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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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Truthahn.«
    »Du machst Witze, oder?«
    Doch sie erwiderte nur: »Bei Clive weiß man nie.«
    Die Firmenfeiern fanden immer bei Clive und Mackie zu Hause statt, weil sich die Leute dort gut verteilten. Und es war ein wunderschönes Haus. Ich hatte vieles zu dem fertigen Produkt beigetragen, unter anderem den Vorschlag eines Fliesenspiegels aus Beton in der Küche und der Frühstücksecke, und ich könnte noch stundenlang von dem Design schwärmen – elegant und modern, aber gleichzeitig warm. Es gab viele Fenster und reichlich Licht, roh bearbeitete Holzböden, einen Kamin aus Lehmziegeln. Bei den Firmenfesten, erzählte mir Mackie, ließ sie Teelichter in Glasschalen im Swimmingpool treiben, die aneinanderklirrten und alles zum Leuchten brachten.
    »Everett Thompson kommt auf eure Thanksgiving- Party?«, fragte ich.
    »Ich habe ihn nicht eingeladen«, sagte Mackie. »Das war Clive. Und bis heute Morgen wusste ich nicht einmal, wen Clive da überhaupt eingestellt hat. Und Clive wusste bis dahin nicht, wer Everett war. Ich glaube nicht, dass Everett weiß, dass Clive dein Schwager ist.«
    Deshalb hatte also Everett in meinem Flugzeug auf einem schlechten Sitzplatz gesessen. Wir flogen beide früh zeitig zu Thanksgiving nach Hause, um auf dieselbe Party zu gehen. Eine Party, die ich mir nun schenken würde.
    »Du musst kommen!«, sagte Mackie. »Du hast es versprochen.«
    »Das war, bevor Everett mich im Flugzeug als alt bezeichnet hat.«
    »Er hat dich als alt bezeichnet?«
    »Hat er.«
    »Hat er dich auf charmante Weise als alt bezeichnet?«
    »Wie soll denn das gehen?«
    »Er hätte es auf eine Du-bist-nicht-wirklich-alt-ich-flirte-bloß-mit-dir-du-sexy-Weib-Art sagen können.«
    »Tja«, sagte ich, »er hat es mir auf die Mit-dir-geht’s-bergab-und-ich-sehe-unglaublich-gut-aus-und-so-sollte-es-auch-sein-denn-das-Leben-bestraft-dich-Art gesagt.«
    »Sieht er wirklich unglaublich gut aus?«
    »Fehlt nicht viel.«
    »Wie ist denn das passiert?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er ein Haufen Knochen mit Akne.«
    »Aber er hatte damals schon was.«
    »Ja«, stimmte ich ihr zu. »Hatte er.«
    »Was wohl aus dem Fußballer geworden ist, mit dem du durchgebrannt bist?«, meinte Mackie.
    Sie wusste es natürlich. Das taten alle.
    »Ich glaube, er wurde von Außerirdischen entführt«, behauptete ich.
    »Ist er am College nicht kokainabhängig geworden und hat seinen BMW zu Schrott gefahren?«
    So ein Idiot! Mittlerweile ging es ihm gut, und er arbeitete im Finanzwesen. Ich sah Mackie kopfschüttelnd an. »Ich bleibe bei der Geschichte mit den Außerirdischen.«
    Wir hatten Mackies und Clives Auffahrt erreicht. Mackie bog ein und bremste. Wenigstens dachte sie nicht mehr an Babys. »Ich komme nicht auf die Party«, sagte ich. »Ich gehe stattdessen ins Kino.«
    »Natürlich kommst du auf die Party.«
    »Auf keinen Fall.«
    Da Clive über Nacht verreist war, hatten wir das Haus ganz für uns. Mackie machte sich an die Zubereitung des Abendessens, während ich meinen Koffer ins Gästezimmer brachte. Und da stieß ich auf etwas, worauf ich wirklich nicht gefasst war. Das Gästezimmer, in dem ich immer schlief, war seit meinem letzten Besuch gelb gestrichen worden. Und am Fenster standen ein Kinderbettchen, ein Wickeltisch, und vom Ventilator hing ein Mobile aus Zoo tieren. Ein Buggy wartete noch verpackt in der Ecke. An der Wand hing ein Aquarell von einem Nilpferd, das wäh rend unserer Kindheit in unserem Schlafzimmer gehangen hatte.
    Mackie musste das alles im Laufe ihrer letzten Schwangerschaft gemacht haben – die drei Wochen länger als all die anderen gedauert hatte, aber vor Kurzem zu Ende gegangen war, im zweiten Drittel ihrer Schwangerschaft. Sie hatte mir nicht erzählt, dass sie das Kinderzimmer eingerichtet hatte. Ich konnte nachvollziehen, weshalb Mackie dieses Thema nicht ansprechen wollte. Ich verstand, dass es etwas sehr Intimes war, ein Zimmer für ein Baby zu renovieren, bei dem es passieren konnte, dass man es verlor. Es war ein Akt der Hoffnung zwischen Mutter und Kind.
    Ich stellte meinen Koffer ab. Dies war das Zimmer, in dem sie gehofft hatte, das Baby zu wiegen. In dem sie sich ausgemalt hatte, Strampler zu falten und Guck-guck zu spielen. Hier hatte sie sich ihr Muttersein vorgestellt. Das war die Fürsorge, mit der sie ihr Baby überschütten wollte. Es war eine Sache, theoretisch zu wissen, dass Mackie sich ein Baby wünschte, und etwas ganz anderes,

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