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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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und ihre Männer abmurksen!«
    »Sie haben vollkommen recht«, sagte Monk barsch. Der Mann schaute ihn angenehm überrascht an.
    »Es steht Ihnen wirklich nicht zu, so etwas zu sagen«, brachte Monk seinen Satz zu Ende.
    Des Wachtmeisters Gesicht verhärtete sich und lief rot an.
    »Also, ich weiß beim besten Willen nich, was Sie von uns wolln. Vielleicht wär’n Sie ja so freundlich und verraten’s mir, dann weiß ich auch, ob ich Ihnen helfen kann.«
    »Wissen Sie, wo Phyllis Dexter sich jetzt aufhält?« fragte Monk.
    Die Augen des Sergeanten füllten sich mit Genugtuung.
    »Und ob ich das weiß. Is gleich nach dem Prozeß von hier verschwunden. Wurde freigesprochen; spazierte aus ’m Gerichtssaal raus und hat noch am selben Abend ihre Siebensachen gepackt.«
    »Wissen Sie auch, wo sie hingegangen ist?« Monk beherrschte sich nur mühsam. Wie gern hätte er dem Kerl das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht gewischt.
    Dessen Wohlbehagen geriet ins Wanken. Er begegnete Monks Blick, und seine Kühnheit ließ ihn im Stich.
    »Ja, Sir. Irgendwo nach Frankreich, hab ich gehört. Wohin genau, weiß ich nich, aber das kann man Ihnen in der Stadt wahrscheinlich sagen. Wenigstens wo sie von hier aus erst mal hin is. Und was ihren jetzigen Aufenthaltsort betrifft, den kriegen Sie bestimmt raus, so ’n Spürhund wie Sie sind.«
    Mehr würde er hier nicht erfahren, also bedankte er sich anstandshalber bei dem Mann und ging.
    Die Nacht verbrachte er im Bull Inn. Am nächsten Morgen machte er sich auf die Suche nach dem Arzt, der mit dem Fall betraut gewesen war. Ihm war recht beklommen zumute. Offenbar hatte er sich hier ziemlich unbeliebt gemacht; die Aggressivität des Wachtmeisters rührte von wochenlanger Furcht und höchstwahrscheinlich so mancher Demütigung her. Monk wußte zur Genüge, wie er sich im Londoner Revier unter Runcorn benommen hatte; er kannte seine spitze Zunge, seine Ungeduld mit Leuten, die weniger fähig waren als er. Und er war absolut nicht stolz darauf.
    Er bog in die entsprechende Straße ein, näherte sich dem Haus des Arztes und stellte mit durchdringender Befriedigung fest, daß es ihm nicht fremd war. Diese spezielle Anordnung von Balken und Putz hatte er schon einmal gesehen. Nach der Hausnummer oder einem Namensschild Ausschau zu halten war überflüssig; er erinnerte sich deutlich, bereits hier gewesen zu sein.
    Mit vor Aufregung enger Kehle klopfte er an die Tür. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis sie endlich von einem alten Männlein mit lahmem Bein geöffnet wurde. Monk hatte gehört, wie es über den Boden schleifte. Das schneeweiße Haar war zur Seite gekämmt und klebte in dünnen Strähnen auf seiner Glatze. Als er Monk erspähte, grinste er ihn zahnlos und freudestrahlend an.
    »Herrschaftszeiten, wenn das nich unser Mr. Monk is!« stieß er mit zittriger Fistelstimme aus. »Gott sei meiner Seele gnädig! Was hat sie denn wieder in unsre Gegend verschlagen? ’n Mord is hier schon lang nich mehr passiert! Jedenfalls nich, daß ich wüßte. Oder täusch ich mich da?«
    »Nein, Mr. Wraggs, ich glaube nicht.« Monk wurde von einer nahezu lächerlich intensiven Hochstimmung erfaßt, so sehr freute ihn der herzliche Empfang. Obendrein konnte er sich auch noch an den Namen des Männchens erinnern. »Ich bin in einer Privatsache hier und würde gerne mit dem Doktor sprechen, wenn’s recht ist.«
    »Was denn, Sir!« Wraggs macht ein langes Gesicht. »Sie sind doch wohl nich krank, oder? Kommen Se rein und setzen Se sich erst mal hin. Ich hol Ihnen gleich ‘n Tröpfchen!«
    »Nein, nein, Mr. Wraggs, ich bin vollkommen in Ordnung, danke schön«, wehrte Monk hastig ab. »Ich komme als Freund, nicht als Patient.«
    »Na, Gott sei Dank.« Der Alte seufzte erleichtert auf. »Dann is ja gut! Wolln Se nich trotzdem reinkommen? Der Doktor macht grade ’nen Hausbesuch, is aber bestimmt bald wieder da. Kann ich Ihnen was anbieten, Mr. Monk? Sie brauchen’s bloß zu sagen, und wenn wir’s dahaben, isses Ihr’s.«
    Es wäre geradezu rüpelhaft gewesen, ein dergestalt großzügiges Angebot auszuschlagen. »Na, dann hätte ich gern ein Glas Apfelwein, ein Stück Brot und etwas Käse, falls vorhanden.«
    »Klar, kommt sofort!« erklärte Wraggs entzückt und humpelte mit Schlagseite zum Salon voraus.
    Mit einem stummen Dankgebet auf den Lippen wunderte sich Monk, welche Freundlichkeit er diesem Männlein wohl hatte zuteil werden lassen, daß er hier derart willkommen war. Fragen konnte er

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