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Eine Squaw wie Dynamit

Eine Squaw wie Dynamit

Titel: Eine Squaw wie Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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ist in ein anderes Haus gezogen. Jetzt wohnt er in der Second Street, das ist die übernächste Seitengasse. Dort wohnen die begüterten Bürger der Stadt.«
    Das erstaunte Lassiter. »Er ist umgezogen? Komisch. Was ist mit seinem Geschäft? Hat er es zugemacht?«
    Der Portier nestelte an der Kerzenlaterne, die er in der Hand hielt. Über seinen dunklen Teint huschten geisterhafte Schatten.
    »Mr. O’Grady hat da jemanden kennengelernt«, sagte er dann. »Nun ja, Mrs. Dexter ist eine sehr wohlhabende Frau. Nach ihrer Scheidung hat sie ordentlich abgesahnt. Sie hat O’Grady ans Herz gelegt, den Laden dichtzumachen. Ihr Vermögen sei groß genug, dass sie beide davon leben können, ohne auf etwas verzichten zu müssen.«
    »Danke für die Auskunft.« Lassiter gab dem Mestizen ein Trinkgeld und folgte seiner Gefährtin ins Zimmer.
    Betsy saß auf dem Bett und zog die Mundwinkel nach unten. »Ich kenne diese alte Schachtel«, sagte sie leise. »Ein Drachen, wie er im Buche steht. Wie konnte sich Ihr Freund nur dazu hinreißen lassen, zu ihr zu ziehen? Jessusmaria! Hat er nicht mehr Stacheln am Kaktus?«
    »Gegen die Liebe ist man nicht gefeit«, murmelte Lassiter im Halbschlaf. »Und Old Marky ist nicht mehr der Jüngste. Die Fünfzig hat er lange hinter sich. Er wird schon seine Gründe haben, dass er so an dieser Lady hängt.«
    Betsy ließ ihre Lippen flattern. »Ich lach mich schlapp. Wäre ich ein Kerl, würde ich einen Riesenbogen um sie machen. Auch wenn sie die einzige Frau auf der Welt wäre.«
    Lassiter hatte Mühe, die Augen offen zu halten. »Woher haben Sie eigentlich Ihre Weisheiten, meine Liebe?«
    Sie wurde verlegen. »Na ja, unter meinen Freiern gibt es welche, die gern mal ihr Herz ausschütten. Man erfährt manchmal recht interessante Dinge. Und einmal, da war ein Steward bei mir, der in einem Pullman-Zugrestaurant arbeitete. Der Bursche hat mir einige Sachen über die gute Mrs. Dexter erzählt, die ganz schön heftig sind.«
    »Wir sind alle keine Musterknaben und -mädchen«, Lassiter sehnte sich nach Schlaf. Das stundenlange Gehopse auf dem Kutschbock hatte ihm ganz schön zugesetzt. »Und morgen nach dem Frühstück sehen wir uns das alte Mädel mal aus der Nähe an. Einverstanden?«
    »Sehen Sie sich vor«, sagte Betsy hintergründig. »Mrs. Dexter ist für manche Überraschung gut. Ich könnte Ihnen da zum Beispiel erzählen, was für einen Coup sie im Expresszug nach San Francisco gelandet hat, vor ungefähr fünf Jahren. Da war sie noch mit ihrem Mann zusammen. George Kelly. Also, da waren …«
    Lassiter hatte die Ohren auf Durchgang geschaltet. Langsam driftete er in den Schlaf hinüber.
    Im Traum sah er sich mit den beiden Indianermädchen Magena und Leotie vor dem Monument Valley entlangreiten. Zuerst ritt er vorneweg, dann übernahm Magena die Spitze, später überholte Leotie sie und führte sie in eine gespenstisch anmutende Schlucht. Der Himmel über der Talsohle war schwarz-violett. Mit einem Mal klaffte eine helle Lücke darin, die von einem gigantischen Totenschädel ausgefüllt wurde, der den fleischlosen Mund zu einem breiten Grinsen dehnte.
    Als das Trugbild verschwand, trat an seine Stelle ein flirrender Sternenhimmel. Dann war alles schwarz.
    Lassiter schlief wie ein Toter.
    ***
    In der Frühstücksstube des Temple Butte Inn roch es nach Kaffee und frisch gerösteten Speck. Aus der Durchreiche zur Küche zog Rauch in den Gastraum, dessen mit Fichtenholz getäfelte Wände mit knallbunten Reklamebildern übersät waren.
    Als Lassiter und Betsy Barrow eintraten, waren sie die einzigen Gäste. Sie setzen sich an einen runden Zweiertisch, gleich neben dem Servicetisch, auf dem Teller und Tassen bereitgestellt waren. Ein Hausmädchen in weißer Schürze kam und fragte, was sie haben wollten.
    Sie bestellten Kaffee nach Cowboyart und zwei Portionen Brateier mit Speck und Weizenbrot. Betsy nahm noch ein großes Glas Milch dazu.
    »Sie haben da gestern etwas über diese Dame gesagt, zu der O’Grady sich hingezogen fühlt.« Lassiter lehnte sich zurück. »Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht mehr so richtig aufnahmebereit war, als Sie mir davon erzählten.«
    Betsy lächelte. »Das habe ich gemerkt, aber da hatte ich meinen Lex schon runtergerasselt.«
    »Tut mir leid, Betsy.« Er rückte zur Seite, als die Bedienung den Kaffee und die Milch abstellte.
    »Eier sind in der Pfanne«, sagte das Mädchen.
    »Alles klar.« Er wandte sich wieder Betsy zu. »Was ist nun mit

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