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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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die Menge, und Eriennes Knie begannen zu zittern. Silas Chambers griff rasch nach seiner Börse und begann nochmals den Inhalt zu zählen. Ein Durcheinander von Stimmen war von hinten zu hören, als der leicht angeheiterte Bewerber sich mit seinen Freunden beriet. Averys Lächeln wurde eine Spur breiter, als er sah, wie Christopher einen weiteren Schein aus dem Bündel zog und zu den anderen schob.
    »Dreitausend!« rief Avery und hob eine Hand. »Wer erhöht? Fünfunddreißig? Fünfunddreißig? Wer sagt dreitausendfünfhundert?«
    Schweigen folgte auf seine Aufforderung, während Silas noch fortfuhr zu zählen und die anderen sich leise miteinander unterhielten. Der Hoffnungsschimmer in den Augen der grauen Maus wurde immer heller.
    »Einunddreißig? Bevor es zu spät ist, Gentlemen, bedenkt, was Ihr gewinnen könnt!«
    Der Mann auf dem Klappstuhl schlug sein Buch zu, legte mit sicherem Griff den Federkiel in den Kasten und erhob sich von der eher fragwürdigen Bequemlichkeit seines Sitzes. »Fünftausend Pfund!« sagte er vollkommen unbewegt und kalt. »Ich sage fünftausend!«
    Die Menge verstummte augenblicklich. Silas Chambers hörte auf zu zählen; für ihn war die Versteigerung vorbei. Das Gesicht der grauen Maus zog sich im Schmerz zusammen, enttäuscht von der Niederlage. Sogar der Zechbruder im Hintergrund wußte, daß ein weiteres Gebot seine Möglichkeiten überstieg. Fünftausend Pfund, das war ein Betrag, an den niemand so schnell rankam.
    Christopher zeigte einen ungläubigen Ausdruck auf den Zügen. Er musterte Erienne sorgfältig, so als ob er feststellen wollte, wieviel sie wert sei und gab seinem Zweifel Ausdruck, indem er seine Augenbrauen zusammenzog. In diesem Augenblick war Erienne sich sicher, daß sie, wär' sie ihm nur näher gewesen, versucht hätte, ihm die Augen auszukratzen.
    »Fünftausend ist es also!« verkündete Avery in bester Stimmung. »Fünftausend! Zum ersten! Eure letzte Chance, Gentlemen. Fünftausend zum zweiten!« Er sah in die Runde, fand jedoch keine einzige Hand. »Fünftausend zum dritten und letzten! Für diesen Herrn hier!« Er klatschte in die Hände und zeigte auf den elegant gekleideten Herrn. »Sie haben für sich ein ganz seltenes Stück erworben, mein Herr.«
    »Oh, ich habe nicht für mich selbst geboten«, erklärte der Mann.
    Averys Augenbrauen schossen überrascht in die Höhe. »Sie haben für jemanden anderen geboten?« Auf das zurückhaltende Kopfnicken des Mannes hin fragte er: »Und wer könnte das wohl sein, Sir?«
    »Warum? Lord Saxton.«
    Eriennes Atem ging schwer, und sie starrte überrascht auf den Mann. Außer einer alptraumähnlichen Gestalt, die wie ein formloser Geist durch ihre Erinnerung huschte, hätte sie weder ein Gesicht noch eine Gestalt, die sie dem Mann, der sie während ihrer Krankheit gepflegt hatte, geben können.
    Avery war nicht ganz überzeugt. »Haben Sie irgendeinen Beweis, daß Sie in seinem Namen handeln? Ich habe vor einiger Zeit mal gehört, daß Seine Lordschaft tot sei.«
    Der Mann zog einen Brief mit einem Wachssiegel heraus, den er Avery übergab. »Ich bin Thornton Jagger«, erklärte er. »Wie im Brief bestätigt, bin ich als Anwalt für die Familie Saxton schon eine Reihe von Jahren tätig. Falls Sie Zweifel haben sollten, so glaube ich, daß es hier Leute gibt, die die Echtheit des Siegels bezeugen können.«
    Aus der Menge erhob sich ein Gewirr von Stimmen, ein Durcheinander von Gerede, Vermutungen und einigen Wahrheiten. Erienne schnappte aus dem Getümmel Wörter wie ›verbrannt‹, ›verkohlt‹, ›abscheulich‹ auf, und ein allmähliches Begreifen sandte vor Schrecken einen kalten Schüttelfrost durch ihren Körper. Sie kämpfte mit sich selbst, um ruhig zu bleiben, als der Anwalt die Stufen hinaufstieg. Der Mann setzte einen Beutel Geld auf einen kleinen Tisch, der gleichzeitig als Pult diente, und schrieb im Namen von Lord Saxton seine Unterschrift unter das Aufgebot.
    Christopher bahnte sich einen Weg durch die Menge und erklomm die Plattform. Er wedelte mit dem Packen Schuldscheine unter Averys Nase. »Ich verlange hiermit alles bis auf fünfzig Pfund, die für Sie bleiben. Mein Preis für das hier ist viertausendneunhundertundfünfzig Pfund. Was dagegen einzuwenden?«
    Avery starrte den Mann an, der ihn überragte und wünschte insgeheim, daß er einen größeren Teil für sich behalten könnte. Doch er wußte, was er in London unbezahlt gelassen hatte, und die Spielschulden, die er bei Christopher

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