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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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aber
ein Streifen Land reicht bis auf fünf Meilen an die Stadt heran. Meine Station
nennt sich Midhurst. Adresse: Midhurst/Willstown.»
    Ich notierte sie mir auf meinem Block
und bemerkte, wiederum lächelnd: «Da hatten Sie ja eine sehr weite Reise, Mr.
Harman.»
    «Richtig. Ich kenne auch niemanden in
England außer Miss Paget und einen aus dem Gefangenencamp, der jetzt in
Nord-England wohnt. Der Ort heißt Gateshead. Ich bin eigentlich nur auf Ferien
hier, und da habe ich mir gedacht: ‹Vielleicht interessiert es Miss Paget, daß
ich in England bin.› Ich weiß bloß nicht ihre Adresse.»
    «Eine recht weite Ferienreise, Mr.
Harman.»
    Er lächelte etwas einfältig. «Ja, ich
habe Glück gehabt, ich habe nämlich den Casket gewonnen.»
    «Casket?»
    «Den Goldenen Casket. Gibt’s das bei Ihnen
nicht?»
    «Bedaure, nie etwas davon gehört.»
    «Mein Wort darauf!» rief er. «Ohne
Casket ging’s in Queensland nicht. Das ist die Staatslotterie; aus ihren
Überschüssen werden Spitäler gebaut.»
    «Aha! Da hatten Sie also einen
Treffer.»
    «Mein Wort darauf!» rief er abermals.
«Und ob das ein Treffer war! Tausend Pfund — das heißt: keine englischen
natürlich, sondern australische, aber für uns sind es tausend Pfund. Bei jedem
Casket kaufe ich mir ein Los; das tut jeder. Denn wenn du keinen Treffer
bekommst, bekommst du ein Spital, und manchmal nützt einem das Spital mehr als
ein Treffer. Sie sollten bloß das Spital sehen, das der Casket in Willstown
gebaut hat! Drei Krankenzimmer und in jedem zwei Betten. Zwei Schwesternzimmer.
Außerdem ein Haus für den Arzt; nur haben wir bis jetzt noch keinen Arzt
gefunden, der zu uns wollte. Willstown ist nämlich ein bißchen abgelegen. Aber
wir haben einen Röntgenapparat und eine Radioanlage, mit der die Schwester die
‹Cairns Ambulance› — das ist ein Flugzeug — bestellen kann. Ohne den Casket
ging’s einfach nicht.»
    Ich muß gestehen, daß mich das
einigermaßen interessierte. «Der Casket bezahlt auch das Flugzeug?» fragte ich.
    «Nein. Für die ‹Cairns Ambulance› zahlt
bei uns jeder, das heißt: jede Familie im Jahr sieben Pfund. Wenn dann einer
krank wird und muß nach Cairns, dann ruft die Radioschwester Cairns an; das
Flugzeug kommt und fliegt den Kranken ins Spital, und das kostet dich keinen
Penny. Nur sieben Pfund im Jahr.»
    «Wie weit ist es von Ihnen nach
Cairns?»
    «Rund dreihundert Meilen.»
    «Zur Sache: Sagen Sie, Mr. Harmann,
woher wußten Sie, daß ich Miss Pagets Anwalt bin?»
    «Damals in Malaya hat sie mir gesagt,
sie ist aus Southampton. Die Adresse habe ich nicht gewußt. Da bin ich eben hin
und habe mir ein Hotel zum Übernachten gesucht; ich dachte, sie wüßte gern, daß
ich in England bin. Dann habe ich im Telefonbuch gesucht und herumgehört, aber
ich habe weiter nichts gefunden als eine Tante an der Nordküste von Wales.
Colwyn Bay nennt sich der Ort.
    «Sie sind aber nicht hin?»
    «Mein Wort darauf! Die Tante hat
gedacht, ich bin irgend so ein Schwindler», erzählte er völlig unbeschwert.
«Sie wollte mir absolut nicht sagen, wo ihre Nichte wohnt. Auch sonst nichts.
Ich soll mich an Sie wenden, Sie seien der Treuhänder. Da habe ich mich auf der
Fahrt hierher erkundigt, was ein Treuhänder ist, und ging hier nach dem
Chancery Lane. Ja, da wären wir nun.»
    «Wann sind Sie in England angekommen?»
    «Donnerstag. Vor fünf Tagen.»
    «Ihr Schiff ist wohl in Southampton
gelandet?»
    Er schüttelte den Kopf. «Ich bin
geflogen, mit der Quantas. Wissen Sie, ich habe einen ganz guten Verwalter; der
vertritt mich in Midhurst. Aber auf die Dauer geht das nicht; Jim Lennon
schafft’s wohl eine Zeitlang, aber länger als drei Monate wegzubleiben, möchte
ich doch nicht riskieren. Momentan ist in der Gulf Country ja eine ruhige Zeit.
Wir haben dieses Jahr erst im März gemustert und im April das Vieh nach Julia
Creek getrieben, wissen Sie: zur Verladung; das ist doch die Endstation! Ich
hatte etwa vierzehnhundert Stück überzählig; die habe ich zur Mast nach
Rockhampton verkauft, und als ich sie in den Waggons hatte, mußte ich gleich
wieder nach Midhurst wegen des Bohrtrupps. Ich hatte doch Mrs. Spears — das ist
die Besitzerin von Midhurst — dazu gebracht, daß sie uns beim Willow Creek
bohren läßt; der liegt zirka zwanzig Meilen südwestlich von meinem Gehöft,
damit das trockene Ende dort endlich Wasser bekommt, und das hat es jetzt. Die
Bohrung war bonza! Täglich über fünfzehntausend Liter alles in allem;

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