß er keine andere Wahl hatte als einzusteigen. Während er auf dem Platz neben seiner Tochter Platz nahm, warf er ihr einen vernichtenden Blick zu, der klar seine Vermutung verriet, sie habe den Mann eingeladen.
    Das Wasser spritzte aus großen Pfützen, als die Räder des Wagens auf den Weg einschwenkten, und Erienne lehnte sich zurück und spannte ihre Muskeln gegen die Stöße der Fahrt. Der Landschaft entlang des Weges konnte sie kein Interesse abgewinnen, solange die Anwesenheit von Christopher Seton jeden anderen Gedanken in ihrem Kopf auslöschte. Sein ausdauernder Blick berührte sie mit Wärme. Ein Lächeln lag in seinen Augen und auf den Lippen, so daß sogar im Beisein ihres Vaters er vollkommen entspannt wirkte. Daß der Blick des alten Mannes bei der gespannten Aufmerksamkeit, die er seiner Tochter zollte, immer finsterer wurde, schien ihn überhaupt nicht zu beeindrucken.
    Die anderen Reisenden, mit denen sich Christopher offen unterhielt und lachte, machten aus ihrem Vergnügen an seiner Reisegesellschaft kein Hehl. Er erzählte Geschichten und berichtete von Erfahrungen, die er auf seinen vielen Reisen gewonnen hatte, und ließ seine herrlich weißen Zähne als Farbkontrast zu seiner dunklen Bronzehaut erstrahlen, wenn er lustige Erlebnisse zum besten gab. Während sich ein dicker Reisender vor Lachen die Seiten hielt, wuchs Averys Wut von Meile zu Meile.
    Als unfreiwillige Beobachterin mußte Erienne sich selbst eingestehen, daß der Yankee mit Charme, Witz und guten Manieren ausgestattet war, die ihn in jeder Gesellschaft eine gute Figur machen ließen. Sein Benehmen ließ den Mann erkennen, dem schon durch seine Geburt der Weg zu Reichtum und hohem Stand vorgezeichnet war. Sein Auftreten als Gentleman war so perfekt, daß man in ihm den Autor eines Benimm-Buches für den Adel hätte vermuten können. Doch

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