Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
Vom Netzwerk:
stets verschleiert wirkten, einen abschätzenden Blick zu. »Aber hätte ich diesen Tod mit offenen Armen begrüßt? Nein. Obwohl mein Tod bei manchen der gefährlichen Missionen unausweichlich schien. Du wurdest von den Franzosen einmal als Offizier gefangen genommen. Mich als Spion haben sie zweimal erwischt, und ich wäre mit Freuden unter der Folter gestorben, wenn der Vernehmungsoffizier sich beim letzten Mal etwas geschickter angestellt hätte. Es stellt mich heute noch zufrieden, dass ich das Bewusstsein verlor, ehe ich ihnen sagen konnte, was sie hören wollten.«
    Alex erinnerte sich nur zu gut an das staubige, zerfallene Fort, in dem der Feind Michael in einem der luftdichten Räume gefangen gehalten hatte, und an den entsetzlichen Zustand, in dem sein Freund sich befunden hatte, als die englischen Streitkräfte unter seinem Befehl einen Überraschungsangriff gewagt und das Arsenal eingenommen hatten. Sie hatten stillschweigend die Übereinkunft getroffen, nie über das zu reden, was sich während Michaels Einkerkerung zugetragen hatte. Alex war in Gefangenschaft aufgrund seines Rangs mit einem Mindestmaß an Höflichkeit behandelt worden. Aber Spionen wurde keine respektvolle Behandlung zuteil. Wären sie Michael nicht zur Hilfe geeilt, wäre er zweifellos gehängt worden, wenn er nicht schon vorher seinen Verletzungen erlegen wäre.
    »Ich bin jedenfalls nicht bloß aus persönlichen Gründen, sondern auch für England froh, dass du überlebt hast«, murmelte Alex.
    »Das bin ich auch, ehrlich gesagt.« Michael grinste. »Wenn ich krepiert wäre, hätte ich vorhin nicht das Vergnügen gehabt, dir die Fresse zu polieren.«
    »Warte nur auf unseren Kampf nächste Woche. Ist ja nicht nur meine Visage, die verletzt ist«, warnte Alex ihn und lachte reumütig. »Mein Stolz muss auch gerettet werden.«
    »Es hat sich schon als richtig erwiesen, das kleine Cottage zu erwähnen.« Michael hob spielerisch eine Braue. »Soll ich dir die Adresse geben?«

12
… letzte Nacht bist Du im Traum zu mir gekommen. Ich hätte schwören können, dass ich mit Deinem Geruch auf meiner Haut aufgewacht bin. Dass ich Dich auf meinen Lippen geschmeckt habe und mich an das Gefühl erinnerte, wie Dein Haar unmittelbar vor dem Aufwachen durch meine Finger glitt. Wir hielten einander umfasst, Deine Härte bewegte sich in mir, und mein Keuchen wurde von Deinem Mund auf meinem erstickt. Deine Hüften ruhten zwischen meinen Schenkeln. Die Lust war so intensiv, ich wünschte, es hätte nie aufgehört. Dennoch sehnte ich mich zugleich nach der erhabenen Vollendung unseres Liebesakts. Dann erbebtest Du in meinen Armen, und ich triumphierte, weil ich es war, die Dir dieses herrliche Gefühl schenkte. Weil meine Weiblichkeit Dein Verlangen linderte, weil Deine Befriedigung meiner glich.
Mein geliebter Samuel … Wann kannst Du wieder zu mir kommen? Wollen wir uns an unserem üblichen Ort treffen? Ich erwarte einzig die nächste Nachricht von Dir.
Deine liebende Anna.
    Amelia legte den Brief beiseite. Ihre Wangen waren leicht erhitzt. Sie erinnerte sich nicht an ihren Großvater, weil er viele Jahre vor ihrer Geburt gestorben war, aber sie hatte ihn sich immer als Mann mit grauen Haaren und einem Spazierstock vorgestellt. Nie als Objekt der Leidenschaft einer jungen Frau. Sie fühlte sich wie ein Eindringling, doch zugleich war sie nicht nur von der Komplexität menschlicher Gefühle, sondern auch davon fasziniert, wie das Schicksal in ein Leben eingreifen konnte.
    Wenn er damals nicht schon verheiratet gewesen wäre – hätte er um Anna St. James’ Hand angehalten? Hatte er sich nur diese Affäre gegönnt, oder hatte er sich ebenso in sie verliebt, auch wenn das der dynastischen Verbindung zuwiderlief, die er eingegangen war, als er ihre Großmutter heiratete? Er lebte nicht mehr, sodass sie ihn nicht fragen konnte. Deshalb würde sie die Wahrheit wohl nie erfahren.
    Die romantische Seite der Geschichte entging ihr nicht. Aber das Leben vieler Menschen war dadurch offensichtlich zerstört worden, und Anna St. James war so jung gestorben …
    Seit ewigen Zeiten hatten Frauen begehrt, was ihnen nicht gehörte, und sie hatten schlechte Entscheidungen getroffen, wenn sie sich in die falschen Männer verliebten. Sie wollte nicht mit offenen Augen in dasselbe Verderben rennen. Amelia stützte das Kinn in die Hand und dachte an den Unerreichbaren.
    Alex St. James.
    Sein dunkles Haar, das eine Spur zu widerspenstig war. Dunkle Augen, die

Weitere Kostenlose Bücher