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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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dann sind Sie mit der
‹Dakota› in zweieinhalb Stunden in Cairns.»
    «Und wann wäre ich mit der Eisenbahn
dort?»
    «Ich kann es Ihnen nicht genau sagen.
Ich glaube, von Townsville geht nicht jeden Tag ein Zug nach Cairns. Sie müßten
schon mit drei Tagen rechnen. Am raschesten ginge es, wie gesagt, im Flugzeug
via Curry-Townsville.»
    «Jaja, ich weiß.» Sie rechnete weniger
mit den Tagen als mit den Kosten. Aber die Aussicht, bei dieser schwelenden
Hitze drei Tage in einem Outback-Zug sitzen zu müssen, schien ihr alles andere
als verlockend. «Ist es nicht billiger, wenn ich hierbleibe und Mittwoch
nächster Woche mit der ‹Dakota› fliege?»
    «Bedeutend!» versicherte der Pilot.
«Von hier nach Cairns kostet der Flug zehn Pfund fünfzehn. Zurück nach Curry
und von dort über Townsville käme auf etwa dreißig Pfund.»
    «Ist der Gasthof hier teuer?»
    «Pro Tag etwa zwölf Shilling sechs. Al!»
rief er den mit dem Treibstoff Beschäftigten an: «Was berechnet Mrs. Connor pro
Tag für Pension?»
    «Zehn Shilling sechs», kam es zurück.
    Joan machte einen raschen Überschlag
und kam zu dem Ergebnis, sie werde, wenn sie hier die «Dakota»-Maschine
erwarte, sechzehn Pfund sparen.
    «Ich denke, ich bleibe hier; dann komme
ich billiger weg, als wenn ich mit Ihnen zurückfliege.»
    «Sie haben ja keine Ahnung, Miss Paget,
wie’s in dem Hotel aussieht!»
    «Wie im ‹Hotel Post Office› in
Cloncurry?»
    «Noch primitiver. Das WC ist auf dem
Hinterhof.»
    Sie lachte. «Muß ich mein Zimmer
verrammeln und einen Revolver mit ins Bett nehmen?»
    «Oh, in der Beziehung», sagte er leicht
gekränkt, «in der Beziehung brauchen Sie keine Angst zu haben. In moralischer
Hinsicht ist das Haus ziemlich einwandfrei. Nur eben ohne Komfort.»
    «Ich denke, ich werd’s überleben.»
    Während dieses Gesprächs hatte sich ein
zweites Fahrzeug genähert, ein Lieferwagen mit zwei Insassen, die Joan
neugierig musterten. Der Pilot nahm ihren Handkoffer, stellte ihn hinten
hinein; der Fahrer half ihr auf den gedeckten Sitz an seiner Seite. Gott sei
Dank war sie endlich der prallen Sonne entronnen. Der Wagen fuhr zum Ende der
asphaltierten Rollbahn.
    «Bleiben Sie in Willstown?» fragte der
Chauffeur.
    «Ich wollte Joe Harman besuchen, aber
es heißt, er ist weg. Falls Mrs. Connor ein Zimmer frei hat, bleibe ich bis
nächsten Mittwoch hier und fliege dann mit der ‹Dakota› nach Cairns.»
    Er sah sie von der Seite an und
bestätigte: «Harman ist nach England. Sind Sie Engländerin?» fragte er.
    «Richtig!»
    Er strahlte. «Meine Eltern sind auch
aus England», versicherte er stolz. «Mein Vater ist in Lewisham geboren; das
gehört, glaube ich, zu London, und meine Mutter stammt aus Hull. Mein Name ist
Small», stellte er sich vor.
    Der Wagen verließ das Rollfeld und
rumpelte holpernd über den staubigen, ausgedörrten Weg, der in den Ort führte.
Staubwolken hüllten sie ein; der Motor spie und ratterte, jeder Bestandteil der
Maschinerie machte auf eigene Weise Radau.
    «Warum ist Harman nach England?» schrie
das Mädchen, um sich verständlich zu machen. «Was hat er denn dort zu tun?»
    «Nur zum Vergnügen ist er hin», schrie
Small zurück. «Er hat doch seinerzeit den Casket gewonnen.»
    Für Joan war dies ebenso spanisch wie
für mich.
    «Um diese Jahreszeit hat man auf einer
Station sowieso nicht viel zu tun.»
    «Glauben Sie», schrie sie zurück, «daß
man im Gasthof ein Zimmer für mich hat?»
    Er bejahte es laut und vernehmlich.
«Kommen Sie direkt aus England?» fragte er.
    «Ja!»
    «Wie steht’s denn daheim auf der Insel
mit der Rationierung?»
    Während das Flugzeug in Staub gehüllt
durch die öde Landschaft der sogenannten Stadt polternd entgegenwackelte,
orientierte sie ihn über die kärglichen Rationen im Mutterland.
    Endlich tauchte zu ihrer Rechten eine
Bretterbude auf, fünfzig Schritt weiter zur Linken eine zweite; eine dritte
erschien ein Stück weiter vorn, und dort waren sie auf der Hauptstraße. Der
Wagen hielt vor einem einstöckigen Gebäude. An der Veranda der ersten Etage sah
man ein leicht verwittertes Schild mit der Inschrift: «Hotel Australien».
    «Da wären wir!» sagte Mr. Small.
«Treten Sie, bitte, ein! Machen Sie sich’s bequem! Ich suche inzwischen Mrs.
Connor.»
    «Hotel Australien» wies nicht weniger
als sechs Schlafkammern auf, und alle sechs betrat und verließ man von der
Veranda aus. Fußböden und Türen waren aus Holz, aber sonst bestand das ganze
Hotel aus

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