Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
eine Frau sich füreinander entscheiden, obwohl es so viele andere Optionen gäbe?«, fragte sie aus einem plötzlichen Impuls heraus.
»Du erwartest allen Ernstes, dass ich jetzt philosophische Betrachtungen anstelle?« Er schmunzelte, und irgendwie ließ ihn das jünger und sorgloser wirken. »Aber schön: Ich habe absolut keine Ahnung.«
»Es hat in deinem Leben schon andere Frauen gegeben.« Es war keine Frage, sondern eher eine Feststellung, und sie wollte auch gar nichts darüber hören. Deshalb fügte sie rasch hinzu: »Warum bin ich so anders?«
Er antwortete nicht sofort, zog mit einem Finger den Bogen ihrer Augenbrauen nach. »Du bist viel direkter als alle anderen Frauen, denen ich begegnet bin. Ich glaube, es entschied sich in dem Moment, als du mir den Rücken zudrehtest, damit ich dein Kleid öffnen konnte. Da war ich verloren. Es war also nicht deine Schönheit, die den Ausschlag gab, sondern dein Mut, deine Konsequenz. Das zog mich magisch zu dir hin.«
»Ich weiß nicht, ob das wirklich Mut war. Man könnte es auch so definieren, dass ich aus purer Furcht, meiner Familie erneut Schande zu bereiten, so handelte.«
»Du hast nie Schande über sie gebracht, soweit ich das beurteilen kann«, murmelte Damien. »Und ja, es warcouragiert. Jemand mit weniger Mut hätte auch nicht Sebrings Geheimnis um den Preis gewahrt, selbst kompromittiert vor aller Welt dazustehen. Du bist eben unglaublich loyal. Ein Mensch, dem man vertrauen und dem man alles anvertrauen kann. Er hat dir vertraut, und ich tue das ebenfalls. Was sonst selten bei mir vorkommt.«
»Das weiß ich.« Ihre Kehle fühlte sich plötzlich eng an, als würden Tränen darin brennen, obwohl es keinen einzigen Grund dafür gab. Es sei denn, sie weinte vor Glück.
»Liebes.« Seine Fingerspitze fing die erste Träne auf, die über ihre Wange rann. »Ich wollte dich nicht erschrecken …«
»Das hast du nicht.« Sie hob die Hand und berührte seine Wange. »Ich bin einfach … glücklich.«
Für einen Augenblick wirkte seine Miene verletzlich, unsicher, und dafür liebte sie ihn noch viel mehr. Er küsste sie und flüsterte: »Ist das so? Dann glaube ich, dass ich mich ans Glücklichsein gewöhnen könnte.«
Kapitel 26
Seine Lordschaft sei nicht zu Hause, informierte man Damien, doch genau in diesem Augenblick, als er sich zum Gehen wandte, fuhr eine Kutsche mit dem Wappen des Viscount Sebring vor dem Anwesen vor.
Arthur schien sich ehrlich zu freuen, ihn zu sehen, seine Frau hingegen eindeutig überhaupt nicht.
Penelope Kerr, Viscountess Sebring erinnerte sich offensichtlich allzu gut, wie er sich am Abend in der Oper in ihre Angelegenheiten eingemischt hatte. Er kassierte von ihr einen eisigen Blick. Arthurs Frau war keine atemberaubende Schönheit, jedoch auch nicht gänzlich unattraktiv, denn sie hatte schönes dunkles Haar und eine ansprechende Figur. Nur wirkte sie stets missmutig, verbittert und zänkisch, sodass niemand sie als eine liebenswürdige und charmante Frau bezeichnet hätte. Das machten selbst die teuren Kleider und Hüte nicht wett, in denen sie sich wie jetzt gerne präsentierte.
»Lord Damien«, begrüßte sie ihn kalt, was ihre Gefühle perfekt widerspiegelte. »Wie nett, dass Ihr uns besucht.«
Zumindest versuchte sie diesmal die Form zu wahren, dachte er und fragte sich, ob ihre abweisende Haltung lediglich mit ihm zu tun hatte oder ob ihr Hass auf Lily dabei eine Rolle spielte.
Letzteres vermutlich. Inzwischen dürfte ganz London von seinem Interesse an der reizenden Schwester des Earl of Augustine und von seinem offenen Werben um sie wissen. So gesehen müsste Lady Sebring eigentlich todfroh und dankbar sein, dass er die Frau, die sie für ihre ärgste Konkurrentin zu halten schien, heiraten wollte. Außer sie wurde dermaßen von Eifersucht oder von Kummer zerfressen, dass sie völlig blind war für die Realitäten.
»Komm rein, Northfield«, sagte Arthur eine Spur zu fröhlich. »Penelope hat sowieso eine andere Verabredung, da setzen wir uns am besten in mein Arbeitszimmer.«
»Ich kann nicht lange bleiben«, baute er sogleich vor.
Als Antwort darauf kam von Lady Sebring ein kaum hörbares »Gut«.
»Penelope«, rügte ihr Mann sie.
»Ich meinte einen guten Tag, Lord Damien«, sagte sie über die Schulter zu ihm, während ein Lakai ihr bereits den Mantel abnahm.
»Tut mir leid«, sagte Arthur, sobald sie es sich in seinem Arbeitszimmer bequem gemacht hatten. Seine Hand zitterte leicht, als er Brandy in
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