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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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dem Kutscher auf den Bock. Der Wagen entfernte sich von der Kirche, und Erienne warf einen letzten, flüchtigen Blick auf die Mauern des kleinen Gebäudes. Thornton Jagger stand noch da, wo sie ihn verlassen hatte. Der Anblick seiner einsamen Figur erinnerte sie an ihr eigenes Gefühl der Niedergeschlagenheit. Obwohl ihr Ehemann bei ihr war, fühlte sie sich vollkommen allein und verlassen.
    Ihre Verzweiflung mußte spürbar geworden sein, denn Lord Saxton hielt es für angebracht, sein anhaltendes Schweigen zu brechen.
    »Fassen Sie Mut, Madame. Der Geistliche hatte genug Erfahrung, um nicht die letzten Weihen mit einer Eheschließung zu verwechseln. Dieser Wagen bringt Sie nicht in die Hölle …« Fast unmerklich hob er seine Schultern, als er hinzufügte: »Oder in den Himmel, was das anbetrifft.«
    Der lederne Helm verlieh seiner Stimme einen lispelnden und unnatürlichen Ton, und wäre nicht das gelegentliche Glitzern von reflektiertem Licht tief in seinen Augenhöhlen gewesen, hätte man nicht ahnen können, daß sich hinter der Maske ein Mensch verbarg. Doch seine Worte ließen sie vermuten, daß er sich seiner Erscheinung bewußt war und daß er vielleicht bis zu einem gewissen Grad ihre Angst, wenn schon nicht ihren Widerwillen, verstehen konnte.
    Die Fahrt von der Kirche verlief in bedrückendem, ungebrochenem Schweigen. Erienne wagte nicht zu sprechen. Sie hatte Angst, dabei von ihren Gefühlen überwältigt zu werden und vor Jammer loszuschluchzen. Sie war zu Tode geängstigt von diesem maskierten Mann, dem sie nun angetraut war; und sie war sich durchaus nicht sicher, ob das Ziel ihrer Preise nicht irgendwo in der Unterwelt lag. Bittere Selbstvorwürfe gingen ihr durch den Kopf. Wie hatte sie so hochmütig sein können, Christopher Seton oder sogar die anderen Bewerber abzuweisen, die ihr die Ehe angeboten hatten. Wie ekelhaft oder wie hässlich sie auch gewesen waren, jeder von ihnen wäre noch diesem Geschöpf mit der Lederkappe vorzuziehen gewesen, das sie wie ein hungriger Habicht beobachtete. Er war die Ausgeburt ihrer schlimmsten Alpträume, umkrallt von seinen scharfen Fängen, war sie für ihn ein zarter Bissen.
    Der Wagen holperte ein gewundenes Straßenstück mit tief eingeschnittenen Fahrspuren entlang. Während sie sich bemühte, nicht von ihrem Sitz zu gleiten und ihre Haltung zu bewahren, verdrängte sie den Gedanken an ihre missliche Lage für eine kurze Zeit in den Hintergrund. Lord Saxton ließ sich ungerührt von den stoßenden Bewegungen des Wagens hin und her schaukeln. Ihn schien die unruhige Fahrt nicht zu stören. Sie bewunderte seine Gelassenheit, während sie sich gegen die plötzlichen Schläge und das Schlingern der Kutsche abstützte. Die Kapuze ihres Mantels fiel herunter und ließ ihr Haar, befreit von den einfachen Bändern, in glänzenden Wellen über ihre Schultern fallen. Es blieb ihr jedoch kein ruhiger Augenblick, um ihre Erscheinung wieder in Ordnung zu bringen.
    Endlich hörte das Schaukeln auf, und sie griff mit ihren Händen nach oben, um ihr Haar wieder zu ordnen, doch Lord Saxton hielt sie mit einem leichten Schlag seiner Hand davon ab. Erienne ließ die Arme herabsinken und saß für den Rest der Reise innerlich angespannt und eingeschüchtert von seiner unentwegten Überwachung. Die leblose Maske ließ sie nicht erkennen, wie genau ihr Ehemann sie beobachtete. Es war eine schier endlose Reise ins Unbekannte, und die Zeit zog sich in qualvoller Pein dahin.
    Als sie sich Saxton Hall näherten, führte die Straße eine Zeitlang über die Kuppe eines Hügels, und Erienne schaute auf das Land, das sie bald kennenlernen sollte. Ein rosiger Schimmer lag über dem westlichen Abendhimmel und ließ die anbrechende Dämmerung ahnen. In der Ferne war die dunkle Silhouette des Herrenhauses zu erkennen, die sich gegen die am Horizont zusammengeballten rosa Wolken abhob. Weit dahinter glänzte ein schmaler Streifen des Meeres, der wie ein Saphir, zwischen die Hügel hineingezwängt, wirkte.
    Das Fahrzeug neigte sich zur Talfahrt und brachte sie den Mauern näher, die mit Sicherheit zu ihrem Gefängnis werden würden. Ihre Angst verwandelte sich zu einem Eisklumpen in ihrer Magengrube, und kein noch so inbrünstiges Stoßgebet konnte ihre Befürchtungen zerstreuen. Sie war in den Fesseln des Schreckens gefangen, aus denen es kein Entrinnen gab.
    Fast zu schnell, um ihre Fassung zurückzugewinnen, kam der Wagen vor dem Eingang zum Turm zum Stehen. Erienne wartete mit

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