Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)

Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
Vom Netzwerk:
eine Bedrohung darzustellen, doch die Situation verlangte es einfach, dass sie endlich mit der Wahrheit herausrückte. Selbst wenn er ihr ein wenig Druck machen musste und sich später dafür hassen würde.
    »Der Tee ist allenfalls lauwarm«, sagte er nach einer Weile und ging, als sie weiterhin schwieg, zum Teewagen hinüber.
    »Nein, halt. Ich nehme lieber Wein.« Ihre Stimme klang säuerlich.
    Er gestattete sich ein spöttisches Lächeln, das ihr in dem spärlichen Licht jedoch entging. Hätte er ihr Wein vorgeschlagen, würde sie Tee gewählt haben, daran bestand für ihn kein Zweifel. Also reichte er ihr jetzt ein Glas Claret und überlegte, wie er dieses Spiel genau angehen sollte.
    Warum war er überhaupt auf diese Idee verfallen? Zum einen natürlich, weil Sir Charles ihn gebeten hatte, sich um die Sache zu kümmern. Dann wegen Peytons Neffen, der erpresst wurde, und wegen des verschwundenen Dieners. Und irgendwie auch wegen Sebring. Aber musste er sie deshalb aus ihrem Schlafzimmer entführen lassen? Oder gab es noch einen ganz anderen Grund – weil er einfach mit ihr allein sein wollte?
    Letzteres ließ sich jedenfalls nicht damit erklären, dass er als Experte für heikle Missionen mal wieder die Kastanien aus dem Feuer holen sollte. Selbst wenn ihn der Fall Lily irgendwie tangierte, standen bei dieser Entführung eindeutig andere Beweggründe im Vordergrund. Und eines musste er leider zugeben: Diese Situation schien er längst nicht mit solcher Bravour zu meistern wie früher seine Geheimunternehmungen.
    Er ging zu dem Sessel und reichte ihr das Weinglas. »Die Entführung tut mir aufrichtig leid, aber ich brauche wirklich dringend Eure Hilfe.«
    Das überraschte sie. Hilfe? Er erkannte es an ihrem Blick und am Zittern ihrer Finger, als sie das Glas zum Mund hob. Lily nahm einen Schluck und räusperte sich. »Nichts kann so dringend sein, um zu einem so barbarischen Vorgehen zu greifen«, erwiderte sie hitzig und mit funkelnden Augen.
    »Ein Mann könnte sterben. Oder soll ich lieber sagen, dass noch ein Mann sterben könnte?«
    Das brachte sie zum Schweigen, und sie wurde blass. »Das könnt Ihr nicht ernst meinen, oder?«, stammelte sie schließlich.
    »Doch, das tue ich. Todernst.« Er schenkte sich ebenfalls ein Glas Claret ein und trank einen Schluck. »Zugegeben, es war eine recht drastische Maßnahme, jedoch unabdingbar. Unverzichtbar. Wir müssen offen sprechen, und zwar allein. Alles andere wäre gefährlich. Und wo können wir ungestört mehr als ein paar Sätze reden? Nirgendwo. Überall wird man belauscht und beobachtet. Diese Londoner Gesellschaft wacht ja mit Argusaugen über die Tugend junger Damen. Von Eurer gestrengen Mentorin ganz zu schweigen.«
    In Gedanken fügte er hinzu: Außerdem würde ich Euch ohne die Entführung nicht so herrlich derangiert und aufgeregt hier sitzen sehen.
    Lily starrte ihn an. »Ich hoffe, hinter der ganzen Argumentation steckt irgendeine Logik. Zudem darf ich vielleicht erwähnen, dass ich endgültig ruiniert bin, falls das hier herauskommt.« Sie verstummte und fügte atemlos hinzu: »Zweimal wäre definitiv zu viel.«
    »Ach, hier findet Euch niemand, und ich vertraue Alfred bedingungslos. Er wird Euch später wieder heil und ohne Zwischenfälle in Euer Schlafzimmer bringen, ohne dass jemand etwas bemerkt.«
    »Ich hoffe, er lässt mich nicht wie ein Hühnchen zusammengebunden dort liegen.«
    Damien musste über diese gemurmelte Bemerkung lachen. »Für Alfreds grobes Verhalten entschuldige ich mich noch einmal.« Dann wurde er ernst. Seine Finger umschlossen das Weinglas, und im Licht der Lampe funkelte der Wein rubinrot. »Lily, habt Ihr immer noch eine Affäre mit Sebring?«, fragte er. Es ging ihn eigentlich nichts an, aber er musste es einfach wissen. Zumal Lady Sebring das zu vermuten schien.
    Ihre Wimpern flatterten, bevor sie aufschaute und trotzig das Kinn reckte. Herausfordernd blickte sie ihn an. »Ob wir eine Affäre haben? Nein. Allerdings würde ich gerne erfahren, warum Ihr das so dringend wissen wollt? Ist die Antwort auf diese Frage für Euch von persönlicher Bedeutung?«
    Natürlich war sie das auch, doch das mochte er nicht zugeben. »Ich glaube, das Problem ist nicht mein Privatleben, sondern eher das von Lord Sebring, und er hat mich um Hilfe gebeten. Er und ich sind alte Freunde. Wir waren zusammen in Cambridge, und ich würde es sehr begrüßen, wenn Ihr ehrlich zu mir sein könntet.«
    »Seid Ihr eifersüchtig?«
    In ihrer Stimme

Weitere Kostenlose Bücher