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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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seine Augen überschattete. Aus dem Augenwinkel konnte Lottie sehen, wie Allegra die Schultern hängen ließ, kleiner zu werden schien. Bei dem Anblick hätte Lottie am liebsten frustriert mit dem Fuß aufgestampft.
    »Wer hat dich hereingelassen?«, verlangte Hayden zu wissen.
    »Niemand«, erwiderte Lottie wahrheitsgemäß und gleichzeitig auch trotzig.
    Er richtete seinen anklagenden Blick auf seine Tochter. »Allegra?«
    Das Kind schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Ich habe keinen Schlüssel.«
    Er nahm seinen Hut ab. Und als sie seine Augen sah, wünschte sich Lottie fast, er hätte ihn aufgelassen. »Wie, zum Teufel, seid ihr beide dann hier hereingekommen? Du weißt doch, dass es verboten ist.«
    »Wir haben Entdecker gespielt«, bekannte Lottie und hoffte, damit seine Aufmerksamkeit von dem Kind abzulenken.
    Ihr Plan ging ein wenig zu gut auf. Hayden stellte sich vor sie und forderte sie mit zu Schlitzen zusammengekniffen Augen und zusammengebissenen Zähnen stumm auf weiterzureden.
    Sie hob ihre Schultern in einer Geste der Entschuldigung. »Und, wie du sicher weißt, gibt es für einen Entdecker nichts Verlockenderes als das Verbotene.«
    Einen Augenblick lang flackerte noch etwas anderes in seinen eiskalten grünen Augen auf – etwas, das zugleich gefährlich und betörend war. »Was also hast du getan? Martha den Schlüssel gestohlen?«
    »Natürlich nicht! Ich würde Allegra niemals ermutigen zu stehlen.« Lottie faltete sittsam ihre Hände. »Ich habe das Schloss mit einer Haarnadel geöffnet.«
    Einen Augenblick betrachtete Hayden sie ungläubig, dann lachte er laut auf. »Oh, das ist gut! Du ermutigst meine Tochter nicht zum Stehlen, hast aber keine Skrupel, ihr beizubringen, wie man Schlösser knackt.« Allegra kam um den Flügel herum und zupfte an seinem Ärmel, aber er war zu sehr damit beschäftigt, Lottie finster anzustarren, um es zu bemerken. »Was hast du für die nächste Stunde geplant? Ihr zu zeigen, wie man mit gezogener Waffe eine Kutsche anhält?«
    Ehe Lottie darauf etwas erwidern konnte, zupfte Allegra ihren Vater noch einmal am Ärmel, und diesmal gelang es ihr, seine Aufmerksamkeit auf zu sich ziehen. »Sie hat mir nicht beigebracht, das Schloss zu knacken. Sie hat es selbst getan.« Ihre Stimme wurde lauter. »Und weißt du auch, warum? Weil sie gemerkt hat, dass mir langweilig war und ich unglücklich war, und sie ist die Einzige in diesem Haus, der genug an mir liegt, das zu ändern!«
    Hayden und Lottie starrten sie an, beide gleichermaßen erstaunt über diesen leidenschaftlichen Ausbruch. Nie in einer Million Jahren hätte Lottie es sich träumen lassen, dass Allegra sie verteidigen würde. Während sie das Gesicht des Mädchens betrachtete, fühlte sie eine unerwartete Zärtlichkeit für ihre Stieftochter in sich aufsteigen.
    Hayden jedoch schien nicht unter irgendwelchen sentimentalen Anwandlungen zu leiden. »Deine Stiefmutter kennt sich vielleicht mit den Regeln in diesem Haushalt noch nicht gut aus, junge Dame, du aber schon. Es gibt absolut keine Entschuldigung für deinen Ungehorsam.« Er schüttelte mit ernster Miene den Kopf. »Ich bin zutiefst von dir enttäuscht.«
    »Nun, das ist ja nichts Neues, oder, Vater? Das bist du ja schon immer gewesen.« Es wäre weniger schlimm gewesen, wenn Allegra in Tränen ausgebrochen wäre, aber sie drehte sich um und ging mit steifen Schritten zur Tür, die Hände an ihren Seiten zu Fäusten geballt.
    Mit einem unterdrückten Fluch wandte sich Hayden vom Flügel ab, nur um geradewegs auf das Portrait seiner ersten Ehefrau zu blicken. Lottie war beinahe dankbar, dass sie sein Gesicht in diesem Augenblick nicht sehen konnte. Mit einer Einsicht, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie sie besaß, wusste sie plötzlich, wer links von dem Künstler gestanden hatte, als das Bild gemalt wurde. Justines lachende Augen und ihr Schmollmund galten Hayden.
    »Nach ihrem Tod«, sagte er schließlich mit einer Stimme, die so trocken wie Grabstaub war, »habe ich mehr als vierzehn Tage in diesem Raum verbracht – ich habe mich geweigert, zu essen, zu schlafen, meine Tochter zu sehen. An dem Tag, an dem ich endlich die Kraft fand, durch diese Türen zu gehen, habe ich mir geschworen, nie wieder einen Fuß über diese Türschwelle zu setzen, solange ich lebe.« Steif drehte er dem Portrait und Lottie den Rücken zu, als könnte er es nicht länger ertragen, eine seiner beiden Frauen anzusehen.
    »Es tut mir Leid«, flüsterte Lottie, die zum

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