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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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dient, hätten wir schon längst von ihm gehört. Darum gehe ich davon aus, dass er ihn in irgendeine Schublade gestopft hat. Oder in einen Schrank oder …«
    »Oder im Garten vergraben«, half er, als sie nicht weitersprach. »Vielleicht hat er ihn vor Jahren weggeworfen, weil er ihn für nutzlos hielt, für wertlosen Plunder, zu dem es kein passendes Schloss gab. Ich weiß ja auch nicht, wozu der Schlüssel Zugang verschafft. Ich finde, du solltest mich endlich einweihen. Du warst ziemlich aufgelöst, als wir in Berkeley House das erste Mal darüber sprachen …«
    »Ich bin nie aufgelöst, Alexander.« Sie unterbrach ihn knapp. In ihrer Stimme schwang Hochmut mit. »Ich will einfach nicht, dass er diesen Schlüssel besitzt, den ich dir bereits detailliert beschrieben habe. Es ist wichtig für mich, du musst mich nicht weiter darüber ausfragen.«
    »Wenn ich mehr Informationen hätte, könnte ich den Schlüssel gezielter suchen. Vergib mir, Großmama, wenn ich denke, dass da mehr ist, als du mir erzählt hast. Der Skandal ist Jahre her. Warum ist dieser verfluchte Schlüssel jetzt auf einmal so wichtig?«
    Sie versteifte sich. »Ich habe dir bereits gesagt, ich möchte es nicht erklären.«
    Majestätisch lehnte sie sich zurück. Sie handelte ganz nach der Maxime der Witwe des Herzog of Berkeley. »Stimmt. Und ich habe aus Respekt und Zuneigung deinem Wunsch entsprochen. Aber du könntest mir bei meiner Aufgabe helfen, wenn du mir erzählst, warum du diesen Schlüssel nach Jahrzehnten plötzlich brauchst. Warum du ihn so dringend haben möchtest, dass ich meinen Hals dafür riskieren soll. Im Augenblick würde es mir genügen zu wissen, welches Schloss der Schlüssel öffnet.«
    »Nein.«
    Der Drang, die Hände verzweifelt in die Luft zu werfen, war stark. Aber da sie vor Hunderten von Augenzeugen miteinander sprachen, reckte er stattdessen trotzig das Kinn. Sie würde es missbilligen, wenn sie in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckten, nicht einvernehmlich beisammenzusitzen.
    Das Orchester stimmte derweil die Instrumente. Die Pause war fast vorbei. Neben ihm saß seine Großmutter kerzengerade auf ihrem samtbezogenen Stuhl. Sie machte auf ihn den Eindruck, als wolle sie definitiv nichts mehr zu dem Thema sagen. Aber dann gab sie nach und sagte: »Ich wusste nicht, was meine Schwägerin getan hat. Mir war nicht bewusst, dass sich der Schlüssel in Hathaways Besitz befindet, bis ich kürzlich eine Nachricht erhielt, die mich von dieser fürchterlichen Tatsache in Kenntnis setzte.«
    »Eine Nachricht? Von wem kam sie?«
    »Alexander, mehr sage ich nicht. Er hat etwas, das unserer Familie gehört, und ich will es zurückhaben. Hathaway wird vermutlich nie erfahren, welche Bedeutung der Schlüssel hat. Und er wird ihn bestimmt nie vermissen. Nur um sicher zu gehen, dass Hathaway nicht zufällig die Bedeutung des Schlüssels entdeckt, will ich ihn in meinen Besitz bringen.«
    Er hätte am liebsten laut aufgestöhnt, weil sie so trotzig klang. Da er für seine Großmutter auch über glühende Kohlen schreiten würde, murmelte Alex: »Kannst du mir nicht ein bisschen mehr entgegenkommen?«
    »Kannst du nicht einfach deine Neugier bezähmen und meinen Wunsch respektieren, alles Weitere für mich zu behalten?«
    Dies war ein Kampf, den er nicht gewinnen konnte.
    »Kümmer dich einfach darum«, fügte sie hinzu, als handele es sich um eine einfache Angelegenheit. Aber bemühe dich mehr. Das schwang deutlich in diesen vier Worten mit.
    »Natürlich.« Sein Lächeln war verbittert, doch sie bemerkte es gar nicht.
    »Hathaways Tochter ist eine wahre Schönheit.« Seine Großmutter vermied es bewusst, in die Richtung zu schauen, in der das Objekt ihres Gesprächs saß. Stattdessen heftete sich ihr Blick auf den gesenkten roten Vorhang. »Ich hoffe, sie hat nicht diesen grauenhaften Mangel an Moral geerbt, der in ihrer Familie vorherrscht.«
    »Großmama«, sagte er leise. Ihn amüsierten ihre Worte. »Ich werde diese Bemerkung über Moral nicht kommentieren, wenn es dir nichts ausmacht. Ist nicht John dein Enkel? Ich glaube, einst war er das Maß aller Dinge, wenn die feine Gesellschaft liederliches Verhalten einordnen wollte. Selbst mein Ruf ist verglichen mit dem von Lady Amelia eher mangelhaft. Ihr Ruf ist ohne jeden Tadel. Aber«, fügte er leise hinzu und gestattete sich, bei dieser Gelegenheit einen letzten Blick zur Loge auf der anderen Seite des Theaters zu werfen, »du hast recht. Sie sieht wirklich bemerkenswert

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