Eine skandalöse Braut
Identität seiner Braut bereits allgemein bekannt waren.
Sie waren wahrhaftig wie ein Rudel Löwen, das jeden in der Luft zerreißen könnte. Als er mit Amelia an seinem Arm den Salon betrat, verstummten abrupt alle Gespräche. Köpfe hoben sich, als ob sie im wahrsten Sinne des Wortes Witterung aufnahmen.
Er bemerkte, wie Amelia scharf einatmete. Wie ihre schlanken Finger, die auf seinem Arm ruhten, erbebten. »Bleib ruhig, Liebes«, murmelte er. »Stell dich den Gegnern stets mit der festen Überzeugung, dass dieser Kampf zu deinen Gunsten ausgehen wird.«
»Du machst dir keine Sorgen?« Sie brachte die Frage atemlos hervor und so leise, dass er sich zu ihr herunterbeugen musste, um sie zu verstehen. Was ihm allerdings nicht im Geringsten schwerfiel. Der blumige Duft, der von ihrem Haar aufstieg, war verführerisch, wie auch der vorzügliche Blick, den er auf ihr Dekolleté erhaschte. Die Linie ihrer Brüste, die durch ihr modisches Kleid verlockend nach oben gedrückt und von silberner Spitze und rosigem Stoff umschmiegt wurde, zog ihn magisch an. Beides passte perfekt zu ihrer hellen Haut. Die von langen Wimpern beschatteten, wunderschönen Augen blickten zu ihm auf. In ihnen blitzte Unsicherheit auf. Er hätte das Dinner gerne ausfallen lassen und sie direkt wieder nach oben in seine Räume gebracht. In seinem Bett konnte er ihr durchaus überzeugend deutlich machen, wie wenig Sorgen er sich machte.
»Dafür gibt es keinen Grund«, versicherte er ihr. Im Stillen hoffte er, die guten Manieren, die den Dukes of Berkeley im Laufe der Jahrhunderte ins Blut übergegangen waren, würden sich heute Abend durchsetzen. Später, daran bestand für ihn kein Zweifel, hätte sein Vater noch einiges zu sagen, das seine Heirat mit Hathaways Tochter betraf. Aber er zählte darauf, dass dieses Gespräch unter vier Augen stattfand.
Stille.
Wenigstens fühlte sich das Schweigen nicht feindselig an, sondern eher erwartungsvoll. Da er derjenige war, der jemanden geheiratet hatte, den bisher keiner der Anwesenden kannte, war es vielleicht an ihm, diese Stille zu durchbrechen. »Guten Abend. Ich entschuldige mich, wenn wir uns verspätet haben.« Er drehte sich zu Amelia um und nahm ihre Hand, die bisher auf seinem Ärmel geruht hatte. Er küsste ihre Hand. »Ich möchte euch allen meine Frau Amelia vorstellen.«
Diana, die Frau seines Bruders John, erhob sich gnädigerweise. Ihr warmes Lächeln war aufmunternd. Sie trat zu ihnen. Statt einfach Amelia die Hand entgegenzustrecken und sie zu begrüßen, umarmte sie die neue Schwägerin. »Wir freuen uns ja alle so, dass Alex geheiratet hat!«
Gott segne meine großherzige Schwägerin, dachte Alex. Er war amüsiert über ihr formloses Verhalten und zugleich erleichtert.
So sehr er seiner Frau im Vorfeld versichert hatte, sie werde von allen mit offenen Armen aufgenommen, so sehr war er sich der Tatsache gewahr, dass zwischen seinem Vater und Hathaway eine tiefe Feindschaft herrschte. Nach der kurzen, unerfreulichen Konversation mit dem Earl war seine Sorge in dieser Hinsicht noch gewachsen.
Wie immer gab die kühle Regungslosigkeit des Duke of Berkeley wenig von dem preis, was er unter dieser Oberfläche dachte, während er die Tochter seines Feindes ansah, die nun seine Schwiegertochter war. John jedoch schenkte ihr sein berüchtigtes Lächeln. Dieses leise, anerkennende Verziehen seiner Lippen. Natürlich bewundert mein Bruder die unbestrittene Schönheit Amelias, dachte Alex und war überrascht, weil ihn Besitzgier so heftig packte. »Mein Vater, der Duke of Berkeley. Mein Bruder John, Marquess of Busham.« Er begegnete dem Blick seines Vaters standhaft. »Meine Frau, Amelia St. James.«
Er hielt es seinem Vater zugute, dass er nicht zögerte, sondern Amelias Hand nahm und sich mit ausgesuchter Höflichkeit darüber beugte. »Vergebt, dass wir einen Moment überrascht waren. Willkommen in Berkeley.«
Das war nicht gerade eine überschwängliche, herzliche Begrüßung. Aber sein Vater zeigte sich in den seltensten Fällen überschwänglich. Amelia wirkte erleichtert und murmelte eine Antwort. Sie lachte sogar nervös auf, als John ihr respektlos zuzwinkerte und ihre Hand mit weit größerem Enthusiasmus küsste. »Ich bin entzückt«, begrüßte sein älterer Bruder sie. Man könnte glauben, er meinte es tatsächlich so.
»Ich hoffe, du bist nicht zu entzückt«, flüsterte Alex ihm trocken zu. Er zog Amelia zu den anderen Familienmitgliedern und stellte sie ihnen vor. Es
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