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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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zwischen den Bäumen und verlieh dem Park eine fast geisterhafte Stimmung. Er war verlassen, wie meist zu dieser frühen Stunde, Amelia kannte die Wege inzwischen so gut, dass sie ganz in Gedanken versunken ihr Pferd die Pfade entlangschreiten lassen konnte, ohne ihrer Umgebung allzu viel Aufmerksamkeit zu widmen. Hinter ihr ritt einer der Stallburschen ihres Vaters in angemessener Entfernung. Auf dem Land hatte es ihr freigestanden, jederzeit allein auszureiten, und zuerst hatte sie sich mit der Begleitung unwohl gefühlt, aber inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt.
    Für sie glich das Leben in London dem in einem goldenen Käfig. Sie wurde vom Diktat der gesellschaftlichen Regeln und dem Wunsch ihres Vaters, sie gut zu verheiraten, ebenso eingeengt wie durch die Abneigung gegen Menschenmengen und ihr Atemleiden. Außerdem war da noch die wachsende Anziehungskraft, die Alex St. James auf sie ausübte.
    Verflucht sollte er sein.
    Sie hatte gestern nach der Oper mit ihrer Tante und ihrem Vater gewartet, bis die Kutsche vorfuhr. Dabei hatte sie beobachten können, wie er seiner Großmutter bereitwillig in ihre Equipage half, auf deren Türen das herzogliche Wappen angebracht war. Dann hatte sie beobachten müssen, wie er überaus unhöflich auf dem Absatz kehrtmachte und ins Theater zurückging. Bestimmt wollte er seine italienische Geliebte aufsuchen und ihr zu dem triumphalen Erfolg gratulieren.
    Statt noch an einer spätabendlichen Feier teilzunehmen, hatte Amelia daraufhin Erschöpfung vorgetäuscht und war heimgefahren.
    Die Gestalt tauchte so plötzlich aus einer Nebelbank vor ihr auf, dass sie abrupt an den Zügeln zog. Ihre Stute warf den Kopf. Es war, als käme er direkt aus ihrer Fantasie zu ihr. Sie erkannte ihn sofort, doch sie starrte ihn ungläubig an. Der Mann, der sein Pferd auf sie zu lenkte, hatte sich für seinen Ausritt in einen dunkelbraunen Mantel und eine gelbbraune Reithose gekleidet. Seine polierten Reitstiefel waren mit feinen Wassertröpfchen benetzt. Er trug keinen Hut, und sein dunkles Haar war wie gewöhnlich ein wenig in Unord-
nung.
    Alex.
    Hier. Um diese Uhrzeit.
    » Guten Morgen.« In seiner Stimme schwang das typische, unterschwellige Vergnügen mit. Sie bemerkte, wie er sein unruhiges Reitpferd – ein wunderschöner Hengst – mit leichter Hand im Zaum hielt. »Na so was! Dass ich Euch hier treffe, Lady Amelia …«
    Sie sollte eigentlich nicht dieses erregte Zittern in ihrem Unterleib spüren, aber unglücklicherweise fühlte sie genau das. »Lord Alexander.« Die Begrüßung brachte sie zum Glück recht kühl zustande, weil die Erinnerung an die berauschend schöne Maria Greco noch zu frisch war. »Ich hätte gedacht, Ihr wärt noch im … Bett .«
    Keine Lady würde es wagen, das Bett eines Mannes zu erwähnen. Oder gar andeuten, dass er eine Mätresse hatte. Aber sie hatte gesprochen, ohne weiter darüber nachzudenken. Es war eine automatische Reaktion auf sein überraschendes Auftauchen. Ihre Hände, die in Handschuhen steckten, schlossen sich unwillkürlich fester um die Zügel.
    »Ich stehe gerne früh auf«, erwiderte er unbeeindruckt, als bemerke er die Andeutung – und Unterstellung – nicht, die in ihrer Stimme mitschwang. Sein dunkler Blick war direkt auf sie gerichtet. »Ich dachte, ich könnte an einem morgendlichen Ausritt Gefallen finden. Darf ich mich Euch anschließen? Es wird niemanden stören, keiner wird tadelnd die Brauen heben, denn zu dieser frühen Stunde ist niemand hier, der uns sehen könnte. Außerdem werdet Ihr eskortiert.«
    Dass er offenbar absichtlich hergekommen war, um sie zu sehen, brachte Amelia aus dem Gleichgewicht.
    Er lenkte sein Pferd um einen kleinen Busch herum, ehe er es neben ihres auf den Weg führte. So konnte er neben ihr reiten, ohne erst ihre Antwort abwarten zu müssen.
    Sie reitet jeden Morgen bei Sonnenaufgang im Park aus.
    Amelia wusste nicht, ob sie glücklich oder irritiert sein sollte, weil er Lady Fontaines Aufzählung ihres unüblichen Tagesablaufs aufmerksam gelauscht hatte. »Ich denke, wir befinden uns in einem öffentlichen Park, weshalb ich Euch kaum daran hindern kann.«
    »Natürlich könnt Ihr mich daran hindern«, erwiderte er ruhig. Er saß mit der natürlichen, sportlichen Grazie eines geborenen Reiters im Sattel. »Sagt es ruhig, wenn Ihr wünscht, dass ich verschwinde. Ich werde dann gehen.«
    Ja, das sollte sie ihm wirklich sagen.
    Aber sie tat es nicht. Stattdessen schwieg sie und ließ ihr Pferd

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