Eine Schwester zum Glück
seine Antwort abwarteten, fragte er: »Seid ihr sicher, dass das eine gute Idee ist?«
Und wir nickten beide und sagten einstimmig und völlig überzeugt: »Ja.«
Dann musterte er Mackie eingehend, als wäre ich gar nicht im Zimmer.
»Ist es das, was du willst?«, fragte er sie.
Und sie nickte kaum merklich, fast heimlich.
Da trat er näher an sie heran, legte die Arme um sie und sah zu mir herüber. »Wir können dich über die Firma versichern lassen.«
»Du willst mich einstellen?«, fragte ich.
»Nun ja.« Er überlegte. Und dann erklärte er: »Du wärst für ein Sonderprojekt zuständig.«
Mackie umarmte ihn. Ich umarmte ihn. Dann umarm ten Mackie und ich uns. Es war ganz einfach. Clive war mit von der Partie. Natürlich wusste keiner von uns so recht, worauf wir uns da einließen, aber Clive hatte Mackie herumhüpfen sehen – ihr Körper war buchstäblich nicht in der Lage gewesen, ihre freudige Erregung zu unterdrücken –, und das hatte für Clive den Ausschlag gegeben. Vom Zeitpunkt des Hüpfens an hatte sie ihn auf ihrer Seite.
3
I rgendwie überredete Mackie mich doch dazu, auf die Thanksgiving-Party zu gehen. Sie argumentierte, ich würde mein seelisches Gleichgewicht nach Everett Thompsons Beleidigung im Flugzeug nur wiedererlangen, wenn ich ihn auf der Party überrumpelte und superheiß aussah. Sie verbot Clive, Everett zu erzählen, dass ich da sein würde, und begann mit der Arbeit an der Opera tion Tarnkappenmieze . »Wie ein Tarnkappenbomber«, sagte sie, »bloß mit mehr Sex-Appeal.«
»Ich kann keine Tarnkappenmieze sein«, sagte ich in ihrem begehbaren Wandschrank. »Schon vergessen? Ich bin alt.«
Mackie kramte in einer Schublade herum.
Ich fuhr fort: »Du kannst mich nicht jünger machen.«
»Aber ich kann dich unwiderstehlich machen!« Sie zog einen BH aus unserer Werbekampagne hervor.
»Den hab ich dir geschickt!«, rief ich. »Das war ein Gratismuster!«
»Ich weiß.«
»Er ist böse«, sagte ich. »Und außerdem tut er weh.«
»Mag sein«, sagte Mackie, »aber er funktioniert.«
Sie hielt ihn mir hin.
»Ich werde diesen BH nicht anziehen.«
»Warum denn nicht?«, fragte sie. »Er ist frisch gewaschen.«
Als ich ihn nicht nahm, warf sie ihn mir zu, und er landete quer über meiner Schulter. Dann sagte sie: »Bloß weil Titten weich und fraulich sind, heißt das nicht, dass sie keine prima Waffen abgeben.«
Mir war klar, dass Mackie mich letzten Endes überreden würde, und ich wusste genauso sicher, dass ich mir dabei lächerlich vorkommen würde. So lief das zwischen uns beiden. Sie war die Anstifterin, und ich war die widerwillige Mitläuferin bei unzähligen Projekten, die zwar meinen Horizont erweiterten, mich aber fast genauso oft in Schwierigkeiten brachten. Doch auch wenn Mackie oft schlecht für mich war, so war sie noch viel öfter gut für mich.
»Der springende Punkt ist doch«, sagte ich, »dass ich trotzdem alt sein werde, ob mit Titten- BH oder ohne.«
Jetzt drehte Mackie sich zu mir. »Du hast ihm ge glaubt!«
Ich dachte darüber nach. »Ich schätze mal.«
»Du bist verrückt«, sagte sie. »Du bist nicht alt. Er wollte bloß fies sein. Und jetzt sind wir genauso fies zu ihm.« Sie nahm ein gazeartiges weißes Kleid aus dem Schrank und hielt es vor mich hin. »Und hier ist das fieseste Kleid, das ich besitze.«
Drei Stunden später trug ich mehr Make-up als jede Zirkusartistin und drückte mich hinter der Sashimi-Bar herum, während sich der Garten hinter Mackies Haus mit Gästen füllte. Mackie hatte versprochen, sich nicht von meiner Seite zu rühren und mich mit jedem süßen Mann auf der Party bekannt zu machen, aber dann war der Kühlschrank explodiert oder so was, und sie war verschwunden. Ich beobachtete, wie Clive mit allen lachte und plauderte. Aus den Lautsprechern drang Jazz, in der Nähe des Eibischbäumchens stand eine Mojito-Bar, und von Mackies Teelichtern im Pool stieg ein sanfter Glanz auf. Es war eine tolle Party. Und ich fühlte mich elend.
Ich schlich mich gerade in Richtung hinteres Garten tor, um hinauszuschlüpfen und spazieren zu gehen, als Mackie mich fand und am Ellbogen packte. »Er ist hier«, sagte sie.
»Wer ist hier?«
»E.T.« Sie zwinkerte mir zu. »Er ist eben zur Eingangstür reingekommen. Mit einer Frau. Und weißt du, was?«
»Was?«
»Er ist eigentlich ganz niedlich.«
»Eigentlich ganz niedlich? Er sieht fabelhaft aus!«
»Manchmal«, sagte sie, »sind dein fabelhaft und mein fabelhaft nicht das
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