Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
schwang eine Schärfe mit, die ihn zögern ließ. Nicht nur das. Ihn überfiel zudem das unangenehme Gefühl, dass ihm etwas entgangen war und dass sie ihn überdies zwingen wollte, seine Eifersucht einzugestehen.
Als er zu ihr hinüberblickte, bemerkte er, dass sie ins Feuer starrte.
Was zum Teufel soll das?
Behutsam erklärte er: »Ich dachte, das zwischen Euch und ihm sei schon lange vorbei, nur glaubt seine Frau offenbar Grund zu der Annahme zu haben, dass es sich anders verhält.« Und wenn es stimmte und man den einflussreichen Schwiegervater hinzuaddierte, dessen Unterstützung er nicht verlieren wollte, dann schien es sehr wohl möglich, dass Sebring erpressbar war.
Weil er sie berührt, weil er sie verführt hatte … Verflucht, dachte Damien. Er hasste die Vorstellung.
»Deshalb habt Ihr mich aus dem Bett zerren lassen? Um darüber zu diskutieren?« Auf ihrem hübschen Gesicht lag ein Ausdruck tiefer Ernüchterung. »Es geht Euch um Arthurs mögliche Untreue? Ich verstehe wirklich nicht, was das mit einer Geschichte zu tun haben soll, bei der es um Leben und Tod geht, Mylord. Und es ist zudem auch kein Thema, über das ich etwas weiß. Falls Ihr hingegen eifersüchtig sein solltet, dann liegt Ihr genauso daneben und seid so blind wie seine Frau.« Sie wandte ihr Gesicht von ihm ab.
Blind? Es traf ihn wie ein Schlag. Seine Perspektive war die ganze Zeit völlig falsch gewesen. Wenn man es aber aus einem anderen Blickwinkel betrachtete, wurde alles klar.
Es war ihr Gesichtsausdruck, der ihm die Wahrheit verriet. Bislang dachte er immer, sie sei verletzt, verbittert, doch jetzt erkannte er die Wahrheit. Sie verbarg etwas vor ihm, und es hing nicht primär mit ihrem ruinierten Ruf zusammen. Damien glaubte zu verstehen, was es mit dieser verpfuschten Flucht der beiden damals auf sich hatte. Und mit ihrer Weigerung, darüber zu reden, und ihrer ständigen Skepsis, wenn es um Männer ging …
In diesem Augenblick war er nicht sicher, ob er seinem alten Freund noch helfen oder ihm lieber einen Kinnhaken versetzen wollte.
Funkensprühend zerbarst ein Scheit im Kamin und durchbrach die Stille.
Kapitel 17
»Lily.«
Seine Stimme klang leise und sanft. Ganz ruhig und beherrscht, doch sie bezweifelte ohnehin, dass Damien Northfield sich jemals nicht völlig unter Kontrolle hatte. Sie wünschte ihn jetzt wirklich nicht anzusehen, denn sie fürchtete sich vor dem, was er als Nächstes sagen könnte.
Gegen ihren Willen blickte sie auf. Er stand neben dem Kamin, die hohe Gestalt vom Feuerschein umspielt, nur sein Gesicht lag im Schatten. »Ich hatte ja keine Ahnung.«
Diese Erklärung war zu mehrdeutig, um darauf antworten zu können, aber sie hatte das bange Gefühl, dass er inzwischen wirklich Bescheid wusste. So wie er sie anschaute, der Mund nur noch eine dünne Linie.
»Ich auch nicht«, gab sie gedämpft zurück. Und in der Tat hätte sie niemals damit gerechnet, in der Nacht ihrer gemeinsamen Flucht ein so qualvolles, ein so peinliches Geständnis von Arthur zu hören. Selbst jetzt, vier Jahre später, verstand sie es noch nicht wirklich.
»Es muss für Euch ein Schock gewesen sein, von seiner Neigung zu erfahren.«
»Ich hatte ja keine Ahnung, dass Männer … Nun, dass sie …« Sie verstummte. Ihr fehlten die richtigen Worte.
»Ihr könnt mir glauben, dass ich Frauen sehr mag. Darum kann ich es genauso wenig verstehen – und muss beispielsweise unablässig daran denken, wie Ihr im Unterkleid ausgesehen habt. Das hat mich nächtelang wach gehalten.«
Die Eröffnung machte sie sprachlos, und ihr Puls beschleunigte sich, während er hörbar die Luft ausstieß. »Ich habe nicht einmal den Hauch eines Gerüchts gehört. Arthur muss sehr diskret gewesen sein. Auch Männer reden. Klatsch ist nicht nur etwas, das sich auf Frauen beschränkt.« Er sprach langsam und wählte seine Worte mit Bedacht. »Sogar damals in Cambridge gab es nicht den kleinsten Hinweis – allerdings habe ich seinerzeit nicht darauf geachtet.«
Seit Arthurs Beichte hatte sie ihr Schweigen nur Jonathan gegenüber gebrochen. Und das diente vor allem dazu, Sebring vor der möglichen Rache ihres Bruders zu schützen, und nicht, um sein Geheimnis auszuplaudern. Wie schwer wog da der Verrat, Damien Northfield ins Vertrauen zu ziehen?
Vermutlich gewaltig. Andererseits schien er es ja bereits gewusst zu haben.
»Mir hat er erzählt, er könne seine Neigung selbst nicht akzeptieren«, sagte sie leise.
»Verstehe ich das richtig: Seine
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