Eine Schwester zum Glück
Gleiche.«
»Du findest nicht, dass er fabelhaft aussieht?«
»Nicht wirklich.«
»Wir können nicht von demselben Menschen sprechen«, sagte ich.
»Wenn du meinst, dass er fabelhaft aussieht, dann sieht er eben fabelhaft aus«, sagte sie. »Bleiben wir dabei.« Sie lenkte mich über die Terrasse. »Dann finde ich aber, dass ihr beide heiraten solltet.«
»Nein«, sagte ich.
»Ihr würdet die süßesten lockigen Babys kriegen!«
»Nein«, sagte ich noch einmal.
Mackie sah mir direkt in die Augen. »Du darfst nicht immer so negativ denken.«
»Mackie, er hasst mich. Auf eine psychomäßige, noch aus der Highschool übrig gebliebene, therapiebedürftige Art und Weise.«
Sie hob die Augenbrauen. »Hass ist im Grunde das Glei che wie Liebe.«
»Nicht wirklich.«
»Es sind Kehrseiten derselben Medaille.«
»Sicher«, sagte ich. »Bloß dass eine Seite Liebe ist und die andere Hass.«
Doch Mackie seufzte nachdrücklich. »Wenn er dich nicht bemerken würde – das wäre schlecht. Wenn er sich nicht an dich erinnern oder sich mit dir wie mit einer Fremden unterhalten würde – das wäre auch schlecht. Aber dich auf hasserfüllte Art und Weise zu beleidigen? Das ist gut! Hass ist ein starkes Gefühl.«
»Hör dir mal selbst beim Reden zu«, sagte ich. »Hass ist nicht gut. Er ist das Gegenteil von Liebe.«
»Nein«, sagte Mackie. »Das Gegenteil von Liebe ist Gleichgültigkeit.«
Später, als die Party längst vorbei war und wir uns auf dem Sofa herumlümmelten, rief ich ihr die ganze Geschichte zwischen Everett und mir noch mal ins Gedächtnis. Ich sagte ihr, dass ich auf keinen Fall von ihr verkuppelt werden wollte. Sie willigte im Prinzip ein, es auf sich beruhen zu lassen, und sagte dann etwas wie: »Aber wenn Everett ab und zu gewisse Dinge hier bei uns zu Hause abgeben muss und du zufälligerweise da bist, ist das nicht meine Schuld.« Mackie war in der Hinsicht stur. Sie wollte, dass alle auf der Welt so glücklich waren wie sie. Beson ders ich.
Jetzt machten wir erst einmal mit unserem ursprünglichen Plan weiter. Mackie führte mich zu Mark, einem Comicautor, der bei Clacker Toys arbeitete und für Produktbeschreibungen zuständig war. Fast jeder Mann in der Firma sei vertrottelt, langweilig oder emotional verklemmt, erklärte mir Mackie. Folglich war Mark, obwohl er »möglicherweise alles drei« war, wahrscheinlich gar kein so schlechter Anfang. Mackie riet mir, immer mal wieder laut zu lachen, um den Anschein zu erwecken, dass wir uns gut verstanden.
Clive fing uns auf halbem Weg ab.
»Was führt ihr beiden denn im Schilde?«, fragte er und musterte mein Outfit von Kopf bis Fuß.
»Wir bestrafen Everett Thompson mit Sarahs Unwiderstehlichkeit«, sagte Mackie.
»Warum das?«, fragte er.
»Weil er auf ihr herumgetrampelt hat, als sie eh schon am Boden lag«, sagte sie.
»Erinnere mich daran, dich niemals wütend zu machen«, sagte Clive und küsste Mackie mitten auf ihren Lippenstiftmund.
»Musst du daran erinnert werden?« Mackie berührte ihn an der Nase.
Ich war mir nicht so sicher, ob ich Everett Thompson be strafen wollte. Im Grunde war es egal, was er im Flugzeug gesagt hatte. Es gab keine Beleidigung, die an das herankam, wie ich ihn in der Highschool behandelt hatte.
Doch es war schwer, einem Projekt mit Mackie zu wider stehen. Mit ihr machte immer alles Spaß. Everett Thompson war auch ein kleines bisschen selbst schuld. Außerdem schien es unmöglich, dass ich ihm derzeit unter die Haut gehen könnte. Er war über mich hinweg – Mary-Louise Parker konnte das bezeugen. Everett schien nicht viel zu verlieren zu haben. Ich fand, wenn ich sowieso auf die Party gehen musste – und Mackie hatte klargestellt, dass das nicht verhandelbar war –, konnte ich genauso gut meinen Mut zusammennehmen und ein bisschen dreist sein.
Mackie schickte in der nächsten Viertelstunde jeden einzelnen Mann zu mir herüber, und als Everett und seine groß gewachsene Begleiterin zum Pool kamen, war ich längst von Kerlen umringt.
Bald schon kam Mackie herüber und zog mich fort. Everett hatte mich noch nicht bemerkt. Mackie wurde allmählich ungeduldig und wollte, dass ich »vorbeischlenderte«. Danach, versprach sie, könnten wir uns ein wenig entspannen. Ich hätte niemals den Mut gehabt, so etwas wie diese Racheaktion einzufädeln, aber ich musste zugeben, dass die Sache gut lief. Allerdings waren inzwischen ziemlich viele Leute auf der Party. Und im November in Houston ist das Wetter so mild,
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