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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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lieber Himmel. Wie ist dir denn dieses Gerücht zu Ohren gekommen?«
    »Durch deine Freunde, Tante Sophia.« Amelias Lachen klang freudlos. »Du musst schon zugeben, dass ihr liebstes Gesprächsthema die Frage ist, wer mit wem eine Indiskretion begeht. Ich konnte gar nicht anders, als ihrem Klatsch zu lauschen.«
    Zuerst sah es so aus, als wollte Sophia es leugnen, aber dann lächelte sie reuig und lehnte sich auf dem mit Samt gepolsterten Stuhl zurück. »Menschen und das, was sie tun, sind nun mal spannend, ich finde, es ist ganz natürlich, darüber zu reden. Alexander St. James ist allerdings ein bisschen zu interessant, wenn du mich fragst. Mich schaudert’s bei der Vorstellung, was man sich erzählen könnte, wenn irgendwer von dem kleinen Zwischenfall erfährt, über den ich gestern Abend so zufällig gestolpert bin. Sein Name allein genügt, um dich zu ruinieren, Amelia. Bitte denk stets daran. Du warst doch bisher immer ein sehr besonnenes Mädchen.«
    Das Getöse von Hunderten von Stimmen wurde lauter. In den vergoldeten Logen drängten sich elegant gekleidete Menschen. Die Frauen trugen ihren glitzernden Schmuck zur Schau, die Männer waren nach der neuesten Mode gekleidet. Für ihren Geschmack war es zu warm, aber ansonsten fühlte Amelia sich pudelwohl. In den letzten Tagen war das Wetter sommerlich und klar gewesen, und sie hatte keine gesundheitlichen Probleme mehr gehabt.
    Sie zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. »Es war ein Kuss, mehr nicht. Ich gebe zu, ich fand ihn bezaubernd.«
    »Das ist er, zweifellos«, murmelte ihre Tante.
    Sie wusste, ihr Vater würde schon bald zurückkehren, obwohl es sicherlich nicht leicht war, in dem Theater, das bei der letzten Vorstellung des Don Giovanni zum Bersten gefüllt war, eine Erfrischung zu bekommen. Dennoch blickte Amelia ihre Tante an und bemerkte: »Du hast letztens in der Kutsche gesagt, selbst ohne seinen zweifelhaften Ruf würde Vater St. James kaum als geeigneten Kandidaten in Erwägung ziehen. Wegen seines Nachnamens. Da du mich permanent gescholten hast, bekam ich kein Wort dazwischen, aber ich habe mich seither gefragt, was du damit meinst. Kannst du mir den Grund jetzt nennen?«
    An diesem Abend sah Tante Sophia herrlich aus: Sie trug ein interessantes Ensemble, zu dem einige Yard aus dunkelviolettem Brokat ebenso gehörten wie ein quadratisch geformtes Mieder, das vor zwei Jahrhunderten modern gewesen wäre. Auf einen Turban hatte sie verzichtet, stattdessen trug sie ihre dunkelbraunen Haare zu einer komplizierten Steckfrisur aufgetürmt, die im Stil zu dem Kleid passte, das ihren langen, eleganten Hals betonte. Die Verschrobenheit war ein ganz natürlicher Teil ihrer Persönlichkeit; Amelia konnte nie voraussagen, wie sich ihre Tante für ein bestimmtes Ereignis kleiden würde. Man musste ihrem Vater zugutehalten, dass er mit gequältem Schweigen Tante Sophias Auftritte ertrug, obwohl man deutlich sah, wie wenig ihm diese behagten.
    Er wirkte abends immer leicht gezwungen, wenn Tante Sophia sich zu ihnen gesellte. Aber nicht jeder verachtete sie für diesen einzigartigen Stil. Die meisten Gentlemen drehten sich nach ihr um, wenn Sophia vorbeiging. Amelia hatte mehr als einmal gehört, wie ihre Tante sagte, nachdem sie mit ihrem William verheiratet gewesen sei – wie sie ihren verstorbenen Ehemann stets nannte –, sei sie nicht sicher, ob sie es je noch einmal mit der Ehe versuchen wolle, weil sie eine Enttäuschung fürchtete. Jede Frau verdiente eine gute Ehe in ihrem Leben, behauptete sie immer wieder, aber wenn eine Frau zweimal heiratete, forderte sie ihr Glück damit heraus.
    »Ich hätte das nicht sagen dürfen, glaube ich«, murmelte ihre Tante nach kurzem Schweigen. »Ich war einfach verzweifelt, nachdem ich euch zwei in dieser kompromittierenden Situation ertappt hatte.«
    »Ich werde wohl kaum durch einen einzigen Kuss kompromittiert. Und darf ich dich darauf hinweisen, dass du, ob du es nun hättest sagen dürfen oder nicht, es einfach ausgesprochen hast?« Der tadelnde Ton, der in ihrer Stimme mitschwang, schlug in Schuldgefühle um.
    Sophia zögerte. Dann sagte sie bloß: »Ich weiß nicht genau, was passiert ist. Außerdem bin ich nicht sicher, ob dein Vater wünschen würde, dass ich dir die Geschichte erzähle. Es geht um einen alten Skandal. Nun, es ist lange her, aber vergessen ist er nicht, soweit ich weiß. Die Gefühle zwischen dem Duke und deinem Vater können immer wieder hochkochen. Sie meiden einander. Dein Vater

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