Eine Tiefe Am Himmel
widerfahren war, und der wusste, was Nau und Brughel immer wieder Qiwi Lin Lisolet antaten. Er hätte sie schroff zurückweisen und gehen müssen, aber irgendwie brachte er es nicht fertig. Vielmehr schwebte er am Ort und sah verlegen und verwirrt aus. Ja. Eines Tages. Eines Tages, Kind, wirst du gerächt werden.
SECHSUNDZWANZIG
Ritser Brughels Wohnung und Befehlsstand befanden sich an Bord der Unsichtbaren Hand. Er fragte sich oft, wie die Krämer auf einen derart perfekten Namen gekommen war, der in zwei Worten das Wesen des Sicherheitsdienstes ausdrückte. Jedenfalls war die Hand der am wenigsten beschädigte von allen Schiffsrümpfen, sei es der Dschöng Ho oder der Aufsteiger. Die Quartiere der Flugbesatzung waren intakt. Das Haupttriebwerk konnte wahrscheinlich mehrere Tage lang eine Beschleunigung von einem g aufrechterhalten. Seit der Übernahme waren die Kommunikationen und die elektronischen Abwehrmaßnahmen nach den Standards der Aufsteiger neu eingerichtet worden. Hier auf der Unsichtbaren Hand war er so ziemlich ein Gott.
Leider war physische Isolation kein Schutz gegen einen Geistfäule-Ausbruch. Der Ausbruch wurde von emotionellem Ungleichgewicht im fokussierten Geist ausgelöst. Das hieß, er konnte sich über Kommunikationsnetze ausbreiten, obwohl das normalerweise nur unter eng zusammenarbeitenden Blitzköpfen vorkam. Daheim in der Zivilisation waren Geistfäule-Ausbrüche eine ständige, aber drittrangige Sorge, einfach ein weiterer Grund, Ersatzleute vorrätig zu halten. Hier im gottverlassenen Nirgendwo waren sie eine tödliche Bedrohung. Ritser hatte den Ausbruch fast ebenso schnell wie Reynolt wahrgenommen – doch er konnte es sich nicht leisten, seine Blitzer abzuschalten. Wie üblich kümmerte sich Reynolt nicht vorrangig um seine Belange, doch er kam zurecht. Sie teilten die Schnüffler in kleine Gruppen auf und betrieben jede getrennt von den anderen. Die daraus folgenden Informationen waren fragmentiert; ihre Logs würden eine Menge späterer Analyse erfordern. Doch nichts Großes war ihnen entgangen… und später würden sie alle Einzelheiten aufholen.
In den ersten zwanzig Kilosekunden verlor Ritser drei Schnüffler an den Geistfäule-Ausbruch. Er ließ sie von Omo entsorgen und die anderen in Betrieb halten. Er flog nach Hammerfest hinunter und hatte eine lange Besprechung mit Tomas Nau. Es sah so aus, als würde Reynolt mindestens sechs Leute einbüßen, darunter einen großen Brocken von ihrer Übersetzungsabteilung. Der Führende Hülsenmeister war von Brughels geringerer Verlustrate gehörig beeindruckt. »Halten Sie Ihre Leute online, Ritser. Anne glaubt, dass die Übersetzer in dieser verdammten Spinnendebatte Partei ergriffen hätten, dass der Geistfäule-Ausbruch eine Eskalation normaler Meinungsverschiedenheiten unter Blitzköpfen gewesen sei. Das mag sein, aber die Debatte lag ziemlich weit weg vom Fokus-Zentrum der Übersetzer. Wenn sich die Dinge stabilisieren, möchte ich, dass Sie jede Sekunde von Ihren Aufzeichnungen durchgehen und sie nach verdächtigen Ereignissen durchforsten.«
Nach weiteren sechzig Kilosekunden stimmten Brughel und Nau darin überein, dass die Krise vorbei sei, zumindest für die Sicherheits-Blitzer. Hülsensergeant Omo stellte die Konsultation seiner Schnüffler mit Reynolts Leuten wieder her, aber über eine gepufferte Verbindung. Er begann mit einer detaillierten Durchsicht der unmittelbaren Vergangenheit. Das Debakel hatte in der Tat Ritsers Operation lahmgelegt, allerdings nur für sehr kurze Zeit. Etwa tausend Sekunden lang hatten sie die Funksicherheit völlig verloren. Genauere Untersuchungen zeigten, dass nichts an irgendein äußeres Sonnensystem gesendet worden war; ihre langfristig angelegte Geheimhaltung war intakt. Lokal hatten die Übersetzer etwas an den Kontrollfiltern vorbeigeschrien, doch die Spinnen hatten nichts bemerkt; kein Wunder, da die chaotischen Übertragungen wie vorübergehendes Rauschen wirkten.
Am Ende musste Ritser zu dem Schluss kommen, dass der Geistfäule-Ausbruch einfach sehr großes Pech gewesen war. Doch inmitten der Trivialitäten gab es ein paar sehr interessante Kleinigkeiten.
Normalerweise blieb Ritser auf der Brücke der Hand, wo er eine Befehlsperspektive auf den Gemengehaufen bei L1 und die weit entfernte Arachna wahren konnte. Da aber Ciret und Marli in Hammerfest aushalfen, blieben nur Tan und Kal Omo, um die nahezu hundert Schnüffler zu betreiben. Also kramte er zusammen mit
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