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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Aufrichtigkeit war überraschend. Aber Amelia war das lieber als die Täuschungsmanöver und versteckten Andeutungen, die in der Gesellschaft gang und gäbe waren. Sie war aber mit Dianas Selbstbeschreibung nicht einverstanden. Diana St. James strahlte eine andere Art Schönheit aus: ein inneres Glühen, das schwer zu benennen war. Ihre Haut war blass und makellos, ihre Figur etwas zu ausladend, doch das lag zweifellos an der Geburt ihres Kindes. Dennoch war sie hübsch, und sie strahlte etwas Charmantes aus, dem sich auch Amelia nicht entziehen konnte. Sie war ehrlich und heuchelte nicht. Amelia stieß hervor: »Alex hat versucht, mit meinem Vater zu reden, obwohl er wusste, dass es vergeblich wäre.«
    »Das klingt ganz nach Alex. Unter diesem abgebrühten Äußeren verbirgt sich ein sehr sensibler Mann. Was glaubst du, wo er jetzt ist?« Diana hob fragend eine Augenbraue. Ihre Miene war nachsichtig.
    Nachdem die Zofe zu ihnen gekommen war, Amelias Truhe ausgepackt und ihr beim Auskleiden geholfen hatte, damit sie ein Bad nahm, hatte Alex sich in den angrenzenden Raum ihrer Suite zurückgezogen. Amelia vermutete ihn noch immer dort.
    »Männer brauchen manchmal weniger Zeit, um sich fürs Dinner umzuziehen. Er sah aber auch keinen Grund, dich zur Eile anzutreiben. Das war zumindest seine Entschuldigung, als er für ein paar Minuten nach oben ins Kinderzimmer kam. Ich bin so unmodern und verzichte auf eine Amme. Ich hatte Marcus gerade gestillt, und Alex bestand darauf, ihn zu halten, obwohl ich ihn gewarnt habe, er solle vorher sein Dinnerjacket ablegen. Ich meinte auch, er brauche anschließend eventuell ein neues Hemd und eine Krawatte. Aber er war davon unbeeindruckt. Daher wusste ich, dass du allein bist. So konnte ich ungestört vor dem Dinner ein paar Takte mit dir reden.«
    Amelia sank auf eine mit Samt bezogene Polsterbank vor ihrem Toilettentisch. Sie gestand: »Ich stelle mir gerade vor, wie er ein Baby in den Armen hält.«
    »Es ist unbeschreiblich bewegend, wenn man den eigenen Ehemann dabei beobachtet, wie er das gemeinsame Kind hält.« In den braunen Augen der Marquise lag ein warmes Leuchten. »Ein großer, starker Mann mit so einem winzigen Wesen in den Armen. Wenn John in jeder Hinsicht ein starker Mann ist, so ist er doch herrlich hilflos, wenn es um Babys geht. Dabei ist er in allen anderen Dingen so selbstbewusst! Eines Tages wirst du genau wissen, was ich meine, sobald Alex und du mit Kindern gesegnet seid.«
    »Es ist noch zu früh, um über eine eigene Familie nachzudenken«, murmelte Amelia. »Wir müssen erst ein paar Hindernisse überwinden, ehe wir die Situation zusätzlich verkomplizieren.«
    »Darum bin ich auch hergekommen, wie eine echte Schwägerin, die sich einfach einmischt. Die Witwe des Herzogs und der Duke können manchmal etwas einschüchternd sein, aber das wird kein unüberwindliches Hindernis sein.« Diana erhob sich anmutig. Sie schritt zu dem Kleiderschrank und runzelte die Stirn. »Wollen wir ein Kleid aussuchen?«
    Der Abend war plötzlich nicht mehr so bedrohlich, da sie sich der Unterstützung aus dieser Richtung sicher war. »Ja, ich danke dir.« Ihre Stimme klang gedämpft.
    »Wir sind doch jetzt eine Familie, meine Liebe.«
    »Ich habe außer Tante Sophia, die auf jede nur erdenkliche Weise einfach wunderbar ist, noch nie Familie besessen«, gab sie ehrlich zu.
    »Das hat sich jetzt geändert«, informierte Diana sie verschmitzt lächelnd. Sie hielt ein rosenfarbenes Kleid mit silberner Spitze hoch. »Du bist jetzt eine St. James. Wie wäre es mit diesem? Es wird hervorragend zu deiner blassen Haut passen.«

25
    Alex überlegte, wie seine Familie auf Amelia wirken mochte, und verharrte in dem Durchgang zu dem privaten Salon, der sich im Familienflügel des Anwesens befand. Das traditionelle Glas Sherry vor dem Dinner versammelte seine Familie hier auf eine steife Art, die er schon sein ganzes Leben kannte. Er hatte noch nie darüber nachgedacht, wie beeindruckend sie wohl aussahen, wenn sich alle im selben Raum aufhielten. Sein Vater und John waren beide groß und dunkel und standen mit seinem Onkel Edward beisammen in der Nähe eines Kamins, wo sie sich leise unterhielten. Seine Großmutter hatte sich mit Tante Leticia auf einem der mit Seide bezogenen Sofas niedergelassen. Diana saß daneben in einem Sessel und plauderte mit Joel, der nach der Hochzeit ebenfalls von London heraufgekommen war. Das bedeutete, dass sowohl die Details der Hochzeit als auch die

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