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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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hier allein.«
    Sie wagte nicht, ihren Blick zu erheben, als sie ihm mit leiser Stimme antwortete. »Ich … ich muß Ihnen noch danken, daß Sie sich um mich gekümmert haben.«
    »Es war mir ein Vergnügen, Madam.« In die sägende Stimme kam ein warmer Ton, der nicht zu überhören war.
    Eriennes Augen trafen für einen kurzen Augenblick die seinen, die unsichtbar hinter der Maske versteckt waren. Sie wandte sich jedoch schnell wieder ab, als ihr das Blut in die Wangen schoß. Es brauchte ihr niemand zu sagen, was durch seinen Kopf ging. Der Gedanke daran, daß sie ihm nackt und verwundbar vollkommen ausgeliefert gewesen war, erfüllte sie mit einem unsäglichen Schamgefühl. Sie fragte sich, ob sie das je würde vergessen können. Es verging einige Zeit, bevor sie ihre Verlegenheit unterdrücken und eine Antwort geben konnte. »Ich kann mich nur an wenige Dinge erinnern, die damals passiert sind … wie Sie mich fanden … meine Krankheit.«
    Er ließ sich steif auf seinen Stuhl nieder. »Ich hörte die Hunde und merkte dadurch, daß jemand auf meinem Land jagte. Ich folgte ihrem Bellen und fand Sie. Ich brachte Sie hierher und blieb bei Ihnen, bis Aggie kam. Zu der Zeit hatten Sie auch schon kein Fieber mehr, und ich wußte, Sie waren auf dem Weg der Besserung.«
    »Und so haben Sie sich entschlossen, mich als Frau einzuhandeln?«
    »Ich darf Ihnen gestehen, Madam, daß dies eine Versuchung war, der ich nicht widerstehen konnte.«
    Paine kam durch die Halle und blieb am Rande des Teppichs stehen, um mit steifer Würde zu verkünden, daß zu Tisch gebeten würde. Lord Saxton erhob sich und stand neben ihrem Stuhl. Auch diesmal berührte er sie nicht, sondern zeigte das distanzierte Verhalten eines Gentlemans. Seiner Handbewegung folgend ging Erienne zum Tisch voraus und bemerkte, daß man nur ein Gedeck auf der zum Kamin weisenden Seite aufgelegt hatte.
    »Mein Herr, man hat nur einmal gedeckt«, verkündete sie das Offensichtliche mit einiger Überraschung.
    »Ich werde mein Dinner später einnehmen, Madam«, erklärte er.
    Die Gründe für seine Zurückhaltung waren klar, und sie war ihm für diese Entscheidung dankbar, hatte sie doch kein Verlangen, ihn beim Abnehmen der Maske zu beobachten. Es würde schon schlimm genug sein, seinen Anblick im Schlafzimmer ertragen zu müssen, und sie war froh, daß ihr sein vernarbtes Gesicht bei Tisch erspart blieb.
    Sie raffte ihren langen Rock und machte Anstalten, sich hinzusetzen, ihr Mann hielt ihren Stuhl, und nachdem er ihn nach vorn geschoben hatte, stand er für einen langen, endlosen Augenblick hinter ihr. Erienne fühlte sich durch seine Nähe und das Gefühl, daß seine Augen auf ihr ruhten, wie versteinert. Sie glaubte zu wissen, wohin sein Blick ging und wagte nicht, auf ihren Busen hinabzusehen oder sich umzudrehen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, bis er sich endlich entfernte und mit schwerfälligem Schritt seinen Fuß hinter sich herzog, bis er am anderen Ende der Tafel Platz nahm. Erienne inspizierte mit einem schnellen, nervösen Blick ihren Ausschnitt. Erschrocken mußte sie feststellen, daß ein rosa Halbmond ein Stück aus ihrem Mieder hervorsah. In ihrer ersten Erregung preßte sie ihr Kleid verlegen an die Brust und konnte eine Bemerkung nicht unterdrücken.
    »Ist es Ihre Absicht, daß ich mich mit der gleichen Unvoreingenommenheit jedem, der mich ansehen mag, auf diese Weise präsentiere, oder sollte ich eher das Kleid dafür verantwortlich machen?«
    Sein Gelächter zischte durch die Öffnungen der Maske. »Ich würde es schon lieber sehen, Madam, daß Sie Ihre Kleider, wenn wir Gäste haben, etwas sorgfältiger auswählen und die etwas exquisiteren Garderoben mir zu meiner Freude vorbehalten. Ich bin, was das anbetrifft, nicht allzu großzügig. In der Tat, der Gedanke, daß ein anderer Mann das bekommt, worauf ich ein Anrecht zu haben glaube, wäre mir nicht sehr angenehm. Und ich hatte den Eindruck, daß Sie, was die Bewerber anbetrifft, keine besonderen Vorlieben hatten. So erschien es mir nur fair, mir meinen eigenen Wunsch zu erfüllen.« Er machte eine kurze Pause und sah sie dann an. »Sie hatten doch niemand, dem Sie gerne den Vorzug gegeben hätten, oder?«
    Erienne wandte ihren Blick ab, als das Bild von Christopher Seton vor ihrem inneren Auge aufstieg. Sie vertrieb es so schnell, wie es gekommen war. Sie hasste den Mann. Trotz all seiner eindringlichen Anträge hatte es ihm überhaupt nichts ausgemacht, als sie an einen anderen

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