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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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Schneewittchen arglos. Melissa reichte der Freundin die Flasche, aus der sie selbst bereits getrunken hatte. Sie trank auch mit Frau Tietze-Mühlberger aus der gleichen Karaffe. Vor allem musste man dadurch annehmen, die Anschläge hätten ihr gegolten."
    Johannes atmete hörbar durch. "Und der Tunnel in der Hecke? Hätte sie den dann auch eigenhändig angelegt?"
    "Was ist daran so abwegig? Wer einen Mord auf sich nimmt, schafft auch solche Kleinigkeiten. Doch das war sicher überhaupt nicht notwendig. Vermutlich war diese Schneise wirklich schon vorhanden, vielleicht hat sie sie auch zufällig entdeckt."
    "Langsam beschleicht mich das unangenehme Gefühl, du könntest glauben, was du da redest."
    "Du wolltest doch, dass ich den Advocatus Diaboli spiele."
    "Und das machst du ziemlich gut. Ich bin froh, dass du Psychologin und nicht Staatsanwältin geworden bist. Dich möchte ich nicht auf der Gegenseite haben."

34.
    Trotz des weiterhin gegen Melissa bestehenden Verdachtes wurde natürlich auch intensiv in andere Richtungen ermittelt. Die Polizei wollte wissen, ob jemandem im fraglichen Zeitraum eine verdächtige Person in der Nähe des Grundstücks aufgefallen sei. Die gesamte Nachbarschaft wurde befragt.
    Frau Steffen sorgte in diesem Zusammenhang für Irritationen, weil sie vom Auftauchen eines Außerirdischen berichtete. Als Melissa mir davon erzählte, erschien zum ersten Mal nach langer Zeit wieder ein Lächeln auf ihrem Gesicht. "Das ist ein junger Mann, der regelmäßig jeden Abend am Haus vorbei joggt. Frau Steffen hat ihn natürlich zuerst bemerkt und dabei auch festgestellt, dass er wie ein Außerirdischer aussehen würde. Als ich ihn dann zum ersten Mal gesehen habe, wurde mir klar, wie sie darauf kommt. Er hat eine Glatze und ein schmales, sehr blasses Gesicht. Weil er auch fast keine Augenbrauen und Wimpern hat, wirkt es wie eine Maske, tatsächlich ein bisschen so wie man die Außerirdischen in Filmen darstellt. Und dann trägt er manchmal auch noch einen silbernen Overall. Er ist schon ein eigenartiger Typ. Aber er ist sicher total harmlos."
    Die Polizei sah das mit der Harmlosigkeit anders und suchte intensiv nach dem Mann. Er war von vielen gesehen worden und bald konnte ermittelt werden, dass er jeden Abend mit der S-Bahn ankam und auch, wo er einstieg. Dass er über 30 Minuten fuhr, nur um hier zu joggen, machte ihn verdächtig. Als sich dann in der Hecke auch noch Stoffpartikel von seinem Overall fanden, wurde es richtig eng für ihn. Für die Tatzeit konnte er allerdings ein hieb- und stichfestes Alibi vorweisen. Da war er auf seiner Arbeitsstelle gewesen. Es blieb beim Vorwurf des Voyeurismus, denn er musste einräumen, Melissa regelmäßig von der Hecke aus beobachtet zu haben. Melissa nahm das sehr gelassen auf und meinen dringenden Rat, sich blickdichte Vorhänge anzuschaffen, befolgte sie auch nicht. "Ich käme mir vor wie in einer Gruft", begründete sie ihre Ablehnung.
    Auch ich wurde befragt, ob ich etwas Auffälliges beobachtet hätte. In diesem Zusammenhang fiel mir unsere merkwürdig gekleidete Stalkerin wieder ein. Seit ich ihr in dem Zeitschriftenladen aufgelauert und sie die Flucht ergriffen hatte, war sie nicht wieder in Erscheinung getreten. Das war inzwischen schon ein paar Wochen her. Trotzdem wurde nach ihr gesucht, allerdings ohne Erfolg. Sie war wie vom Erdboden verschluckt.
    Die Ermittlungen schienen in einer Sackgasse zu stecken und niemand war darüber unglücklicher als Johannes. "Es muss doch irgendeine Spur geben", sagte er immer wieder. "Der Täter muss Melissa schon in Dahrenried gekannt und bis hierher verfolgt haben. Ich vermute Eifersucht oder enttäuschte Liebe als Motiv."
    "Was ist eigentlich aus der jungen Frau geworden, die damals als Hauptverdächtige erschien, weil sie Melissas Bild zerstört hatte?", fragte ich.
    Johannes winkte ab. "Sie lebt inzwischen in den USA und macht da eine Ausbildung. Sie kommt als Täterin nicht in Frage."
    Immer wieder bat er Melissa, gründlich zu überlegen, wer eine derartig anhaltende Feindschaft gegen sie hegen könnte, doch ihr fiel niemand ein. Überhaupt schienen sie die aktuellen Ereignisse und ihre eigene gefährdete Position seltsam unberührt zu lassen. Ich führte keine Hypnose mehr mit ihr durch, sondern konzentrierte unsere Gespräche ganz auf die Verarbeitung der jüngsten Geschehnisse.
    Professor Thorald Tietze-Mühlberger hatte den Kontakt zu ihr völlig abgebrochen, was sie kühl und scheinbar gelassen

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