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Eine Tote im Arm

Eine Tote im Arm

Titel: Eine Tote im Arm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Marty Jennings’ Haus
verlassen hatte, mußte er sich ihrer entledigt haben — und zwar rasch! Sie
mochte nicht für alle Zeiten beseitigt worden sein — dazu konnte er gar nicht
genügend Zeit gehabt haben —, aber er konnte sie auch nicht einfach irgendwo im
Gebüsch haben liegenlassen, wo bestimmt irgend
jemand darüber stolpern würde. Er mußte sie also vorübergehend in
ein Versteck gebracht haben, wo sie niemand fand, bis er später Gelegenheit
hatte...
    »Was,
zum Kuckuck, ist mit Ihnen los, Mr. Holman ?« fragte Giles mit leicht unsicherer Stimme. »Sie sehen
aus, als ob Ihnen eben ein Gespenst begegnet wäre .«
    »Ich
habe mir eben etwas überlegt«, antwortete ich vage. »Ein ziemlich verrückter
Einfall, aber es lohnt sich, ihm nachzugehen .« Ich
stand auf. »Rufen Sie Fessler heute nicht mehr an, das hat noch Zeit bis zum
Morgen .«
    »Sie
gehen weg ?« Er runzelte besorgt die Stirn. »Was, zum
Kuckuck, soll ich mit dem Rest der Nacht anfangen ?«
    »Das
ist Ihre Sache«, sagte ich. »Bloß ermorden Sie das >Liebe Herz< nicht,
denn dazu ist der Zeitpunkt nicht geeignet .«
     
     
    Das
vernachlässigt aussehende, dem Strand von Santa Monica zu liegende
Appartementhaus war still, als ob seine Bewohner fortgegangen seien — und
vergessen hätten, daß sie hier wohnten und nie wieder zurückkehren würden. Ich
versuchte, die Tür im ersten Stock zu öffnen, und stellte fest, daß sie nicht
verschlossen war. Das war nicht abwegig, da ich mich erinnerte, daß ich
wahrscheinlich der letzte gewesen war, der heute morgen die Wohnung verlassen hatte. Innen knipste ich
die Lichter an und schloß die Tür hinter mir.
    Die
düstere Atmosphäre des Wohnzimmers schien mich förmlich mit einer Art finsterer
Befriedigung zu umfangen. Die öde Einrichtung, der jeder Funken Individualität,
jede persönliche Note fehlte, löste eine plötzliche tiefe Niedergeschlagenheit
bei mir aus. Ich zündete mir eine Zigarette an und ging in die Küche, wobei ich
mich hoffnungsvoll fragte, ob wohl von der vorhergehenden Nacht noch etwas in
der Ryeflasche übriggeblieben sei. Dem war natürlich
nicht so. Ich kehrte ins Wohnzimmer zurück und ging dann ins Schlafzimmer. Die
Bettüberzüge bildeten noch immer einen zusammengeknüllten Haufen auf dem Bett,
eine gedämpfte Erinnerung an die Leidenschaft der vergangenen Nacht. Ich
öffnete den Schrank und betrachtete die Reihe der dort aufgehängten Kleider —
dieselben, auf die ich an diesem Morgen einen flüchtigen Blick geworfen hatte —
und schob sie auf die eine Seite. Die Kleiderbügel kreischten schwach
protestierend, während sie dem einen Ende der Stange zuglitten, und die Kleider
bauschten sich ärgerlich.
    Es
gab also ein Mädchen namens Dixie .
    Ihre
Leiche stand, in einen blutbefleckten schmutzigen Teppich gehüllt, gegen die
Ecke des Schranks gelehnt, wo die auf den Bügeln hängenden Kleider sie vor
forschenden Blicken verborgen gehalten hatten. Ich blieb eine ganze Weile
einfach stehen und starrte sie an, sah den oberen Teil ihres Kopfes aus dem
Teppich herausragen und die langen Strähnen rotblonden Haares, die über den
Rand hinunterhingen.
    Ich
wußte, daß ich sie mir näher betrachten mußte - daß ich den leblosen, in diesen
unvorstellbaren Teppich gewickelten Körper aus dem Schrank herausheben - daß
ich diese schmutzige obszöne Umhüllung lösen mußte, um festzustellen, wie das
Mädchen umgekommen war.
    All
dies wußte ich, aber es nützte nicht das geringste .
Meine Finger weigerten sich, sich auch nur zu biegen, geschweige denn, sich
nach der Toten auszustrecken.
    Etwa
fünf lange Sekunden stand ich da, ohne mich zu bewegen, und spürte den kalten
Schweiß auf meinem Gesicht. Dann hörte ich unmittelbar hinter mir einen
schrillen, hohen, pfeifenden Laut, und fast gleichzeitig wurde ich unter einer
scheußlich vertrauten Lawine explodierender Blitze und Schmerzen begraben.

ACHTES KAPITEL
     
    I ch
drückte zum zweitenmal auf den Summer, wobei ich
meinen Daumen mit einer Art Befriedigung auf den Knopf drückte, als handle es
sich um Russ Robuts Auge.
Die Tür wurde plötzlich geöffnet, und ein mit einem Turban versehenes Haupt
erschien, einen verblüfften Ausdruck in den großen Augen, die hinter der Brille
mit dem dicken Rand auf und ab huschten.
    »Mr. Holman ?« Sie starrte mich noch etwas länger an.
»Unsere Abendessensverabredung galt erst für morgen abend ,
erinnern Sie sich ?«
    »Ich
erinnere mich«, erklärte ich ihr. »Aber der heutige

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