Eine skandalöse Braut
Tischchens, während er wartete. Er war nicht richtig nervös angesichts seines Besuchs, aber er war auf der Hut. Er musste das hier allein machen, weil er Amelia keinen Kummer bereiten wollte.
Wenn er sich rechtmäßig verloben konnte, es zu einer offiziellen Hochzeit kam und er zu all dem die Zustimmung ihres Vaters bekam, würde er alles in seiner Macht Stehende dafür tun. Er konnte es wenigstens versuchen. Ihr Glück war sein höchstes Ziel, und wie wichtig ihm dieses Glück war, verriet ihm viel über seine wirklichen Gefühle. Er wollte sie um jeden Preis. Aber wenn es in seiner Macht stand, sollte dies nicht zu Bedingungen geschehen, die ihre gemeinsame Zukunft mit unnötigen Spannungen belasteten. Es war gut möglich, dass sie Kinder bekamen – diese Möglichkeit musste er spätestens seit der gemeinsamen Nacht ernsthaft in Betracht ziehen –, und er versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, diese Kinder zwischen den verfeindeten Lagern der Pattonfamilie und der Familie St. James aufzuziehen.
Diese Sache musste vorher in Ordnung gebracht werden.
»Es tut mir leid, Sir, aber Seine Lordschaft …«
Alex wandte sich um. Sein Gesicht zeigte keine Regung. Schließlich war er der Sohn des Duke of Berkeley, seit seiner Geburt war er mit eisigem Hochmut vertraut. Niemand konnte den gebieterischen Lord so gut geben wie sein Vater.
Der Diener deutete seine Miene richtig. Er trat beiseite. »Ich bin nicht sicher …«
»Aber ich.« Da Alex dieses Stadthaus bereits einmal betreten hatte, als er Amelia auf ihrem Balkon begegnet war, wusste er sehr genau, wo sich das Arbeitszimmer Seiner Lordschaft befand. Er schob sich an dem Butler vorbei, dessen Proteste sogleich verstummten, und zählte die Türen. Er erreichte die richtige Tür und sah Hathaway an seinem Schreibtisch sitzen. Amelias Vater konzentrierte sich auf einen Brief und blickte nicht auf, sondern sagte nur scharf: »Ich hoffe, Sie sind nicht hier, um mir schon wieder St. James’ Karte zu bringen, Perkins.«
»Nein.«
Beim Klang seiner Stimme blickte Hathaway auf. Eine finstere Miene verunstaltete seine Züge. »Verschwindet.«
Kein besonders vielversprechender Anfang. Alex war trotzdem nach wie vor überzeugt, er müsse wenigstens versuchen, dieses Gespräch zu führen. »Ich brauche nur ein paar Minuten Eurer Zeit, Mylord. Es geht um das Wohl Eurer Tochter. Um ihretwillen könnt Ihr mir dies wohl gewähren.«
»Das Wohl meiner Tochter?« Seine Lordschaft stand auf. Er war erzürnt und knallte die flache Hand auf den Brief, der auf seinem Schreibtisch lag. »Ich erwarte eine Erklärung für diese Anmaßung und Euer Eindringen. Und schließt verflucht noch mal diese verdammte Tür, ehe Ihr mir eine Antwort gebt.«
Es widerstrebte ihm, einfach so herumkommandiert zu werden. Aber Alex wollte ebenso wenig, dass ihre Unterhaltung schon in wenigen Stunden im Dienstbotenquartier diskutiert wurde. Er drehte sich um und schloss die Tür. »Ich wollte nicht unerlaubt hier eindringen. Ich spreche bei Euch allein aus Ehrgefühl vor, weil Amelia es verdient. Und Ihr als ihr Vater verdient es auch.«
Das hatte er wenigstens sagen wollen.
Der Earl of Hathaway hielt sich kerzengerade. Sein Gesicht war hart. Er wirkte von den Worten völlig unbeeindruckt. »Ich wüsste nicht, woher Ihr Amelia kennt.«
»Wir bewegen uns in denselben Kreisen.« Alex hatte nicht vor, ihm von seiner Suche nach dem Schlüssel zu erzählen. »Natürlich habe ich sie bemerkt. Sie ist die hübscheste Frau in England.«
»Es interessiert mich nicht, was Ihr über ihr Aussehen denkt. Es zählt allein, dass …«
» Ihr meinen Vater hasst«, vollendete Alex den Satz. Er stand noch, weil der Earl ihn bisher nicht zum Sitzen aufgefordert hatte. Er war uneingeladen gekommen, weshalb der feindselige Empfang keine Überraschung war. Die Stimmung war jedoch schlimmer, als er erwartet hatte, und es wurde auch nicht besser, wenn er die unheilvolle Miene des Mannes richtig deutete. »Zählen für Euch denn ihre Gefühle nicht? Bitte gebt mir eine ehrliche Antwort.«
»Natürlich zählen ihre Gefühle.« Er stieß die Worte knurrend hervor. »Aber ihr Wohlergehen zählt noch viel mehr. Sie ist eine Frau, noch dazu sehr jung. Sie ist außerdem mein Kind, weshalb ich für sie die Verantwortung trage.«
Das war nicht gerade Ausdruck seines aufrichtigen Wunschs, sie glücklich zu sehen, sondern einfach seine pflichtbewusste, elterliche Bindung, bemerkte Alex. Er war genau so, wie Amelia ihn
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